Von Friedrich Fröbel
Nicolaus Fest, ehemaliger stellvertretender Chefredakteur der Bild am Sonntag und konservativer Publizist mit begrüßenswerter “klarer Kante” gegen Extremismen aller Art, hat gerade die politischen Vorstellungen Margaret Thatchers denjenigen einer nach Fests Wahrnehmung sich zum Schlechteren, weil “Ideologischeren” verändernden AfD gegenübergestellt.
Fest schreibt: “Wenn Flüchtlingspolitik nicht mehr mit schlichten rechtsstaatlichen Argumenten begründet wird, sondern mit biologistischen, ethnischen oder sonstigen, wissenschaftlich nicht verifizierbaren Erklärungen, geht die Partei genau den Schritt, den Thatcher ablehnte.”
Dazu ist einiges zu sagen. Als meinerseits großer Verehrer Margaret Thatchers gerade ihres wohl unerreichten Realitätssinns wegen will ich das hier kurz tun.
Erstens scheinen bei der AfD die “rein rechtsstaatlichen” Argumente immer noch bei weitem zu überwiegen, auch bei Björn Höcke. Er hat sehr viel öfter auf den mit Füßen getretenen Rechtsstaat hingewiesen als “rassische Unterschiede” bemüht.
Zweitens unterscheidet gerade der deutsche Rechtsstaat des Grundgesetzes, wie sich Art. 116 Abs. 1 Alt. 2 GG iVm. § 6 Abs. 1 BVFG leicht entnehmen läßt, sehr wohl nach ethnischen Kriterien. “Deutsche Volkszugehörigkeit” (unabhängig von der Staatsangehörigkeit) ist kein NPD-Jargon, sondern verfassungs- und einfachgesetzlicher Rechtsbegriff.
Drittens sollte auch ein Publizist zumindest ein wenig in die wissenschaftliche Literatur Einblick nehmen, ehe er “Erklärungen” – ebenso übrigens wie der von mir schon wegen seiner vorbildlichen Pflege der deutschen Sprache hochgeschätzte Jörg Meuthen, immerhin einer der beiden Vorstandssprecher der AfD – für “wissenschaftlich nicht verifizierbar” erklärt. Daß diese apodiktische Einschätzung ihrerseits wissenschaftlich nicht haltbar ist, habe ich vor kurzem zu zeigen versucht.
Viertens sah Margaret Thatcher die Dinge in der Tat, wenn auch ein wenig anders, als Nicolaus Fest das in Erinnerung hat, nun: realistisch. Sie sagte am 27. Januar 1978 in einem Fernsehinterview (u.a.):
“Well now, look, let us try and start with a few figures as far as we know them, and I am the first to admit it is not easy to get clear figures from the Home Office about immigration, but there was a committee which looked at it and said that if we went on as we are then by the end of the century there would be four million people of the new Commonwealth or Pakistan here. Now, that is an awful lot and I think it means that people are really rather afraid that this country might be rather swamped by people with a different culture and, you know, the British character has done so much for democracy, for law and done so much throughout the world that if there is any fear that it might be swamped people are going to react and be rather hostile to those coming in.
So, if you want good race relations, you have got to allay peoples’ fears on numbers. Now, the key to this was not what Keith Speed said just a couple of weeks ago. It really was what Willie Whitelaw said at the Conservative Party Conference in Brighton, where he said we must hold out the clear prospect of an end to immigration because at the moment it is about between 45,000 and 50,000 people coming in a year. Now, I was brought up in a small town, 25,000. That would be two new towns a year and that is quite a lot. So, we do have to hold out the prospect of an end to immigration except, of course, for compassionate cases. Therefore, we have got to look at the numbers who have a right to come in. There are a number of United Kingdom passport holders—for example, in East Africa—and what Keith and his committee are trying to do is to find out exactly how we are going to do it; who must come in; how you deal with the compassionate cases, but nevertheless, holding out the prospect of an end to immigration. …
We are a British nation with British characteristics. Every country can take some small minorities and in many ways they add to the richness and variety of this country. The moment the minority threatens to become a big one, people get frightened.”
Über eine Besprechung im engsten Kreis eineinhalb Jahre später existiert dieser Bericht:
“… Mr Whitelaw entered the debate, suggesting to the prime minister that refugees were a different matter to immigrants in general.
He said that according to letters he had received, opinion favoured the accepting of more of the Vietnamese refugees.
Lady Thatcher responded that ‘in her view all those who wrote letters in this sense should be invited to accept one into their homes,’ the minutes disclose.
‘She thought it quite wrong that immigrants should be given council housing whereas white citizens were not.’
Lady Thatcher asked what the implications of such a move could be given that an exodus of the white population from Rhodesia – now Zimbabwe – was expected once majority rule was established.
She made clear, however, that she had ‘less objection to refugees such as Rhodesians, Poles and Hungarians, since they could more easily be assimilated into British society’.”
Nein, geschätzter Nicolaus Fest, der unglückliche Bernd Lucke, dem schlicht auf tragische Weise nicht einsichtig werden wollte, daß Euro-Rettung, Grenzöffnung und Gender Mainstreaming sämtlich ein und demselben Urgrund entspringen, der Heterophobie im Sinne wahnhafter allgemeiner Gleichmacherei, hatte schon irgendwie Recht: Die AfD ist im Europaparlament bei den Tories nicht eben schlecht aufgehoben – oder zumindest wäre sie es bei denjenigen Margaret Thatchers. Die “alte” AfD, deren “Wandel” Sie beklagen, sah, wenn die Junge Freiheit gut recherchiert hat, eben auch so aus (und sagen Sie jetzt nicht, Hans-Olaf Henkel “habe nichts mit seiner Ehefrau zu tun”):
“An einer entsprechenden Studie, deren Ergebnisse jetzt veröffentlicht wurden, wirkte auch Bettina Hannover mit, die Ehefrau des Europaabgeordneten Hans-Olaf Henkel. Die Professorin arbeitet als Psychologin und Genderistin an der Freien Universität Berlin. In Hausarbeiten streicht sie es ihren Studenten als Fehler an, wenn sie sich nicht den Vorgaben der politisch korrekten Gendersprache unterwerfen. Mit rund 417.000 Euro förderte die EU-Kommission das Berliner Teilprojekt.
Angesichts der politischen Ausrichtung sowohl des Auftraggebers als auch der Auftragnehmerin war das Ergebnis der Untersuchung vorherzusehen: Sprache eignet sich als Werkzeug zur Manipulation von Kindern. Daß Hannover nicht unvoreingenommen ans Werk ging, sondern eine Rechtfertigung für politische Maßnahmen liefern wollte, verriet sie in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel: ‘Unsere Studie zeigt, daß schon kleine Kinder solche Geschlechterstereotype verinnerlicht haben. Das ist etwas, das wir beklagen und bekämpfen müssen.’ Eine der Vorgaben der EU-Kommission an die Wissenschaftler lautete denn auch: ‘How can gender equality be promoted through strategies for gender-fair language use?’ (etwa: ‘Wie kann das Durchsetzen geschlechtergerechte Sprache die Angleichung der Geschlechter fördern?’)”.
Im übrigen ist offenkundig, daß Merkel nach Recht und Gesetz sofort zu verhaften ist.
Die fürnehme Variante:
Ceterum censeo Merkelem esse comprehemdam.
Die Ernst-Reuter-Variante:
Ihr Polizeibeamten Deutschlands, verhaftet diese Frau!
Margaret Thatcher zur Migrationsfrage – eine Antwort auf Nicolaus Fest