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Was die Energiewende wirklich kostet

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Von Klaus-Peter Krause

Wenn es mit ihr unverändert so weitergeht wie bisher, summieren sich die Kosten bis 2050 auf über 5 Billionen Euro – Oder für einen Vier-Personenhaushalt jährlich auf 9.000 Euro – Eine neue Berechnung, von Klaus Maier was auf die Bürger in Deutschland zukommt – Die mit dem„Ökostrom“ versprochene Zukunft lässt sich nicht einhalten

Noch einmal: Was kostet es, wenn Deutschland die verrückte „Energiewende“ seiner Politiker so fortführt, wie es bisher immer noch geplant ist? Mit dieser Frage befasste sich mein Beitrag vom 6. Mai 2015 (hier) unter der Überschrift „Wenn das mit Merkels Energiewende so weitergeht“. Die Antwort lautete damals: „Dann kostet es uns Stromverbraucher bis 2025 rund 1,3 Billionen und bis 2050 möglicherweise 4 Billionen Euro.“ Das ist bei weitem mehr als die Haftungssumme Deutschlands als Folge der Euro-Rettungsmaßnahmen: Der gesamte deutsche Haftungsanteil würde sich auf rund 533 Milliarden Euro belaufen.*) Oder wie es der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, David Folkerts-Landau, vor Journalisten in Frankfurt im Dezember 2014 formuliert hat: „Die Kosten, die Eurozone zusammenzuhalten, sind eine verlorene Generation.“ (FAZ vom 11. Dezember 2014, Seite 19). Aber jene 4 Billionen Euro Energiewende-Kosten für Deutschland stimmen nicht. Es sind sogar deutlich mehr, nämlich über 5 Billionen oder 5000 Milliarden Euro. Das hat jetzt eine Korrekturrechnung ergeben.

Die kumulierten Kosten streben keinem Endwert zu, sondern steigen immer weiter

Die Prognose-Rechnung der Energiewende-Kosten stammt von dem Diplom-Ingenieur für Elektrotechnik Klaus Maier in Bad Nauheim. In seiner Rechnung von damals hat er in der Zwischenzeit einen Fehler festgestellt. Als er sich abermals mit dem Thema befasste, erkannte er, „dass nicht nur die einmaligen Investitionskosten für die Erzeugung der Erneuerbaren Energien (EE), die über das EEG finanziert werden und die zu hoch ausgefallen waren, als volkswirtschaftliche Belastung anzusetzen sind, sondern auch die laufenden Betriebskosten der Einrichtungen, die es ohne Energiewende nicht gäbe“. Damit habe sich eine grundsätzliche Änderung ergeben: „Die kumulierten Kosten streben nun keinem Endwert zu, sondern steigen immer weiter.“krause

Wenn alles wie geplant so weiterläuft

Untersucht hat Maier**) die Kosten, die bis zum Jahr 2050 drohen, wenn bis dahin – das ist die Annahme – alles wie geplant so weiterläuft. Er stützt sich auf öffentlich verfügbare Daten und versucht die Kostenentwicklung abzuschätzen. Dabei unterstellt er, dass die Politik den Kurs auf die Ziele (Stromgewinnung mit mindestens 80 Prozent „Erneuerbare Energien“ bis 2050) unbeirrt weiterverfolgt. Es nimmt zunächst die zu erwartende EEG-Umlageentwicklung ins Visier. Dem folgt eine Hochrechnung der Zusatzkosten, die durch die notwendigen Speicher entstehen und die er für die jeweils unterschiedlichen Speichervarianten ausweist. Abschließend geht er auf die Möglichkeiten der Sparpotenziale am Stromverbrauch und im „Strom-Management“ ein. Wert legt er auf die folgende Feststellung: „Diese Studie ist keine Auftragsarbeit. Der Autor ist frei von wirtschaftliche Abhängigkeiten und spricht im eigenen Namen.“

