Von Klaus Barnstedt
Man darf gespannt sein, ob Jakob Augstein heute Abend zu Lutz Bachmann in Dresden auf die Bühne steigt, ihn versöhnlich umarmt und sich als Repräsentant europäischer Werte feiern lässt.
Eine Woche Zeit hatte der Journalist und Herausgeber der Wochenzeitung „der Freitag“ nun schon, um sich auf solch eine Demonstration seiner Friedfertigkeit vorzubereiten.
Man muss schließlich klein anfangen, wenn man Großes vorhat!
Hält Augstein es doch in seiner Kolumne auf Spiegel-online in der letzten Woche tatsächlich für sinnvoll, „wenn der Westen der islamischen Welt beweisen würde, dass die wahre Stärke in Vergebung und Friedfertigkeit liegt.“
Islamistische Terroranschläge, Schwamm drüber? Fehlgeleiteten, barbarischen Gotteskriegern auch noch die andere Wange hinhalten in der Hoffnung, dass sie nicht erneut zuschlagen?
„Vergebung“? Aus christlicher Sicht der Nächstenliebe sicher kein Problem, wenn derjenige, der ein Unheil angerichtet hat, sein Handeln ernsthaft bereut.
Andernfalls kann die geforderte christliche Mission mächtig ins Auge gehen. Bevor man die Nagelprobe mit dem IS anstellt, muss jemand, der solch einen Vorschlag macht, aber erst einmal seine eigene „Friedfertigkeit“ und vor allen Dingen Friedensfähigkeit unter Beweis stellen.
Was bietet sich da besser an, als auf einen innenpolitischen Feind zuzugehen und zu versuchen, sich mit ihm auszusöhnen?
Im eklatanten Unterschied zum IS wäre für Augstein PEGIDA geradezu die reinste Spielwiese. Hier könnte er sich für die ihm vorschwebende völkerverbindende Mission des Westens gegenüber dem IS warmlaufen.
Aber Vorsicht! Wenn es in Dresden gelingen sollte, das Kriegsbeil zu begraben, indem man gemeinsam Hand in Hand durch die sächsische Landeshauptstadt spaziert, meinetwegen mit vorher ausgehandelten Kompromiss-Slogans, heißt das noch lange nicht, dass auch mit dem IS eine schnelle Verbrüderung zu erzielen wäre.
Auch wenn man noch so versöhnungsbereit und friedfertig wäre.
„Krieg führen kann jeder.“ schreibt Augstein. Welch ein Unsinn, wenn er damit eine militärische Auseinandersetzung im Rahmen der Möglichkeiten meint, zu der beispielsweise die Nato in der Lage ist.
Nach bisherigen Einschätzungen, Reaktionen und Vorgehensweisen der politisch Verantwortlichen werden noch sehr lange auf diejenigen Kräfte die Hauptlast der Gefahrenabwehr von islamistischem Terror abgewälzt, die für die innere Sicherheit zuständig sind.
Fast scheint es so, als wäre die Bekämpfung eines innenpolitischen Gegners wie PEGIDA sogar vorrangig.
„Europa ist zu schwach für die eigenen Werte.“ Na dann!
Mir fallen da einige Werte ein, die mit Füßen getreten werden, und zwar schon recht lange von Leuten, die in einer Parallelwelt leben und nicht wissen, wohin mit ihrem Geld.