Von Wolfgang Luley
Lieber Jakob Augstein,
Sie sind der beste Freund, den die Medikamentenindustrie je hatte. Immer dann, wenn man Ihre Kolumnen liest, ober Sie überhaupt reden hört, bekommt man hämmernde Kopfschmerzen und muss sich eine Aspirin einwerfen. Allein schon die Kopfschmerzen, die Sie mir verursacht haben!
Nun haben Sie erneut meinen Aspirinverbrauch erhöht. Ihre neueste Kolumne heißt: „Deutsche Smarties“. Wer nun meint, Sie hielten Deutsche für süß und zum Anbeißen, den belehren Sie vom Gegenteil. Aber der Reihe nach.
Erst fallen Sie über Österreicher her, die es fast gewagt hatten, einen Kandidaten der freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) zum Bundespräsidenten zu wählen; dann loben Sie den deutschen Moslem Mesut Özil, der ein Musterbeispiel für gelungene Integration sein soll, und dann klagen Sie über die Alternative für Deutschland (AfD), die rechten Wind nach Deutschland bringt. Und am Ende stellen Sie die Behauptung in den Raum, dass wir Deutsche Smarties seien: außen bunt und innen braun.
Lieber Herr Augstein. Es gibt sicher in Deutschland Nazis – und? Es gibt ja auch Kommunisten. Ich jedenfalls wüsste keinen Grund, warum die Verbrechen Stalins besser sein sollten als die Hitlers. Es ist für mich unerheblich, wer, aus welchen Gründen, andere Menschen abgeschlachtet hat. Zumal es den Opfern nichts bringt. Auch liegt der 2. Weltkrieg 71 Jahre zurück. Die heutigen Nazis haben mit denen von damals null gemeinsam. Der Fakt, dass Nazis Deutschland regierten, heißt nicht, dass es ihnen erneut gelingen wird. Ebenso gilt: Nur weil Kommunisten einmal Russland regierten, folgt daraus nicht automatisch, dass es ihnen wieder gelingen wird. Wer das für möglich hält, verbreitet nur Hysterie und Pessimismus. Zumal Sie, Herr Augstein, auch noch so reden, als seien Hitler und Stalin erst gestern passiert. Indem Sie heutige Nazis mit historischen vergleichen, verharmlosen Sie die historischen und gleichzeitig dämonisieren Sie die heutigen. Ich jedenfalls glaube nicht, dass es viel bringt, wenn man heutige Linke, zu denen ich auch Sie rechne, mit Massenmördern, wie Lenin und Stalin, vergleicht. Vielleicht mögen Sie, Herr Augstein, zu Massenmorden fähig sein – ich weiß es nicht – aber Sie haben nicht die Intelligenz eines Lenin oder Stalin. Das ist unser aller Glück.
Auch frage ich mich, was die Aufregung soll? Ernsthaft: Es gibt Nazis – und? Es gibt Linke, die gerne wieder ihre DDR zurückhaben wollen. Über die regt sich aber kaum einer auf. Daher frage ich mich, was Sie mit Ihrem Gehabe bezwecken? Sie spielen sich als Mahner auf – bitte – warum auch nicht. Aber dann müssten Sie auch vor den Linken warnen und mahnen. Für Sie kommt aber die Gefahr von rechts. Über den Kandidaten der FPÖ, Norbert Hofer, schreiben Sie ernsthaft, der habe das „Zeug und den Willen zum Putsch.“ Haben Sie zuviele Smarties gefressen oder was? Sie vergleichen Norbert Hofer mit Adolf Hitler; man kann die Ansichten von Hofer teilen oder nicht, aber Sie bauen ein Feindbild auf, wie man das nur aus der Inquisition kennt. Überall lauert er, der Satan, den es zu erkennen und zu bekämpfen gilt. Der Bild-Kolumnist Franz Josef Wagner schreibt einen ähnlichen Blödsinn wie Sie, aber von dem erwartet keiner etwas anderes. Sie schreiben für den Spiegel, einem Blatt, das als Sprachrohr intelligenter Leute gilt. Lese ich Ihre Kolumnen, dann sind Sie für mich eher der Wagner für Möchtegern-Intellektuelle. Was Sie für Intellektualität halten, heißt: Dinge verdrehen und kompliziert ausdrücken. Da ist mir ja noch der andere Wagner lieber!