Untersucht und berechnet, was auf die Bürger zukommt

Maiers Arbeit (114 Seiten lang, der ganze Text hier) beschäftigt sich, wie der Verfasser eingangs erläutert, mit den aktuellen und den künftigen Stromkosten, die auf den Bürger zukommen werden, und mit den technischen Konzepten, die angewendet werden sollen. Dabei nimmt er über den zukünftigen Verlauf verschiedene Szenarien an. Ausführlich befasst er sich mit dem Speichern von Strom, weil dies die „wichtigste Komponente der Energiewende im Bereich Strom“ sei. Er rechnet Speicher, die heute am häufigsten in der Diskussion sind, mit verschiedenen Speichergrößen exemplarisch durch. Er prüft die Speicherkonzepte auf Realisierbarkeit und ermittelt die Auswirkungen auf die Stromkosten. Dann prognostiziert er die Gesamtkosten wie auch die jährlichen Kosten, die volkswirtschaftlich aufzubringen sind, um die Energiewende bis 2050 umzusetzen. Ferner ermittelt er, welche Einsparpotenziale es im Stromverbrauch gibt. Schließlich untersucht er die propagierten Konzepte, mit denen die Unbeständigkeit (Volatilität) der Erneuerbaren Energien überwunden werden soll. Das sind die sogenannten „smarten Lösungen“. Maier schätzt ab, wieviel sie wirklich dazu beitragen.

Für einen 4-Personen-Haushalt jährlich 9000 Euro, 35 Jahre lang

Dies Ergebnisse sind, kurzgefasst, diese: Deutschland hat mit die höchsten Strompreise in der Welt. Soll der elektrische Strom zu 80 Prozent mit Erneuerbaren Energien erzeugt werden und wird der Kurs der Energiewende bis 2050 durchgehalten, werden die Aufschläge auf den Strompreis (Umlagekosten) von derzeit 6,24 auf bis zu 19 Cent je Kilowattstunde steigen (ohne Speicher). Am Ende könnte dies Deutschland bis 2050 aufsummiert mehr als 5 000 Milliarden Euro gekostet haben. Das entspricht für einen Vier-Personenhaushalt 9.000 Euro im Jahr, 35 Jahre lang.

Wenn das EEG wie bisher fortgeführt wird …

Wörtlich heißt es in Maiers Untersuchung: „Sollte das EEG***) etwa in der Weise fortgeführt werden, wie das Subventionskonzept derzeit angelegt ist,****) und sollten die Ziele der Energiewende bis 2050 weiterverfolgt werden, so werden die Subventionen zwar vermutlich langfristig fallen, aber nicht ganz entfallen können.“ Dies führe zu den genannten Umlagekosten. Würden die Speicherkosten (mit der kostengünstigsten Variante Methan) ebenfalls umgelegt, so würden die Umlagekosten dauerhaft auf rund 45 Cent je Kilowattstunde steigen. Dies bedeute für einen Vier-Personenhaushalt (bei einem Verbrauch von jährlich 4000 kWh) 2140 Euro im Jahr nur für die Subventionen einschließlich Mehrwertsteuer. Die Zusatzkosten, die die Energiewende verursache, seien nicht nur durch die Investitionskosten für die technischen Einrichtungen bestimmt, sondern auch durch die Betriebskosten, durch den Rückbau der Anlagen und durch den Ersatz von Anlagen nach deren Nutzungsdauer. Zu berücksichtigen seien auf diese Weise auch jene Aufwendungen, die für das künftige Speicherkonzept, für die Trassen und für den Netzausbau sowie für weitere stabilisierende Maßnahmen nötig würden.

