Von Ramin Peymani
Man wundert sich inzwischen über nichts mehr. Noch vor kurzem war völlig undenkbar, was sich in dieser Woche im niedersächsischen Barsinghausen abspielte. Wer hätte sich schon an ein paar herumliegenden Koteletts gestört? Diese fanden Mitarbeiter einer Baufirma nämlich Mitte der Woche auf der Fensterbank einer Flüchtlingsunterkunft. Unbekannte hatten sie an dem unbewohnten Gebäude abgelegt, das nach einem Brandanschlag im Januar derzeit saniert wird. Statt das Fleisch einfach zu entsorgen, wurde die Polizei alarmiert, die den Staatsschutz einschaltete, weil man die Aktion als möglichen rassistischen Angriff auf die in Kürze dort einziehenden Muslime wertete. So groß ist die von Medien und Politik verbreitete Hysterie um den Islam, dass sie inzwischen die irrwitzigsten Blüten treibt. Da soll künftig freizügige Werbung verboten werden, die man zwar all die Jahre wie selbstverständlich Kindern und Jugendlichen zugemutet hatte, sich aber urplötzlich mit Blick auf die Gefühle der Muslime nicht mehr zu zeigen traut. Da werden Faltblätter mit sexueller Aufklärung verteilt, die sich in der Nähe des Straftatbestands der Verbreitung pornografischer Inhalte bewegen, um Männern aus anderen Kulturkreisen Benehmen beizubringen.
Wie rassistisch jedoch die dahinter stehende Geisteshaltung ist, scheint den Wohlmeinenden in den öffentlichen Verwaltungen völlig zu entgehen. Man gewinnt dabei den Eindruck, es werde alles getan, um das öffentliche Leben auf die Bedürfnisse einer kleinen Gruppe neuer Mitbürger zuzuschneiden, bei denen nicht etwa die Nationalität, der Bildungsstand oder soziodemografische Faktoren die größte Integrationsherausforderung darstellen, sondern die Religionszugehörigkeit. Die tiefe Verbeugung vor dem zugewanderten Islam hat inzwischen ein Klima geschaffen, in dem jeder genau beäugt, was der andere tut, um sicherzustellen, dass kein Muslim verärgert wird. Da reicht dann schon ein Stück Schweinefleisch zur falschen Zeit am falschen Platz, um den Staatsschutz zu alarmieren. Was wie Satire klingt, ist das traurige Ergebnis einer Überhöhung des Religionsschutzes, die nichts mit gelebter Religionsfreiheit zu tun hat. Dabei sei die Frage erlaubt, ob das politische und mediale Anbiedern nicht erst den wirklichen Rassismus bedeutet, findet es seine Motivation doch weniger im vielbeschworenen Integrationsgedanken, als vielmehr in der generellen Furcht, provozierte und ausgegrenzte Muslime könnten den öffentlichen Frieden gefährden. Die Scheu vor dem unmissverständlichen Einfordern der Assimilation führt zur Schaffung eines Generalverdachts.
Die Ermittlungen der Behörden werden ins Leere laufen, da es sich beim Schweinefleisch-Skandal von Barsinghausen um einen Streich handelt, der weder eine Ordnungswidrigkeit, noch eine Straftat darstellt. Geschädigte gibt es ohnehin nicht, sieht man von den Gefühlen einiger willkommensduseliger Weltverbesserer einmal ab. Einen wichtigen Anstoß kann das „Kotelett-Attentat“ aber dennoch liefern. Wir müssen in der gesellschaftlichen Debatte dringend wieder zur Normalität zurückfinden. Zu leicht machen es die selbsternannten „Erziehungsberechtigten“ durch falsch verstandene Rücksichtnahme Integrationsunwilligen, sich ihrer Verantwortung zu entziehen. Wer sich durch unsere Art zu leben provoziert fühlt, dem muss eine Mehrheitsgesellschaft klar sagen, dass er sich für ein Land entschieden hat, in dem Menschen Kopftücher zum Schutz vor schlechtem Wetter tragen, in dem selbstverständlich alles gegessen wird, was der Artenschutz nicht verbietet, und in dem niemand das Recht hat, andere mit seinen religiösen Überzeugungen zu nötigen. Der Teil der Zuwanderer, der dies nicht akzeptieren will, muss nicht hofiert, sondern vor die Wahl gestellt werden, sein Leben woanders zu führen. Ebenso deutlich sollte man sich an die Vertreter aus Politik, Medien und Verbänden wenden, die sich anmaßen, für den Islam zu sprechen und einem nicht-islamischen Land dessen Traditionen aufzuzwingen.
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http://peymani.de/alarm-im-fluechtlingsheim-das-kotelett-attentat-von-barsinghausen/