Was mich aber bei Ihnen beiden stört, ist Ihre Verhätschelung von Mesut Özil. Sie und Wagner sind voll des Lobes über seine Pilgerreise nach Mekka. Oh wie toll! Da reist also Özil nach Mekka und postet Bilder davon ins Netz. Und Sie zwei feiern das als Fortschritt in der „Migrationsdebatte“. Es ist mir ein Rätsel, was daran fortschrittlich ist? Mesut Özil singt, vor den Spielen der deutschen Nationalmannschaft, die Hymne nicht mit. Er bekundet regelmäßig, dass er Moslem ist und sogar vor Spielen „Koranverse betet“. Für mich ähnelt Özils Verhalten nicht dem eines Deutschen; Özil kommt mir wie jemand vor, der nur deutsche Papiere hat und ansonsten nichts mit Deutschland zu tun haben will. Deutsch, Herr Augstein, hat mit dem Herzen zu tun. Man ist Deutscher, weil man Deutschland liebt. Ich weiß, Sie können das nicht verstehen, aber ich kann auch nicht den Hass auf Deutsche verstehen, den Sie verbreiten. Wenn Ihnen Deutschland nicht passt, dann wandern Sie aus. Der Kommunist, Mörder und Diktator von Nordkorea, Kim Jong-un, hat bestimmt noch einen Platz für Sie übrig. Ich wünsche Ihnen einen guten Flug. Dort können Sie dann endlich so leben, wie Sie es sich für Deutschland wünschen.
Ich bin mir sicher, dass Kim Jong-un, für eine Partei wie die AfD nichts übrig hätte. Er würde alle Mitglieder an die Wand stellen. Das gefiele Ihnen? Sicher würden Sie dabei Smarties futtern. Zwar sind die innen braun, aber außen glänzen die rot. Das schmeckt einen Jakob Augstein – nicht wahr?
Die AfD ist ebenso wenig eine faschistische Partei, wie Norbert Hofer ein zweiter Hitler ist. Was ist es überhaupt, das die AfD will? Sie will eine geregelte Zuwanderung und geschlossene Grenzen für illegale Migranten. Huch – wie faschistisch! Nazis verfolgten andere Menschen und töteten sie. Da ist es natürlich logisch, dass Migranten, aus ihren Ländern zu uns fliehen. Migranten fliehen in ein von „Nazis“ besetztes Land und möchten darin leben. Ich frage mich gerade, wieviele Smarties man essen muss, um so einen Unsinn zu reden? Sie sollten damit zum Arzt, Herr Augstein – ernsthaft.
Auch stört mich, dass Ihnen keine Lösungen einfallen. Was sollen denn die Migranten hier? Warum müssen die gerade nach Deutschland? Warum bestimmt Kanzlerin Merkel (CDU) über die Einreise der Migranten, anstatt eine Volksbefragung durchzuführen? Und warum ist man ein Nazi, nur weil man sich gegen eine solche Bevormundung wehrt?
Ich glaube, Herr Augstein, Sie wissen keine Antworten auf diese Fragen. Und ich unterstelle Ihnen, dass Sie auch keine Antworten interessieren. Sie spielen sich als Mahner und Warner gegen Rechts auf. Auch Ihre neueste Kolumne schließen Sie mit den Worten: „Spätestens jetzt geht es nur noch darum, ein weiteres Wachstum der Rechten zu verhindern.“
Und mehr fiel Ihnen auch vor einem Jahr nicht ein, oder vor zwei, drei, vier …
Wandern Sie aus nach Nordkorea, dem Kim fällt auch nicht mehr ein, als seine Gegner zu töten. Sie beide dürften sich blendend verstehen. Und vielleicht mag der Kim Smarties? Dass die braun sind und von außen schön rot glitzern, dürfte auch dem schmecken.
Und ich komme endlich weg vom Aspirin.