Von Wolfgang Luley
Wer ein teures Plätzchen zum Schlafen sucht, kann sich in Salzburg den Jedermamnn von Hugo von Hofmannsthal antun. Das dachte sich auch Heinz-Christian Strache von der FPÖ. Diese, an sich völlige Belanglosigkeit, wäre keiner Erwähnung wert gewesen, wenn die Musiker der Salzburger Festspiele nicht ein Zeichen gesetzt hätten. Und zwar gegen Strache und dessen Politik.
Ich sage es gleich, dass ich Österreicher sonderbar finde. Und dieser Vorfall hier, bestätigt nur meine Ansicht über Österreicher.
Was war passiert?
Wir leben allgemein in einer sonderbaren Zeit. Bei uns leisten sich Menschen den Sport, Gesicht zu zeigen gegen … Der Witz dabei ist folgender: Man nehme seinen eigenen Wahn, erkläre ihn für real und multipliziere ihn mit 1000. Dann erkläre man sich selbst für einen David und erkläre, man führe einen tapferen Kampf gegen einen Goliath. Und dieser Kampf heißt: Ich zeige mein Gesicht gegen …
Im Grunde ist mir der Strache egal, er ist ein Politiker und von denen hat man als Bürger nichts zu erwarten. Pardon, so stimmt das nicht. Man kann ihnen in den Hintern kriechen und hoffen, selbst einmal einen so breiten Hintern zu bekommen, dass andere darin hineinkriechen müssen. Hat man das einmal verstanden, ist ein Politiker wie der andere. Aber egal. Wir sprechen hier von Zwergen, die sich für Davide halten und glauben, sie kämpfen gegen Goliathe. In dem Fall ist es eher so, dass sich mehrere Davide an einem Goliath versucht haben.
Was war passiert?
Der Strache hatte sich einen teuren Platz zum Schlafen ausgesucht und dazu den Jedermann erwählt. Während also der Strache vor sich hinschlummert und träumt, wie ihm noch mehr Leute in seinen A. kriechen, entdecken ihn die Musiker im Publikum. Sie hätten Strache nun den Gefallen tun können und ihre langweiligen Noten weiter runterdudeln, die Musiker sahen aber die Gelegenheit für eine „historische Chance“. Wahrscheinlich glauben sie, sie kommen jetzt ins Geschichtsbuch. Ich kann mir das sehr gut vorstellen, da ich wahnsinnig bin, und weiß, wie andere Wahnsinnige denken!
Nun die Auflösung!
Die Musiker spielten, statt den Jedermann, die Internationale. Ob das jetzt besser war, kann ich nicht beurteilen, mir gefallen beide Werke nicht. Jedenfalls: Die Musiker spielten sie und kamen sich dabei vor, wie David im Kampf gegen Goliath. Dumm nur, dass Strache das nicht mitbekam. Herr Strache hat nämlich gedacht, die Internationale gehöre zum Jedermann!
Womit er klar zu erkennen gibt, wie gebildet er ist und was er alles von Kultur versteht. Aber egal, Herr Strache ist Politiker, da muss man von anderen Dingen Ahnung haben. Zum Beispiel, wie man sich nach oben schleimt. So also haben wir den seltenen Fall, dass Musiker, die ihren Wahn für Realität halten, einem Politiker den Spiegel vorhalten, der das nicht einmal mitbekommt und es für Teil des Programms hält.
Wer sich nun fragt, was diese Posse überhaupt sollte, dem sage ich, dass Strache in Österreich als ein Faschist gilt. (In Wahrheit ist er keinen deut besser als all die anderen Politiker.) Er ist aber kein Linker und damit gegen den Zeitgeist. Aus diesem Grund meinten die Davide des Musikorchesters, sie hätten einen genialen Coup gelandet, als sie die Internationale anstimmten, eine Musik, die während der Pariser Kommune 1871 getextet und 1888 vertont wurde. Sie verherrlicht Gewalt im Namen einer vermeintlich höheren Ordnung.
Und damit protestierten die vermeintlichen Revolutionäre gegen einen vermeintlichen Faschisten. Österreicher eben …