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Falschaussagen zur Kriminalität von Zuwanderern?

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Von Felix Strüning

2. Offener Brief an Bundesinnenminister Thomas de Maizière

Sehr geehrter Herr Minister,

am 7. Juni 2016 veröffentlichte das Ihrem Ministerium unterstellte Bundeskriminalamt (BKA) ein Dokument mit 16 Kernaussagen zur „Kriminalität im Kontext von Zuwanderung – 1. Quartal 2016“. Bei der Vorstellung behauptete laut dpa eine Sprecherin Ihres Ministeriums: „Zuwanderer sind nicht krimineller als Deutsche.“ Diese Aussage krönte daraufhin zahlreiche Medienberichte. Sie lässt sich jedoch mit keiner einzigen veröffentlichten Statistik aus Ihrem Hause belegen. Im Gegenteil: Alle öffentlich zugänglichen Zahlen weisen darauf hin, dass Zuwanderer erheblich häufiger tatverdächtig werden, als Deutsche.

Doch der Reihe nach: Zunächst stellt sich die Frage, warum Ihr Ministerium überhaupt eine solche Behauptung aufstellen lässt. Denn in den gerade veröffentlichten 16 Kernaussagen findet sich keinerlei Hinweis auf den Vergleich zwischen deutschen und nichtdeutschen Tatverdächtigen. Stattdessen wird über zunehmende oder sinkende Arten von Straftaten gesprochen, obwohl ein Vergleich mit Vorjahreszahlen dem Dokument zufolge eigentlich „nur eingeschränkt möglich“ ist.

Auch in dem im Februar 2016 veröffentlichtem 3. Lagebild, dessen Tendenzen nun angeblich bestätigt würden, findet sich kein Vergleich deutscher und nichtdeutscher Tatverdächtiger.

Schätzungen über das Verhältnis deutscher und zugewanderter Tatverdächtiger lassen sich jedoch mittels der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) und dem Ausländerzentralregister (AZR) erstellen:

  1. Laut PKS wurden im Jahr 2015 insgesamt 2,0 % der Deutschen tatverdächtig.
  2. Setzt man die in der PKS 2015 erstmals gesondert ausgewiesenen zugewanderten Tatverdächtigen (ohne ausländerrechtliche Delikte!) mit den vom AZR registrierten Zuwanderern ins Verhältnis, so erhält man eine Kriminalitätsbelastung der Zugewanderten von 11,8 %.

Nun könnten Sie einwenden, dass die Statistiken getrennt und nach unterschiedlichen Kriterien geführt werden. Aber: Die dadurch anzunehmenden Schätzfehler erklären den massiven Unterschied von 2,0 % zu 11,8 % keinesfalls (siehe die ausführliche Berechnung).

Die Zahlen sind zudem keinesfalls verwunderlich. Denn schon seit Jahren zeigt sich der Trend, dass der Anteil deutscher Tatverdächtiger sinkt, während der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger zunimmt. Dieser Trend ist zugleich stärker, als man durch die bloße Zunahme des Bevölkerungsanteils von Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft annehmen würde.

Warum also lassen Sie augenscheinlich falsche Aussagen verbreiten? Oder verschweigen Sie uns Zahlen, mit denen ein direkter Vergleich deutscher, nichtdeutscher und zugewanderter Tatverdächtiger endlich möglich wäre?

Herr Minister, bereits im November 2015 ließen Sie sich mit uneindeutigen Aussagen zur Kriminalität von Flüchtlingen zitieren, die in der Presse zu zahlreichen Falschdarstellungen führten. Nun macht erneut eine offensichtliche Falschaussage aus Ihrem Ministerium Schlagzeilen.

Für eine vorurteilsfreie und faktenbasierte Debatte über die Kriminalität im Kontext von Zuwanderung in Deutschland erscheint mir die Informationspolitik in Ihrem Hause nicht gerade zielführend. Als mündige Bürger wünschen wir uns hier mehr Offenheit!

http://www.citizentimes.eu/2016/06/09/kriminalitaet-von-zuwanderern/

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