Erdingers Weissheiten – Das Schlimmste von gestern
Die tägliche Kolumne von Max Erdinger
FRAU PROF. DR. DR. PETRA HINZ (SPD)
SPIEGEL ONLINE (SPON) berichtete gestern von einem Interview, das die Essener SPD-Politikerin Petra Hinz der „Westdeutschen Zeitung“ gegeben hat. Das ist jene Dame, deren gefälschter Lebenslauf aufgeflogen war. Weder ist sie Juristin, noch hat sie jemals ein Abitur gemacht. In ihrem Lebenslauf hatte sie aber genau das behauptet. Nicht, daß meinereiner angesichts der deutschen Zustände akademische Titel bei Politikern überbewerten würde, – die gibt es unter Politikern zuhauf und sie nützen offensichtlich nicht das Geringste -, aber gelogen ist halt gelogen.
SPON schreibt: „Petra Hinz befindet sich derzeit in stationärer Behandlung. Dennoch hat sie sich nun in einem Interview mit der „Westdeutschen Zeitung“ geäußert. Nach der Affäre um ihren gefälschten Lebenslauf erhebt sie schwere Vorwürfe gegen die Essener SPD.“
Fast könnte man meinen, es sei die Essener SPD gewesen, die den Lebenslauf von Petra Hinz gefälscht hat. Nein, es geht natürlich um die Affäre, die daraus geworden ist. Anscheinend ist Frau Hinz der Ansicht, daß für ihren Betrug derjenige verantwortlich ist, der ihn an die große Glocke gehängt hat. Weil sich die Betrügerin nun in stationärer Behandlung befindet, ist auch zu vermuten, daß sie sich den Opferbonus einer psychisch Malträtierten zunutze zu machen gedenkt, die von finsteren Intriganten gemobbt worden ist.
SPON weiter: „Laut der „WZ“ plane die Essener SPD-Abgeordnete weiterhin, ihr Bundestagsmandat niederzulegen – sobald sie die Klinik verlassen habe. Der genaue Zeitpunkt stehe aber noch nicht fest, den würden ihre Ärzte bestimmen.“
Da sieht man mal wieder, wie schwierig es ist, ein Bundestagsmandat niederzulegen. Das ist eine Großtat, die sorgfältig geplant sein will. Besonders wenn man so krank ist, daß man stationär im Krankenhaus liegt und mit ach und krach noch in der Lage ist, der „Westdeutschen Zeitung“ ein Interview zu geben. Man sollte mit der Planung einer solch schwierigen Niederlegung erst anfangen, wenn einen die Ärzteschaft für fit genug hält. Wer meint, daß das alles ein bißchen zu lange dauert, der möge sich bitte mit den Ärzten von Frau Hinz auseinandersetzen. Die haben das so entschieden. Frau Hinz braucht jetzt Ruhe und Genesung. Der weiterlaufende Bezug ihrer Diäten hat ja auch heilende Wirkung, seelisch so. Außerdem ist sie eine Frau – und jeder Sozialdemokrat weiß, daß Frauen besonderer Förderung und jeder nur denkbaren Unterstützung bedürfen, wenn sie in einem Patriarchat wegen der frauenfeindlichen Interpretation von Anstand und Ehrlichkeit straucheln mußten.
SPON: „Die Lüge war da, aber gleichzeitig so weit weg. Es tue ihr unendlich leid. Aber, so sagt die 54-Jährige auch, sie habe niemanden täuschen wollen.“
Und das hier ist der endgültige Beweis, daß auch Frauen ohne Abitur und Staatsexamen einzigartig sein können. Petra Hinz ist der erste Mensch jemals, der mit einer Lüge niemanden täuschen wollte. Schade, daß ihre Politikerkarriere trotzdem vorüber ist. Was für ein Verlust für die menschliche Gesellschaft! Wer hätte angesichts solcher Einzigartigkeit nicht von Frau Petra Hinz, (SPD), als zukünftiger Bundeskanzlerin geträumt? Meinereiner wünscht ihr gute Besserung und hofft, daß sie zukünftig vor bösen Menschen verschont bleiben möge, die LügnerInnen, BetrügerInnen und AbzockerInnen als das verleumden, was sie keinesfalls sind: LügnerInnen, BetrügerInnen und AbzockerInnen nämlich.
DER AFFE: NICHTRAUCHER, UMWELTFREUND UND FEMINIST
Die New York Times hat sich, wie mir gestern bekannt wurde, bereits letzten Freitag einen Wissenschaftsartikel von bemerkenswerter Brillanz geleistet. Am sozialdemokratistischen Bauchweh (in den USA: liberal stomach ache) ist die Evolution schuld. Mit der Entdeckung des Feuers durch irgendwelche prähistorischen Klugscheißer nahm das Übel nämlich seinen Lauf. Wäre das Feuer nie entdeckt worden, dann gäbe es heute keine Raucher. Faszinierend, oder? Was die Raucher für welche sind, weiß heute schließlich jeder. Außerdem sei es dadurch, daß der Schein des Lagerfeuers die Nacht zum Tage macht, dazu gekommen, daß die prähistorischen Klugscheißer sich abends länger miteinander unterhalten konnten und auf diese Weise größere Gehirne entwickelt hätten. Mit denen hätten sie dann noch ganz andere Scheußlichkeiten entdeckt. Ich vermute, daß es sich dabei um E-Zigaretten handeln muß und um die Entdeckung, daß es Alternativen zum Feminismus gibt. Jedenfalls haben die Steinzeitintelligenzler mit dem Feuer auch das Kochen erfunden, was ihre Körper mit mehr Kalorien versorgte, als sie einem heutigen NYT-Leser guttun. Auch wäre ohne Feuer nie irgendein Essen angebrannt und mit verkohlten Krebserregern überzogen gewesen. Von der Stahlindustrie, den Panzern, den Schußwaffen und der ganzen fürchterlichen Verschmutzung der lieben-lieben Umwelt gar nicht zu reden.
Am besten wäre es vermutlich gewesen, wir wären Affen geblieben. Der Affe raucht und schießt nicht. Soll nochmal einer sagen, die Wissenschaft leiste nicht Erstaunliches.
Am besten wäre es vermutlich gewesen, wir wären Affen geblieben. Der Affe raucht und schießt nicht. Soll nochmal einer sagen, die Wissenschaft leiste nicht Erstaunliches.