Von Max Erdinger
Abgesehen davon, daß meinereiner endlich den Trick durchschaut hat, mit dem es Peter Tauber gelingt, als luzide durchzugehen: In der letzten Ausgabe von „Hart aber Fair“ tauchte das ultimative Argument gegen jeden Einwand in der sogenannten Flüchtlingskrise auf. Es kommt in Form einer rhetorischen Frage: „Was haben Sie überhaupt für ein Menschenbild?“
Entweder ist es Katarina Barley gewesen, die neue SPD-Generalsekretärin, die es brachte, oder es war Simone Peter von den Grünen. So genau habe ich nicht aufgepaßt. Das ist schon drollig. Ausgerechnet diejenigen, die als einzige den Plural von Freiheit und Gerechtigkeit kennen und deshalb von bürgerlichen Freiheiten und Gerechtigkeiten aller Art daherreden, scheinen der Ansicht zu sein, daß man vom Menschen nur ein einziges Bild zu haben hat: Das Menschenbild eben. Hat man von höchst unterschiedlichen Menschen auch höchst unterschiedliche Bilder, dann ist das anscheinend unmoralisch.
Ich habe gestern daher verschiedene Grüne und Rote einem Test unterzogen: Ich zeigte ihnen Bilder verschiedenster Menschen, darunter Neger, Araber, Inder, Chinesen und Eskimos – und fragte, was sie auf dem Bild erkennen können. Die Antwort war immer dieselbe: Menschen. Dann zeigte ich ihnen Fotos von Björn Höcke, Richard Sulik, Wladimir Putin und Victor Orban, mit der Bitte, mir zu sagen, worum es sich auf den Bildern handelt. Außer um Menschen handelte es sich um alles mögliche. Das fand ich erstaunlich.
Als ich ihnen zur Gegenprobe dann erklärte, daß es sich bei einem der Araber, den sie vorher als Menschen identifiziert hatten, um einen IS-Schlächter handele, der Kinder geköpft habe und kurz nach seiner Ankunft in München fotografiert worden sei, kam zunächst betretenes Schweigen. Als ich weiterfragte, was die Probanden glaubten, wie wohl das Menschenbild dieses Menschen aussehe, nippelten sie ab. Es schlugen kurz ein paar Funken aus ihren Ohren heraus, dann kamen kleine Rauchfähnchen, sie schalteten in den Notlaufmodus, fassten sich an den Händen und tanzten Ringelreihen, während sie die Melodie von „Hänschen klein“ auf La-la-la sangen.
Ach so, ja – der Trick des Peter Tauber: Man muß ein betoniertes Illusionsfundament haben, auf dem man seine rhetorischen Argumentationsfiguren vortanzt. Tauber meinte, daß der Drang nach Freiheit ein so starkes Motiv für … moment, wen nochmal? – ah! … die Menschen sei, daß ihnen praktisch gar nichts anderes übrig bleibe, als unbedingt nach Deutschland und sonst nirgendwohin zu wollen. Der menschliche Fortpflanzungstrieb sei Kleinkram dagegen. Deutschland sei schließlich das freiheitlichste Land, das es jemals auf deutschem Boden gegeben habe. Seit Hitler. Da muß der Mensch hinwollen. Wer davon ausgeht, dass die Welt eine mit der Erde verunreinigte Luftblase im All sei, kann auch die unglaublichsten Rhetorikfiguren vorzeigen. Allesamt voll toll. Der muß dann zwangsläufig für einen Intellektuellen gehalten werden, wie der kahlköpfige Brillenpeter von der CDU mit seiner Illusion von Deutschland und der Freiheit. Ehrlich: Wenn der einen hippen Doppelnamen gebraucht hätte, der zu ihm paßt, hätte er am besten eine geborene Blinder geheiratet.