Von Friedrich Fröbel
Irgendwo im Rahmen der Causa „Wolfgang Gedeon“ ist mir die Wendung „christlicher Antisemitismus“ untergekommen. Mal im Ernst: Kann ein Christ Antisemit sein? Ist das denkmöglich? Entspanntes Nachdenken soll ja manchmal erhellender sein als verkrampftes Nachplappern. Christus war seiner ethnischen Herkunft nach Aramäer, also Nachfahre des Aram, und damit Semit, also Nachfahre von dessen Vater Sem (im Unterschied wiederum zu dessen Brüdern Ham und Japhet), ältestem Sohn des Noah. Christus hat den (jüdischen) Glauben vollendet, nicht seine ethnische Herkunft mütterlicherseits abgelegt (wie sollte er auch) oder abgelehnt, und kein Christ wird die ethnische Herkunft des Heilands ablehnen. Dagegen ist – mit dem letzten Papst der katholischen Kirche, Benedikt XVI. – klar, daß man als Christ selbstverständlich für eine Bekehrung der Juden zum Christentum beten muß (das Gleiche gilt natürlich auch für die Mohammedaner, die als Nichtchristengewordene nach ihrem Tod ja sämtlich in der Hölle braten würden bzw. werden). Die kritische und damit automatisch zumindest teilweise negative Haltung gegenüber jüdischen, nichtchristlichen Glaubensinhalten, die manchmal als Antijudaismus bezeichnet wird, ist das eine, eine Ablehnung der jüdischen Ethnie als solcher, also Antisemitismus, das andere. Wenn also Wolfgang Gedeon, dem Anschein nach ein bekennender Christ, behauptet, er sei kein Antisemit, sondern richte sich gegen politische Tendenzen, die er, aus welchen Gründen auch immer, „Zionismus“ nennt, sollte man vielleicht zumindest zweimal nachdenken, bevor man den Bildungsfernen nachplappert, da sei jemand „Antisemit“. Die „richtig“ überzeugten Nazis waren Paganisten, und das muß man wohl auch sein, um ein strenggläubiger Rassist und Antisemit sein zu können.