Von Klaus Lelek
Ein ewiges Lehrstück wie Kriminalität & Politik und Lügenpresse seit Jahrzehnten lückenlos ineinander greifen
Fernsehen lohnt sich selten und am allerwenigsten lohnen sich Sendungen des gleichgeschalteten Staatsfunks, bei dessen hysterisch vorgetragenen Propagandalügen man in die erste Reihe kotzen muss oder auf beiden Augen blind wird. Der Fernsehfilm „Der Fall Barschel“, ausgestrahlt von ARD, verdient daher in besonderer Weise Beachtung. Er ist gleichsam das berühmte Korn im Hühnerstall der öffentlich-rechtlichen Blindgänger. Das Brutale an dieser Zeitreise in die politischen Abgründe der ausgehenden Achtzigerjahre ist die erschreckende Erkenntnis, dass es sich beim Fall Barschel um ein Spiegelbild der politischen Landschaft inklusive Medienverflechtung handelt. Damals wie heute ein Saustall!
Bereits im November 1987, kurz nach Veröffentlichung des berühmten „Badewannenbildes“, hat sich herausgestellt, dass der Hauptakteur, ein sex- und tablettensüchtiger, machtbesessener Ministerpräsident, der bis über beide Ohren in dubiose Waffengeschäfte mit der DDR, Südafrika, Israel und möglicherweise sogar dem Iran verstrickt war, nur ein Rädchen in einem viel größeren System war, das mit demokratischen Spielregeln und rechtsstaatlichen Gepflogenheiten so wenig zu tun hat wie ein Drogenkartell in Medellin.
Der Fall Barschel hat viele Ebenen. Darunter einige, die im Fernsehfilm gar nicht oder nur am Rande beleuchtet wurden. Zum Beispiel der Aufstieg Barschels zum CDU-Spitzenpolitiker. Er ging buchstäblich über Leichen. Schon in den frühen 60er Jahren gab es den ersten, hohe Wellen schlagenden Skandal.
Als Schulsprecher und Mitglied der Jungen Union organisierte Barschel einen Besuch von Hitlers Nachfolger Admiral Dönitz, der frank und frei das Dritte Reich verherrlichte. Es kam zum Eklat. Der Schulleiter nahm sich das Leben! Für Barschel war dieses Ereignis der Startschuss zum Shootingstar einer damals noch rechten CDU, mit unverhohlenen braunen Flecken.
Willst du das Recht beugen, studiere Jura! Es folgte nach der Schulzeit der rasante Aufstieg eines kleinen Emporkömmlings durch die Seilschaften der CDU und holsteinischen Werftindustrie. Der Ziehsohn von Gerhard Stoltenberg avancierte gar zum gehandelten Kronprinzen und Erben von Helmut Kohl. (Diese Rolle bekam später Prinzessin Merkel.) Einheirat in den deutschen Hochadel sorgte für zusätzlichen Glanz. Barschel wurde zum strahlenden Kometen am schwarzbraunen nördlichen Machthimmel.
Die Kombination Wirtschaftslobbyist, skrupelloser Politiker, Draufgänger und Schürzenjäger machte Barschel zu einem Mann fürs Grobe, zu einem Geheimagenten mit der Lizenz für schmutzige Geschäfte, zu einer Art James Bond der CDU. Ähnliche Typen gab´s auch bei der SPD, womit das andere „politische Kartell“ genannt ist, das schließlich seinen Sturz einleitete. So war es den Sozialdemokraten gelungen, einen Agenten mit dem beinahe sprichwörtlichen Namen „Pfeiffer“ bei Barschel einzuschleusen. Der wiederum leitete eine Schmutzkampgange gegen den damaligen Herausforderer Engholm (SPD) ein. Als die an die Öffentlichkeit kam, war Barschel politisch erledigt. Als Jahre später herauskam, dass Engholm hinter seiner eigenen künstlich initiierten Kampagne steckte – und auch noch 40.000 Mark Judaslohn bezahlte – musste auch er seinen Hut nehmen. Eine klassische infame Intrige. Als moderne Version könnte man das ganze Spektakel auch als „Gangster gegen Gangster“ bezeichnen. Was den Fall Barschel so verwirrend macht, sind die vielen Handlungsstränge, die hier labyrinthartig ineinander laufen. Fakt ist, dass Barschel durchaus kaputt und suizidgefährdet war, andererseits sich nicht selbst umgebracht haben kann. Dagegen sprechen viele Indizien. Zum Beispiel, dass ihm das tödliche Mittel wohl erst verabreicht wurde, als er gar nicht mehr handlungsfähig war. Seltsam ist auch ein mysteriöser Flugzeugabsturz, ein halbes Jahr vor seinem so genannten „Selbstmord“. War das vielleicht ein erster, allerdings missglückter Mordanschlag? Rätselhaft sind auch schlampige Ermittlungen, sowie offensichtliches Verwischen von Spuren. Ein Mord-Komplott liegt in der Luft. Triftige Gründe, Barschel umzubringen, hatten sicherlich einige. Er war ein brandgefährlicher Geheimnisträger und sollte vor einem Untersuchungsausschuss auspacken. Und er hatte nach seinem Sturz nichts mehr zu verlieren. Da solche egomanischen Typen angesichts der Begleitumstände andere oft mit in die Tiefe ziehen – auch richtig große Tiere – stand einiges auf den Spiel. Dementsprechend groß ist die Bandbreite der Verdächtigen, die das Herz eines Verschwörungstheoretikers höher schlagen lassen: BND, Stasi, Mossad…
Was dieses Lehrstück über politische, kriminelle Energie mit Einbeziehung des dritten Clans „Lügenpresse“ auch heute noch so beklemmend macht, ist der unwiderlegbare Tatbestand, dass nicht nur Barschel ein „Doppelleben“ führte, sondern in der gesamten Politik eine Art „Doppelleben“ existiert. Also alles, was wir im Fernsehen sehen oder in den Zeitungen lesen, in zwei Versionen existiert: in einer „offiziellen“, also erlogenen Fassung und in einer „geheimen Fassung“, die der Wirklichkeit entspricht. Dies betrifft vor allem das Verhältnis unserer Politiker zu Staaten wie Türkei, USA, Saudi-Arabien, China… und Israel. Dazu gehören auch die lancierten Flüchtlingsbewegungen. Flögen all die Ungeheuerlichkeiten, dreckigen Geschäfte und sich gegen das eigene Volk gerichteten Intrigen auf, wären die Badewannen in Luxushotels schnell ausgebucht. Auch die Tablettenindustrie käme ins Schwitzen. Barschel war zu keiner Zeit ein „Einzelfall“, sondern nur die Spitze eines Eisberges, den die Dunkelmänner schnell entfernten, um die ahnungslosen Wähler, das dumme Stimmvieh, weiter hinters Licht zu führen. Der Unterschied zu 1987 ist eigentlich nur minimal. Damals gab es zwei sich nach außen hin bekämpfenden politischen Kartelle. Heute gibt es nur noch eins. Im Klartext: WIR HABEN EINE DIKTATUR. Gegen die Machenschaften heutiger Politiker ist Barschel ein kleiner Taschendieb.
PS: Welche Farbe kommt heraus, wenn man Rot, Schwarz und Grün mischt und dann als “Einheitston” an die Wand pinselt?