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„Die Deutschen sind schuld!“ Oder: Über kollektivistische Doppelstandards

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Von Philipp A. Mende

„Kümmere dich um deine eigene Geschichte!“, krakeelte jüngst ein türkischer „Justizminister“ in Richtung „Deutschland“, womit er selbstverständlich „die Deutschen“ meinte. Ferner hieß es: „Erst verbrennst Du [gemeint ist ganz Deutschland – Anm. P. A. M.] die Juden im Ofen, dann stehst Du auf und klagst das türkische Volk mit Genozidverleumdungen an.“

Der Grund: Ganz Deutschland habe irgendeine politische „Resolution“ zum einst de facto stattgefundenen Genozid an Armeniern verabschiedet – selbstverständlich, wie könnte es auch anders sein, mit „deutscher“ Mitschuld, wie es auf SPON am 3. Juni heißt. Wenn es um Genozid geht, war und ist „Deutschland“ immer irgendwie ganz vorne mit dabei bzw. involviert. Und schuld. Irgendwie eben.

Ich bin es so leid, auf allen Seiten die nach sowohl kollektivistischen Beschuldigu1200x900-Mendengen als auch kollektivistischen „Lösungen“ jauchzenden Visagen sehen zu müssen, die – bleiben wir bei diesem Beispiel – schier schäumenden Mäulchens entweder auf „die Türken“ gerichtet sind oder umgekehrt sogleich in osmanischer Tracht vor irgendeiner „deutschen Botschaft“ in Ankara herum turnen und mit dem Bewerfen fauler Eier ihre Meinung gegenüber „dem Deutschland“ kundtun, wobei auf beiden Seiten wie immer mehr desselben verlangt wird, sprich: Kollektivismus.

Wie immer laufen dabei mehrere gen Hirntod tendierende Standardprogramme pawlowscher Konditionierungsprägung ab:

  1. Es wird auf allen Seiten Hass und Abneigung gegenüber Menschen gesät und verbreitet, welche heute weder auf der einen noch auf der anderen Seiten irgendetwas mit vergangenen Staatsprogrammen bzw. deren Manifestationen (Massenmord) zu tun haben. Schuld ist jedoch niemals an die Geschichte anderer Menschen geknüpft, schon gar nicht an fremde Menschen, die vor 75 bis 100 Jahren wüteten. Du bist nicht einmal für die Taten von älteren Menschen deines unmittelbaren familiären Umfeldes verantwortlich, da dies die von Sippenhaft gekennzeichnete Entkopplung von Individuum und Eigenverantwortlichkeit bedeuten würde.
  2. Der Plan der politischen Rattenfänger geht ebenso wie immer auf: Sie streuen und pflegen entweder Hass, Anschuldigungen, einen Schuldkult oder alles zusammen und werden dafür nicht etwa zum Teufel gejagt, sondern unterstützt.
  3. Wie immer ist von Menschen als irgendwelchen nationalistischen Kollektiven die Rede, die in ihrer „Gesamtheit“ angeblich Völkermord begangen haben sollen. Die Wahrheit, dass nämlich etwas Grauenvolles wie Genozid stets und ausschließlich aufgrund staatlicher Strukturen und Initiierungen ermöglicht wurde und wird, interessiert wie üblich nur eine Handvoll und bleibt verlassen und zertreten im Staub zurück. Kollektivisten interessiert sie schlichtweg nicht.
  4. Jeder Anflug einer historisch-sachlichen Auseinandersetzung irgendeines staatlich initiierten Massenmordes, welcher n i c h t auf den nationalsozialistischen referiert, wird sogleich mit dem Verweis auf eben diesen unterbunden oder relativiert: „Ja, aber  d i e  Deutschen und die Juden!“ Dieses Phänomen macht sich nicht nur auf diversen „History-Channels“ (treffender: Hitler-Channels) im Fernsehen, in den Printmedien, auf YouTube (nebst den Kommentarspalten), auf Facebook oder in Schulbüchern bemerkbar, nein, vielmehr scheint es allgemeiner Konsens zu sein, dass es da nur einen  Genozid in der Geschichte der Menschheit gab, zumindest nur einen „relevanten“; und falls doch nicht, dann zumindest mit dem Unterschied, dass er eben kollektiv von  d e n  Deutschen verübt wurde. Glücklicherweise gibt es aber „mutige“ Männer wie den türkischen „Justizminister“, der „Deutschland“ daran erinnert, „sich um die eigene Geschichte“ zu kümmern. Wie recht er doch hat: Im Vergleich zu einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von Bürgern anderer Länder, ist es vor allem „der Deutsche“, der sich mit „seiner Geschichte“ einfach nicht auseinandersetzen will. Endlich sagt es mal einer.

