Von Wolfgang Prabel
„Unter Kannibalen gibt es keine Vegetarier“. Unter dieser Headline hat der Chefkommentator der WELT, Jacques Schuster den taktisch genialen Schachzug des schwäbischen AfD-Vorsitzenden Jörg Meuthen skandalisiert. Als der Ausschluß des Ex-Maoisten und Antisemiten Dr. Wolfgang Gedeon in der Stuttgarter AfD-Fraktion nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit fand, hat Meuthen den Spieß umgedreht und ist mit der Fraktionsmehrheit ausgetreten. Das wiederum hat Dr. Gedeon veranlaßt, die Fraktion selbst zu verlassen.
Der gordische Knoten von Stuttgart ist zerschlagen. Professor Meuthen hat ein taktisches und strategisches Meisterstück abgeliefert, nicht ohne Risiko freilich, aber letztlich ist er zum Ziel gekommen. Erfolgreich halt.
Kürzlich auf dem Kyffhäuser-Treffen wirkte er zwischen Björn Höcke und Alexander Gauland noch wie ein netter Gast, der verbindlich nach allen Seiten auf die beiden Haudegen in der Partei ein paar Schritte zuging. Gestern hat er sich selbst als Draufgänger entpuppt. Es reicht nicht, wenn man nur den Plan A im Ärmel hat, wie seine Gegner. Man muß methodisch Zug um Zug mit mehreren Optionen arbeiten, um zu gewinnen.
Innerparteilich hat die Sache schon ein Nachspiel gehabt. Der Bundesvorstand hat beschlossen, daß von außen nicht mehr in fremden Landesverbänden herumintrigiert wird, um irgendwelchen Einfluß zu nehmen.
Um auf den Chefkommentator der WELT zurückzukommen: Was meint Schuster, wie Vegetarier so ein innerparteiliches Problem lösen wollen? Um Dr. Gedeon solange weichzukochen, bis er aus dem Fraktions-Kessel springt, dafür braucht man doch Kannibalen und keine Vegetarier.
Der Chef der deutschen KZ´s Heinrich Himmler aß selbst vegetarisch und ernährte die Häftlinge im KZ Mauthausen in einem fragwürdigen Menschenversuch sogar vegan. Im KZ Dachau ließ er im biologisch-dynamischen Anbau im 200 ha großen KZ-Garten Heilkräuter anpflanzen, um das Reich unabhängig von der pösen Schulmedizin zu machen. Gute Vegetarier und böse Kannibalen gibt es nur in den Wahnvorstellungen von deutschen Chefkommentatoren.
Also Schuster sollte noch einmal in die Schule gehen, Geschichte und alles über die grünen Nazis lernen und dann würde die Überschrift lauten: „Gegen Vegetarier braucht man Kannibalen.“
http://www.prabelsblog.de/2016/07/die-welt-kann-keine-ueberschriften-mehr/