Stromspeicher sollen helfen, weil Wind und Sonne nur Zufallsstrom liefern

Wenn der Wind nicht weht, und die Sonne nicht scheint, erzeugen die Windkraft- und Fotovoltaikanlagen den Strom, den sie liefern sollen, nicht. Ob es mit ihnen Strom gibt, ist vom Zufall abhängig, der Strom schwankt, ist volatil. Daher sind diese volatilen Erneuerbaren Energien (VEE) für die Stromversorgung einer hochentwickelten Volkswirtschaft und eines Industrielandes unzuverlässig, sie liefern nur Zufallsstrom. Um solche unausweichlichen Stromlücken zu schließen, will man den VEE-Strom, wenn er im Überschuss anfällt, speichern. Diskutiert werden als Langzeitausgleich der volatilen Energien viele Speicherkonzepte. Nur eines von ihnen, so Klaus Maier, sei realisierbar, das aber sei teuer: der Methanspeicher („Power-to-Gas“). Pumpspeicherkraftwerke und Druckluftspeicherkraftwerke würden als Speicherlösungen für den Langzeitausgleich ausscheiden, denn aus Mangel an geologischen/topografischen Möglichkeiten sei die nötige Anzahl nicht realisierbar. Die Speichervariante mit Batterien komme aus Kostengründen nicht infrage. Technisch und mengenmäßig realisierbar sei allein die Speichervariante über die Methanisierung (Umwandlung von VEE-Strom in das Gas Methan, mit dem man durch Verfeuern wieder Strom herstellen kann).

Aber auch die technisch mögliche „Speichervariante Methan“ scheidet aus

Aber auch diese Variante verteuert die Stromgestehungskosten für das 80-Prozent-Ziel nach Maiers Berechnungen deutlich. Technisch zwar lasse sich durch Methanisierung eine Lösung für den Langzeitausgleich (über mehrere Jahre) erreichen, aber mit einem Sicherheitszuschlag, der bei dem Verzicht auf Ersatzkraftwerke nötig sei, müsse man einen Stromgestehungspreis von 32 Cent je kWh hinnehmen. In diesem Fall würde der Strom beim Endkunden rund 58 Cent je kWh kosten. Doch der dafür nötige starke Ausbau mit etwa 14-mal mehr Windkraft- und Fotovoltaikanlagen als 2013 stelle ein unüberwindliches Hindernis dar. Daran scheitere auch die Speichervariante Methan.

Die Fiktion von 100 Prozent „Ökostrom“ ist völlig realitätsfern

Noch viel weniger realisierbar wäre es, die Stromversorgung mit „Erneuerbaren Energien“ zu 100 Prozent zu bewältigen. Das treibe, wie Maier schreibt, den notwendigen Ausbau und die Kosten noch weiter hoch. Der Ausbaufaktor würde auf über 20 steigen, und die Stromgestehungskosten würden sich mit 46 Cent je kWh auf mehr als das 11-fache erhöhen. Deutschland müsste für seine Stromversorgung dauerhaft jährlich rund 300 Milliarden Euro an Mehrkosten ausgeben. Eine Vollversorgung, mit „Erneuerbaren Energien“ (also annähernd alle Energieträger, die heute für Wärme und Mobilität benötigt würden und ebenfalls über den Strom ersetzt werden sollen) würde erfordern, den Erzeugungsbedarf annähernd zu verdoppeln. Ein solches Szenario sei eine reine Fiktion und völlig realitätsfern. Das habe er daher im Einzelnen gar nicht erst durchgerechnet.

Auch die „smarten Lösungen“ sind untauglich

Zu den „smarten Lösungen“ stellt Maier fest: „Die in den Medien genannten Lösungskomponenten der Volatilität sind untauglich, da deren Glättungseffekt zu gering ist. Smart-Meter, Smart-Grids, virtuelle Kraftwerke, schaltbare Lasten etc. leisten einen viel zu geringen Beitrag zur Lösung der Volatilität. Auch den Verbrauch an Strom dem Angebot anzupassen (private Haushalte, Industrie), ist sowohl im Umfang als auch in der Dauer der Verschiebbarkeit zu gering, um substantiell zur Problemlösung beizutragen.“

Was Politiker zur Zukunft mit „Ökostrom“ versprechen, lässt sich nicht einhalten

Maiers Fazit lautet: „Es gibt keine geeigneten Speicher, die realisierbar und von den Kosten tragbar wären. Der notwendige Ausbau der Erneuerbaren Energien übersteigt die Möglichkeiten und die Akzeptanz der Bürger. Ohne Speicher wird es aber zu den Erneuerbaren Energiequellen eine zweite Infrastruktur zur Stromerzeugung geben müssen, die weiterhin fossile Energieträger verbrennen, die Extrakosten verursachen und damit die Stromversorgung verteuern.“ Die versprochene Zukunft, nämlich die Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern, ein kostengünstiger Strom aus VEE (stabilisiert durch Speicher) und Schutz der Umwelt, könne nicht eingehalten werden. Aber Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) bekundet:

 

„Dass die erneuerbaren Energien schon heute kostengünstig und konkurrenzfähig sind, haben sie unter Beweis gestellt: Strom aus neuen Windkraft- und großen Photovoltaikanlagen produzieren heute zu denselben Vollkosten wie neue Steinkohle- oder Gaskraftwerke.“ (FAZ vom 26. Mai 2015, Seite 20: „Die Erneuerbaren sind heute konkurrenzfähig“).