Kollektivismus – durch Fremdbestimmung definiert – verkörpert im politischen Kontext den unerschütterlichen (Aber-)Glauben, du würdest hochmoralisch handeln, indem das Geld eines anderen gestohlen wird, um davon eine Monopolorganisation mit Waffen zu bezahlen, welche wiederum die Bestohlenen dazu zwingt, das zu tun, was du für richtig hältst.

Darauf basierend bedeutet ein Staat die ethisch in sich widersprüchliche, da auf kollektivistischen Parametern fußende Herrschaft einer kleinen pseudolegitimierten Minderheit mit Gewaltmonopol, sich gleichsam über ein bestimmtes geographisches Territorium erstreckend. Und nicht mehr.

Mit diesem Wissen ist im Falle historisch-staatlicher Massenmorde Folgendes von äußerster Wichtigkeit:

Der türkische  S t a a t  initiierte keinen an Armeniern. Darüber hinaus initiierte der japanische keinen an Chinesen, der sowjetische keinen an Ukrainern, der spanische, portugiesische, englische und später US-amerikanische keinen an den Indianern, der britische keinen an den Aborigines, der belgische keinen an Kongolesen, der ruandische keinen an den Hutu, der serbische keinen an Bosniaken, der irakische keinen an Kurden und Iranern, der chinesische, sowjetische, kambodschanische oder ugandische keinen an den „eigenen“ Leuten, der mongolische keinen in Fernost- sowie Zentralasien und – ganz wichtig – vor allem der islamische keinen in Schwarzafrika. (Die Liste kann beliebig fortgeführt werden.) Die Aktivitätchen sind bzw. sollten maximal Randnotizen im Rahmen einer geschichtsbewussten (Ein-)Bildung darstellen, oder – noch besser – kurzerhand gleich zu sog. „Verschwörungstheorien“ deklariert werden.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei, beispielsweise in einer chinesischen, japanischen oder türkischen Bar ein vorurteilsfreies sowie sachlich-seriöses Gespräch zu entsprechenden, historischen Vorkommnissen zu führen. Vergessen Sie es. Und wissen Sie was: Das ist an sich vollkommen in Ordnung. Wieso auch sollte sich ein Chinese, Japaner, Türke – oder wer auch immer – mit brutalen Vorkommnissen aus der Vergangenheit herumschlagen, für die er nichts kann? Jedes kühle Bier, das gemeinsam getrunken wird, hat mehr Wert. Ich meine das vollkommen ernst.

Der springende Punkt ist der, dass von besagten Personen auch niemand  e r w a r t e t, dass sie sich damit auseinandersetzen. Kein mündiger Bürger, kein Politiker, keine „zeichensetzenden“ Schulklassen oder Studenten, kein „Bündnis gegen rechts“, keine „Weltöffentlichkeit“. Die Erwartungen diesbezüglich sind strikt an eine Personengruppe gekoppelt. Eine Personengruppe, welche zu jeder Tages- und Nachtzeit zur „Aufarbeitung“ im obligatorischen Entschuldigungsmodus herbeizitiert werden darf und – Gewehr bei Fuß – auf der Matte zu stehen hat. Andernfalls fliegen faule Eier und es setzt was.

Wichtig ist nämlich nur Folgendes – dabei ausnahmsweise einmal nicht nur für den bundestoitschen, entklärten Indoktrinations-Michel: „Wehret den Anfängen!“ [Regieanweisung: Jetzt sabbern und Augen aufreißen!]

Wo es sich bei o.g. historischen Belanglosigkeiten maximal um die nicht weiter redenswerten Initiierungen diverser Staatsoberhäupter handelte, sah die Sache in Deutschland nämlich ganz anders aus. Dort fand einst tatsächlich ein Massenmord statt. Mir wurde, wie angedeutet, sogar zugeflüstert, dass es sich dabei um den einzigen (relevanten, diskussionswürdigen und schließlich als warnendes Beispiel dienenden) Genozid in der Geschichte der Menschheit handelte. Begangen von, Moment, ah, richtig,  d e n  Deutschen.

So macht Geschichte Spaß.

Am 24. Juni 2016 erscheint das neue Buch von Philipp A. Mende im Juwelen-Verlag. Jetzt schon vorbestellen!

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