Erdingers Weissheiten – Das Schlimmste von gestern
Von Max Erdinger
Der FOCUS zitiert den nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger (SPD): Wer Burkas verbiete, der müsse auch verbieten, „dass sich Menschen als Nikolaus verkleiden“.
Ralf Jäger (SPD) hätte im Falle des Selbstmordes einer Maus im Breisgau auch behaupten können, daß nun ein alter Gaul in Ostfriesland erschossen werden muß. Von der logischen Konsistenz her wäre das keine Einbuße gewesen. Was läuft da ab im Kopf von einem wie Ralf Jäger (SPD), dem nordrhein-westfälischen Innenminister? Zwar ist man es aus der SPD gewöhnt, daß dort alles mit jedem gleichgestellt wird, aber wie bringt Jäger Muslimas und kostümierte Nikoläuse unter eine Burka? Und hat er wirklich den Nikolaus gemeint? Oder hatte er den Weihnachtsmann im Hinterkopf, als er Nikolaus sagte? Hat er „Nikolaus“ gesagt, damit er das mit sozialdemokratischer Gleichbehandlung und Religionsfreiheit begründen kann, obwohl er eigentlich den Weihnachtsmann gemeint hat?
Der heilige Nikolaus von Myra, der im 4. Jahrhundert Bischof in Lykien gewesen ist, hat seinen Namenstag am 6. Dezember. Salopp ausgedrückt, könnte man sagen, der Nikolaus sei eine adventszeitliche Eintagsfliege. Eine solche wird aber selbst der nordrhein-westfälische Innenminister (SPD) nicht mit einer ganzjährigen Burkaträgerin gleichstellen wollen. Ich bin mir sicher, daß der abgebrochene Pädagogikstudent Jäger (SPD), um wenigstens annähernd auf etwas zu kommen, das seiner Meinung nach eines Vergleichs würdig ist, an die unüberschaubare Zahl von Weihnachtsmännern gedacht haben muß, die in der Advents- und Weihnachtszeit in ganz Deutschland unterwegs sind und seiner Ansicht nach verboten werden müssten, wenn es ein Burkaverbot geben sollte.
Zugegeben: Es hat bereits Bankräuber in Weihnachtsmann-Kostümen gegeben. Nikoläuse hingegen waren in der Hinsicht unauffällig. Jedenfalls wäre es nicht ungewöhnlich, daß ein Sozialdemokrat etwas anderes sagt als er meint, damit er das, was er meint, recht bauernschlau begründen kann. Vielleicht hat er auch damit gerechnet, daß den Unterschied zwischen Nikolaus und Weihnachtsmann ohnehin kaum noch jemand macht und daß er die Vielzahl an Weihnachtsmännern „den Menschen“ daher über die Assoziation mit Begriffen wie „Gleichbehandlung“ und „Religionsfreiheit“ als Äquivalent zur Burkaträgerin angedrehen kann. Satz mit X: War wohl nix. So verblödet ist selbst in Deutschland noch keiner, als daß er die ganzjährige islamische Burka mit einer adventszeitlichen Kostümierung verwechseln würde, um dann zu dem Schluß zu kommen, ein Verbot des einen müsse zwangsläufig ein Verbot des anderen nach sich ziehen. Außerdem gibt es tatsächlich noch immer Bürger, die den Unterschied zwischen einer alten, liebgewonnenen Tradition und einer neuen, selbst importierten „Herausforderung“ erkennen können.
Bundesweit in aller Munde ist Jäger (SPD) nach der üblen Silvesternacht von Köln gewesen, in der es durch Migranten hundertfach zu sexuellen Übergriffen auf feiernde Frauen gekommen war. Damals wurde bekannt, daß es eine Weisung aus Jägers Innenministerium an die Pressestelle der Polizei gegeben hat, die scheußlichen Vorkomnisse so weit wie möglich herunterzuspielen und – völlig an der Realität vorbei – keinesfalls einen Zusammenhang zwischen Migration und Straftat herzustellen.
Das wurde eine kleine Affäre, die zwar den Kölner Polizeipräsidenten das Amt kostete, den Innenminister aber mit einem blauen Auge davonkommen ließ. Jäger (SPD) hatte damals in einem Interview mit rp-online Stellung bezogen zu den Vorwürfen gegen sich. Zitat: – „Übergriffe in Flüchtlingsheimen, Kölner SEK-Affäre und dann die Kölner Silvesternacht. Wieso sind Sie eigentlich noch im Amt?“ – Jäger: „Ich nehme meine Verantwortung sehr ernst. Einfach abzuhauen, wenn es schwierig wird, das bin ich nicht.“ – Frage rp: „Als Oppositionspolitiker haben Sie vor vielen Jahren bei weitaus kleineren Affären Rücktritte von Landesministern gefordert.“ – Jäger: „Und habe meine Kritik stets gut begründet.“ ( http://www.rp-online.de/nrw/landespolitik/ralf-jaeger-im-interview-weglaufen-das-bin-ich-nicht-aid-1.6085444 ). Das ist typisch SPD: Gleichbehandlung von Burkaträgerinnen mit kostümierten „Nikoläusen“ – niemals aber Gleichbehandlung der Verfehlungen Anderer mit den eigenen. Ganz so, als ob die Kritik an Jäger nach der Silvesteraffäre nicht ebenfalls „gut begründet“ gewesen – und Jägers eigenen Maßstäben zufolge jede Rücktrittsforderung an ihn sogar mehr als berechtigt gewesen wäre.
Und dann diese Selbstbeweihräucherung Jägers (SPD)! Einer wie er läuft nicht davon, wenn es schwierig wird. Nein, einer wie er läßt stattdessen subalterne Polizeipräsidenten über die Klinge springen und bezieht aus lauter Verantwortungsbewußtsein sein Ministergehalt weiter. Wie sagt man da in Köln? – Der Jäger ist „´ne janz fiese Möpp.“ Als „´ne janz fiese Möpp“ ist er allerdings in der SPD unter seinesgleichen. Aus der altehrwürdigen Sozialdemokratie ist schon längst eine abgehobene Esoterikersekte geworden, in der es nur noch Funktionäre von charakterloser Mediokrität nach oben spült, die, mit gesinnungsethischer Ignoranz voll bis unter die Haarspitzen, auf das Volk, – pardon -, die Bevölkerung spucken – und die Bevölkerungsmenschen für blöd verkaufen wollen. Maas, Stegner, Nahles, – da paßt ein Jäger (SPD) hin wie die Faust aufs Auge. Ach, was rede ich: In der CDU sieht es inzwischen nicht anders aus. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, darf man von der politischen Klasse heute durchweg als von den „Jägers dieser Republik“ sprechen.