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Die Grünen und die Volksabstimmung

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Von Thomas Böhm

Es wird wirklich langsam Zeit, dass die Grünen von der politischen Bildfläche verschwinden. Die Partei hat zu lange in der Sonne der Macht gelegen und darbt nun braun verfault als Verräter all ihrer Ideale und Werte in den Parlamenten herum. So etwas raubt einem die freie Luft.

Wie heuchlerisch diese überflüssig gewordene Partei mit den wichtigsten demokratischen Rechten der Bürger umspringt, wenn es ihnen gerade mal nicht in den Kram passt, durften wir mal wieder im Zusammenhang mit der „Niederlande-Affäre“ erfahren:

„Plebiszitäre Elemente zu europäischer Politik, die so angelegt sind wie die gestrige Abstimmung, können die EU in ihrem Bestand gefährden“, sagte die Fraktionschefin der Grünen im Europaparlament, Rebecca Harms, der Freitagsausgabe des „Kölner Stadt-Anzeigers“.

Sie sei „ohnehin dagegen“, in einzelnen Staaten Fragen abstimmen zu lassen, die die EU insgesamt betreffen, so Harms. Das Plebiszit in den Niederlanden habe nun weitere Schwächen von Referenden aufgezeigt.

http://www.focus.de/politik/ausland/eu/referendum-in-den-niederlanden-gruenen-eu-fraktionschefin-gegen-volksabstimmungen-zur-eu_id_5419135.html

Sind wir wirklich wieder so weit, dass irgendwelche dahergelaufenen Politiker bestimmen, wann und zu welchen Themen es Volksabstimmungen geben darf? Was sind das überhaupt für Volksabstimmungen, die sich nicht mit den elementaren Dingen in der nationalen und internationalen Politik auseinandersetzen? Wollen die Grünen, dass der Souverän in Zukunft nur noch über die politisch korrekten Paarungsrituale der Heuschrecken mitbestimmt?

Früher, als die Grünen noch eine echte Partei und nicht ein Lobbyverein war, hatten sie ein noch etwas besseres Verhältnis zu den Volksabstimmungen:

Die künftige grün-rote Koalition in Baden-Württemberg hat am Mittwoch einen wichtigen Durchbruch erzielt: Nach drei Verhandlungsrunden konnten sie den Streit um den Umgang mit Stuttgart 21 beilegen. Im Oktober dieses Jahres soll es eine Volksabstimmung zu dem Bahnprojekt geben. „Die Bürgerinnen und Bürger sollen entscheiden“, sagte der designierte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne)…

http://www.taz.de/!5122217/

Noch interessanter ist dazu ein Redebeitrag von Özcan Mutlu aus einer Bundestagssitzung vom 23.5.2014

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Liebe Frau Wawzyniak, wir nehmen Ihr Gesprächsangebot gerne an.

(Beifall bei der LINKEN – Halina Wawzyniak [DIE LINKE]: Danke!)

Bündnis 90/Die Grünen ist nämlich die Partei, die sich seit ihrer Gründung konsequent für die Stärkung und die Erweiterung der direkten Demokratie in Deutschland eingesetzt hat und sich auch weiter dafür einsetzen wird. So haben wir seit 2002 in mehreren Anläufen in diesem Hohen Hause für eine Mehrheit geworben, damit das Grundgesetz geändert werden kann und bundesweite Volksentscheide möglich werden.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Unser letzter Anlauf ist an der Mehrheit von CDU/CSU und FDP, um nicht zu sagen: an der Verweigerung dieser Parteien, leider gescheitert. So wird es vermutlich auch Ihrem Gesetzentwurf ergehen. Ich bin auf die Debatten im Ausschuss gespannt.

Meine Damen und Herren, auch wenn es Teile des Hohen Hauses wohl immer noch nicht wahrhaben wollen: Die Ergänzung unserer parlamentarischen Demokratie durch direktdemokratische Entscheidungsmöglichkeiten ist auf kommunaler wie auf Landesebene eine Erfolgsstory, ein Erfolgsmodell. Ich bin mir ziemlich sicher: Sie wird bei richtiger Ausgestaltung auch auf Bundesebene ein Erfolgsmodell werden.

Weil wir hier verschiedene Kollegen gehört haben, sei mir an dieser Stelle noch folgende Randbemerkung erlaubt: Gerade diejenigen, die hier am lautesten immer wieder gegen Plebiszite argumentieren und die gegen die Schaffung von Volksentscheiden auf Bundesebene sind, gerade diese verstehen es am besten, auf kommunaler Ebene und auf Landesebene Volksentscheide zu nutzen und sie für ihre parteipolitischen Zwecke zu instrumentalisieren…

https://www.gruene-bundestag.de/parlament/bundestagsreden/2014/mai/volksabstimmungen.html

Warum nur sollten Volksabstimmungen nur auf kommunaler Ebene oder auf Landes- und Bundesebene möglich sein und nicht auf der Europaebene, wo doch die Grenzen, wenn es nach den Grünen ginge, komplett abgeschafft werden sollen?

Planen die Grünen ebenso wie viele der ihr freundschaftlich verbundenen Parteien etwa einen europäischen Nationalstaat mit einer allmächtigen Zentralregierung?

 

 

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