So geht es den meisten: „Wer nichts weiß, muss alles glauben“

Ein weitere Schlussfolgerung Maiers: „Eine Lösung, die zu keinen akzeptablen Kosten zu haben ist, ist keine Lösung. (auch wenn sie technisch realisierbar ist).“ Aber niemand will das wahrhaben. Die allermeisten Deutschen glauben, was ihnen Politiker und Medien über die vorgebliche Klimaerwärmung durch anthropogenes CO2 vorschwatzen und geradezu einhämmern. Gegenteiliges aus Expertenwissen unterdrücken sie. Von Marie-Louise Eschenbach stammt das Wort „Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ Oder: Wer wenig weiß, muss viel glauben. Den Deutschen und anderen Menschen wird das nötige Wissen, um die Energiewende objektiv beurteilen zu können, von Interessentenseite vorenthalten. Und auch diese Feststellung stimmt: „Es ist leichter, einer Lüge zu glauben, die man schon hundertmal gehört hat, als der Wahrheit, die man noch nie gehört hat.“ Auf diese Weise wird unwichtig, was Wahrheit ist. Das einzige, was zählt, ist das, was die Leute für Wahrheit halten. Aber die horrenden Kosten der Energiewende werden zur Wahrheit werden. Doch dann ist es schon zu spät. Dann sind sie bereits entstanden.

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*) Es sind die maximalen Kosten der Euro-Rettung für Deutschland bei einem Zahlungsausfall der sogenannten GIPSIZ-Länder (Stand: 08. Mai 2015). Zu den GIPSIZ-Länder zählen Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Italien und Zypern. Der gesamte deutsche Haftungsanteil würde sich auf rund 533 Milliarden Euro belaufen. Die bisher getätigten Kreditzusagen zur Rettung des Euro betragen insgesamt rund 944 Milliarden Euro, die potentiellen Haftungssummen aller Euro-Länder könnten bei maximal etwa 1.579 Milliarden Euro liegen. Der gesamte deutsche Haftungsanteil würde sich auf rund 533 Milliarden Euro belaufen. An den zugesagten IWF-Krediten zur Euro-Rettung wäre Deutschland unter der Annahme, dass die GIPSIZ-Länder als Garantiegeber ausfallen, mit einer Summe von rund 11 Milliarden Euro beteiligt. (Quelle: hier).

**) Unter fachlicher Beratung von Dipl. Ing. (FH) Thomas Biemer (Elektrotechnik), Ing. grad. Wolfgang Maier (Energietechnik), Dipl. Ing. Michael Limburg (Elektrotechnik) und Dr. Ulrich Steiner (Physik).

***) EEG = Erneuerbare-Energien-Gesetz

****) Allerdings sind bei der Subventionierung Änderungen geplant: „Von 2017 an sollen die Hilfen für den Großteil der neuen Wind- oder Solaranlagen per Ausschreibung festgelegt werden, wie es in am Freitag veröffentlichten Eckpunkten des Wirtschaftsministeriums heißt. Wer die geringsten Förderkosten für ein Projekt verlangt, bekommt den Zuschlag. Bislang bekommen die Betreiber von Solar- oder Windkraftanlagen einen auf 20 Jahre garantierten Abnahmepreis für ihren Strom. Dies war auch auf Widerstand der EU-Kommission gestoßen. Nun sollen 80 Prozent der neuen Anlagen per Ausschreibung gefördert werden.“ F.A.Z. vom 1. August 2015, Seite 18: „Neue Ökostrom-Förderung“).

http://kpkrause.de/2015/08/07/was-die-energiewende-wirklich-kostet/

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