Von Jürgen Stark
Lügen aus tausendundeiner Nacht
„Die verbotene Welt des Harems hat die Fantasie der Europäer schon immer beflügelt. Bereits im 18. und 19. Jahrhundert entstanden Gemälde von überquellender Sinnlichkeit – mit üppigen, gelangweilten Frauen, die sich nackt im Bad räkeln und sich gegenseitig mit kostbaren Ölen massieren. Der Harem erscheint auf diesen Bildern als eine Art erotisches Schlaraffenland, in dem unzählige schöne Frauen darauf warten, einen einzigen Mann zu verwöhnen. Neben den Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht lieferten die Berichte europäischer Diplomaten am Hof der Sultane den Stoff für diese Szenarien.“
„Morgenland – Die Geschichte der islamischen Welt“, ZDF, 24.05.2009
Denken auf einer Insel. Von hier aus wird das Leben all der Anderen mit sicherem Abstand betrachtet. Alles ist fern – und doch so nah. Vor allem der Deutsche erklärt sich die Welt gern blümerant, fernab von ihr aus sicherer Nische, er weiß von dort aus alles, absolut alles. Von Karl Mays sanften Wilden auf Skalpjagd und ihren sympathischen Marterpfählen sowie den liebenswerten Anhängern Allahs mit ihren Steinigungen, Enthauptungen und der frauenfreundlichen Sklavinnenhaltung im Harem – der Deutsche steht gern lächelnd daneben und nickt verständig. Auch Karl Marx’ Vision vom endlosen Sonnenschein im alsbald kommenden kommunistischen Urlaubsparadies der Arbeiterklasse, hatte etwas von dieser einfältigen, provinziellen Globalromantik, die eigentlich gar nicht wissen will, was ist, sondern wie schön doch alles sein könnte.
Stets begleiten uns in unseren Breitengraden seit Jahrhunderten muntere Geschichtenerzähler, die dem Geschehen überall einen Sinn, eine Deutung, eine vollständige Erklärung oder eine neue Richtung geben – mal werden solche Weisheiten Aufklärung genannt, mal politische oder religiöse Erziehung oder – mit erhobenem Zeigefinger! – mit Wissen, welches man unbedingt haben sollte, gleichgesetzt. In diesen zahlreichen deutschen Märchen und Mythen der politischen, wissenschaftlichen und religiösen Weltenerklärer, zu denen auch der Judenhasser Martin Luther mit „superchristlicher Nächstenliebe und Herzenswärme“ ein paar steile Thesen beitrug, wird eben auch geholzt, geköpft, gejagt und geschossen. Viele Weltverbesserer haben teils großen Flurschaden hinterlassen, denn wenn sich zur großspurigen „Reform“ die ganz ordinäre Barbarei gesellt, dann schafft dieses beim Volk zwangsläufig nach abstürzenden Heilsversprechen auch Orientierungslosigkeit und Resignation – wem kann man eigentlich noch vertrauen?!
Martin Luther war ein Hexenjäger
„Es ist ein überaus gerechtes Gesetz, dass die Zauberinnen getötet werden, denn sie richten viel Schaden an, was bisweilen ignoriert wird, sie können nämlich Milch, Butter und alles aus einem Haus stehlen … Sie können ein Kind verzaubern … Auch können sie geheimnisvolle Krankheiten im menschlichen Knie erzeugen, dass der Körper verzehrt wird … Schaden fügen sie nämlich an Körpern und Seelen zu, sie verabreichen Tränke und Beschwörungen, um Hass hervorzurufen, Liebe, Unwetter, alle Verwüstungen im Haus, auf dem Acker, über eine Entfernung von einer Meile und mehr machen sie mit ihren Zauberpfeilen Hinkende, dass niemand heilen kann … Die Zauberinnen sollen getötet werden, weil sie Diebe sind, Ehebrecher, Räuber, Mörder … Sie schaden mannigfaltig. Also sollen sie getötet werden, nicht allein weil sie schaden, sondern auch, weil sie Umgang mit dem Satan haben.“
Martin Luther, Predigt vom 6. Mai 1526, WA 16, 551f. – zahlreiche lutherische Theologen, Prediger und Juristen und Landesherren, zum Beispiel Heinrich Julius (Braunschweig-Wolfenbüttel) beriefen sich später auf einschlägige Aussagen Luthers. Genau wie Luther befürwortete auch Johannes Calvin die Verfolgung und Hinrichtung von Hexen. (Wikipedia/Hexenverfolgung)
