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Post von Wolfgang: Liebe Allison!

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Von Wolfgang Luley
Liebe britische Twitter-Userin Allison,
vielleicht kennen Sie das Lied des Pop-Duos Simon and Garfunkel: The Sound of Silence? In dem Lied singen die Zwei über Leute, die reden, aber nichts aussagen und hören, ohne sich daraus etwas zu machen. Man kann es auch einfacher sagen: Die beiden singen über Leute, die in ihrer eigenen Welt leben und sich für ihre Umgebung einen herzlichen Scheiß interessieren.
Woran man solche Leute erkennt? Zum Beispiel daran, dass sie sinnfreie Aktionen starten, etwa, sich eine Sicherheitsnadel an die Kleidung zu heften, als Ausdruck der Solidarität mit Migranten.
Man kann sich mit jedem solidarisch zeigen. Es gibt Menschen, die spenden für bedrohte Tiere oder für den bedrohten Regenwald. Andere spenden Kleider für Obdachlose. Ich sage nichts gegen diese Leute; bevor man sein Geld sinnlos aus dem Fenster wirft, kann man es auch anderen schenken, die wenig, oder nichts, haben. Gerne kann man auch bedrohte Tiere oder den Regenwald schützen.
Nun soll man sich also eine Nadel kaufen, ans Revers seiner Jacke stecken und was dann? Davon wird die Welt gut? Man ist gleich ein besserer Mensch und der Weltfrieden bricht aus?
Zugegeben: Mir gingen sehr viele Beleidigungen durch den Kopf – und dabei kenne ich Sie überhaupt nicht. Da fragte ich mich schon, als ich wieder beruhigt war, was mit mir nicht stimmt? Da fluchte ich über jemanden und wünschte ihm die Pest an den Hals, obwohl er mir nichts getan hatte.
Nein, ich fluche jetzt nicht mehr und wünsche Ihnen nicht die Pest an den Hals. Aber ich erkläre gern, warum Sie, Frau Allison, ein Aufregerthema sind.
Großbritannien hat Ende Juni, in einem EU-Referendum, darüber abgestimmt, dass es nicht mehr Teil der EU sein will. In der sogenannten Grexit-Kampagne, die den gewünschten Erfolg gebracht hat, war immer wieder die Flut der Ausländer ein Thema, die nach England geströmt sind. David Cameron, der britische Premierminister, hat diesen Grund, für den Grexit-Erfolg inzwischen zugegeben. Der Grexit entschied also auch die Frage, ob die EU, einem Land wie Großbritannien, vorschreiben kann, dass es Migranten bei sich aufnehmen muss.
Stellen Sie sich vor, liebe Allison, Sie dürften nicht entscheiden, wer in Ihre Wohnung gehen darf und wer nicht? Oder: wer in Ihrem Namen sinnfreie Kampagnen starten darf und wer nicht? Viele Briten kamen sich vor, als seien sie Fremde im eigenen Land – ferngesteuert durch die Europäische Union in Brüssel.
Ich gebe Ihnen, Frau Allison, ein Stück weit recht. Die Migranten können für die Regelungen der EU nichts. Wer über Migranten in Europa schimpft, darf nicht die Bevormundung der EU-Staaten durch Brüssel verschweigen. Muss man sich aber deshalb gleich mit den Migranten solidarisieren?
Der Dalai Lama, buddhistisches Oberhaupt, und selber Flüchtling, hat Anfang 2016 über Migranten gesagt: „Flüchtlinge sollten nur vorübergehend bleiben.“ Er meinte, es sei besser, sie würden wieder in ihre Heimat zurrückkehren und dort beim Wiederaufbau helfen. Es ist nicht die Meinung des Lama, dass Migranten aus armen Ländern fliehen und sich, in reichen Ländern, wie etwa England, durch Sozialhilfe aushalten lassen sollen. Man kann es auch bildlich umschreiben: Migranten haben kein Recht darauf, sich in die sozialen Hängematten reicher Staaten zu legen.
Wie gefiele es Ihnen, Frau Allison, wenn Fremde in Ihrer Wohnung leben und essen würden und Sie müssten für alles aufkommen und bekämen dafür: null. Im Gegenteil, Sie müssten sich noch anhören, Sie seien eine Rassistin, wenn Sie Kritik am Verhalten der Fremden äußerten, und würde zudem noch von denen begrapscht werden, weil es Länder gibt, in denen Grapschen zum Volkssport gehört. Wie in islamischen Ländern, zum Beispiel Ägypten. So tolerant Sie auch sein mögen, das hielten Sie nicht lange durch – da halte ich jede Wette! Jetzt braucht es Lösungen.
Aber stattdessen kommen Sie nun, Frau Allison, mit Ihrer Sicherheitsnadel am Pulli und starten eine Kampagne gegen Fremdenfeindlichkeit.
Wissen Sie, man kann ja dummes Zeug reden, aber es gibt Grenzen. Ein Grund für den Erfolg der EU-Gegner war, dass sie der EU ihre Grenzen aufzeigen wollten. Jedes Land, will es überleben, muss die Kontrolle über sein Gebiet behalten. Sonst wird es von Migranten oder Brüssel fremdbestimmt.
Ist deshalb die Gewalt gegen Ausländer wünschenswert oder tolerierbar? Nein.
Ihre Kampagne, Frau Allison, mag rührend sein, aber nicht mehr. Sie kommen mir vor, wie einer der Leute aus dem Simon-und-Garfunkel-Lied The Sound of Silence: Sie leben in Ihrer eigenen Welt, die voll ist mit: Liebe, Frieden, Glück und Leuten, die Stecknadeln tragen und damit die Welt ändern. Ich frage mich allerdings: Wenn Ihre Welt vor Glück trieft, warum sollte man sie dann noch ändern?
Ich glaube, Ihr Verhalten, Frau Allison, ergibt nur dann Sinn, wenn man berücksichtigt, dass Sie zu der Sorte Leute gehören, die reden, aber nichts aussagen und hören, ohne sich daraus etwas zu machen. Und am Ende des Tages legen Sie sich ins Bett voller rosa Plüschtiere und träumen sich hinein in die Rolle eines Super-Girl, das fliegen kann und Superkräfte hat und damit die ganze Welt rettet. Vor was denn? Vor Leuten, die falsche Socken zum passenden Anzug anziehen? Vor Leuten, die selbst ihren Kopf zum Nachdenken gebrauchen, anstatt linke Phrasen einer bunten Welt zu dreschen?  Oder gar vor Leuten, die keine Sicherheitsnadeln tragen wollen, weil sie das einfach nur blöd finden?
Erwachen Sie endlich aus Ihrer Traumwelt.
Ihr
Wolfgang Luley

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