Martin Luther ist ein deutscher Held. Als Lichtgestalt von den Protestanten gepriesen, die erkennbar schon lange keinen Kompass mehr haben um die Welt halbwegs vernünftig zu erklären. Luther der große Reformer – dabei hatte Luther mit seinem Judenhass und seiner Lust auf Exekution von Andersartigen mehr von Adolf Hitler, der in seiner Schwarte „Mein Kampf“ ebenfalls Märchen für den Pöbel und das gemeine Volk verfasst hatte, Anleitungen zu Hass und Dumpfsinn. Ähnlich wird in dieser fatalen Tradition der großen und fundamentalen Unversalerklärungen noch immer Gegenwart und Zukunft gedeutet. Vom Aussichtsturm herab. Göttergleich allwissend und umdeutend. Die dichtenden Denker munitionieren damit auch schon mal die Henker, denn Überheblichkeit und Machtlegitimation kommen niemals ohne Opfer aus, je mehr, desto besser. Heutzutage sind es die Gutesten der Bestmenschen, welche die Welt vollmundig und arrogant erklären, stets auf der Suche nach dem verlorenen Nazi, der sich immer irgendwo seit siebzig Jahren hierzulande versteckt halten soll, den man finden und entlarven muss, dem also auch der Teufel ausgetrieben gehört. Ganz wie einst bei den störrischen Hexen und Alchemisten, die bekanntlich auch immer bestritten mit dem Teufel im Bunde zu sein.
„Toll, ganz toll. Dass die Deutschen die Weltmeister sind, wenn es darum geht, bloß nicht als Rassisten zu gelten. Ehrenmorde zu kritisieren, sie zu ächten und das Strafrecht zu ändern, hat nichts, gar nichts mit Rassismus zu tun. Die Leidtragenden dieser besonderen Empfindsamkeit der Gutmenschen gerade dem Islam gegenüber sind wir Frauen.“
Seyran Ates
Islamkritik ist verboten, wird verboten, wird geächtet und verfolgt. Nicht nur in Saudi-Arabien, immer öfter auch bei uns. Können wir mit dieser Religion in Frieden leben? Das sollten wir deren Religionsführer fragen und nicht uns! Denn wenn im Namen des muslimischen Glaubens anderen mit Drohgebärden, Gewalt und Terror begegnet wird, dann ist ein Friede nur dann möglich, wenn dem gerade auch von innen heraus die Unterstützung entzogen wird. Was aber wenn derartiger Widerstand in den Reihen des Angreifers schwach und oft unglaubwürdig wirkt – und wenn der zu allem entschlossene Angreifer auch noch über verblendete Vasallen, mitlaufende Kombattanten und geradezu hörige Unterstützer und „fünfte Kolonnen“ in den Reihen der Angegriffenen verfügt?! Was ist, wenn man alles verklärt statt der Realität ins Auge zu blicken? Wie gefährlich ist die Dritte-Welt-Romantik des Westens und der Linken? Wie schön lebt es sich im Harem?
„Oft ist im Zusammenhang mit der Armee des Osmanischen Reiches von den Janitscharen die Rede. Doch wer waren diese Janitscharen? Was war an ihnen so besonders? Die Janitscharen waren ein wichtiger Teil der osmanischen Streitkräfte. Ihre Soldaten waren meist aus christlichen Regionen des Osmanischen Reiches geraubte Jungen, die direkt dem Einfluss des Sultans unterstanden. Sie mussten zum Islam übertreten und die osmanische Sprache erlernen… Sie lebten getrennt und ehelos in Kasernen und übten keinen weiteren Beruf aus. So waren sie Berufssoldaten, die sich nun einmal bestens aufs Kämpfen – und nur das – verstanden … Wer von einem Harem spricht, denkt vielleicht an schöne Frauen in bezaubernden Kleidern, die von Dienerinnen mit Köstlichkeiten versorgt werden und auf den Besuch ihres Herrschers, des Sultans, warteten, und sich dabei nett die Zeit vertrieben haben. So und vielleicht noch ein bisschen anders stellte man sich in Westeuropa einen Harem vor. Die Wirklichkeit sah oft anders aus. Die meisten Haremsdamen waren verschleppte Christinnen. Zum einen lebten in einem Harem tatsächlich die Frauen des Sultans. Die wenigsten hielten sich hier freiwillig auf. Die meisten waren auf Raubzügen des Herrschers verschleppt worden und fanden sich dann, sofern sie das überlebten, in einem Harem wieder. Übrigens handelte es sich bei den verschleppten Frauen meist um Christinnen oder Jüdinnen, denn muslimische Frauen durften nach islamischen Gesetz nicht versklavt werden. Allerdings mussten die Christinnen auch zum Islam übertreten, da bestand keine Wahl.
Die wichtigste Aufgabe der Haremsdamen war, dem Sultan Söhne zu gebären, die dann die Nachfolge sicherten. Aber sie mussten auch nähen, tanzen und singen können, sie mussten elegant auftreten und sie mussten die Politik eines Harems verstehen. Und nicht alle Frauen im Harem dienten dem Sultan, die Haremsdamen selbst verfügten über ein Heer von Sklavinnen und Dienerinnen, die in der Rangfolge wieder unter ihnen standen. In einem Harem herrschten äußerst strenge Regeln, die sich gar nicht so sehr von den Regeln eines christlichen Klosters unterschieden. Die Frauen durften kaum miteinander sprechen, oft teilten sich viele einen kleinen, engen Schlafraum, manchmal gab es nicht einmal Fenster, um frische Luft schnappen zu können. Folgten die Frauen den Anweisungen nicht, hatten sie mit harten Strafen zu rechnen. Sie wurden geschlagen und bei schlimmeren Vergehen steckte man sie in Säcke und warf sie einfach ins Meer.“
www.kinderzeitmaschine.de „Was haben Haremsdamen und Janitscharen gemeinsam?“
Die Verfolgung der Christen hat derzeit ungeahnte Ausmaße angenommen und steht in direktem Zusammenhang mit dem Aufkommen des Islamischen Staates (IS) in Syrien und Irak – bis hin zur türkischen Grenze. Die Islamisierung der Türkei ist daneben ein in Etappen verlaufendes Programm, welches wir von außen besichtigen können, so wie einst Khomeinis Machtergreifung nach dem Sturz des Schahs von Persien. Es geht hierbei nicht um ein Märchen oder eine Übertreibung sondern um ganz reale Eroberungspolitik im Rahmen einer eindeutigen Strategie der AKP unter Federführung des fanatischen Machthabers Erdogan. Es geht um reales Machtstreben, um klare Zielsetzungen, die andere sind, als der noch freie Westen sie haben sollte. Beenden wir die Märchenerzählungen und das neue Zeitalter der Desinformation. Gehen wir an die Front, auch an die Informationsfront. Warten wir nicht ab, bis die Eroberer vor unserer Wohnungstür stehen. Deuten wir die klaren Signale richtig. Wehren wir uns. Weder Politik noch Religion sind momentan sonderlich hilfreich für den Fortbestand der Menschheit. Es reicht der einfache Menschenverstand um das zu erkennen.
Erdogans neues Osmanisches Reich
„Auch die Gattin des türkischen Präsidenten teilt dessen konservativ-regressiven Geschichtskult mit dem osmanischen Reich und bricht eine Lanze für die Unterordnung und Versklavung der Frauen. Am vergangenen Sonntag versammelten sich einige Hundert Frauen in Istanbul, um auf Missstände in ihrem Land aufmerksam zu machen. Auf die Gewalt gegen Frauen zum Beispiel. Gründe dafür gibt es genug. So berichtet die Taz, dass nach einer aktuellen Studie im vergangenen Jahr mehr als 400 Frauen in der Türkei ermordet und fast 45 Prozent aller Frauen Opfer von sexueller Gewalt wurden, in einer Umfrage hätten 41 Prozent ausgesagt, sie seien in der Ehe vergewaltigt worden. Das UN-Entwicklungsprogramm listet die Türkei auf Platz 77 von 138 bei der Geschlechtergleichheit. Die zur Auflösung des Protests beorderten Polizisten gaben den Gewaltvorwürfen der Frauen Recht. Sie feuerten Gummigeschosse in die Menge. Mit robustem Körpereinsatz gingen die Polizisten gegen die Frauen vor. Die Demonstration war schließlich verboten.“
„Emine Erdogan lobt den Harem als Schule fürs Leben“, von Thomas Pany, Heise.de, 10.03.2016
http://www.kinderzeitmaschine.de/neuzeit/lucys-wissensbox/kategorie/europa-und-die-welt-zwischen-parlamenten-und-alten-baerten/frage/was-haben-haremsdamen-und-janitscharen-gemeinsam.html?ht=6&ut1=115
http://www.heise.de/tp/artikel/47/47653/1.html