Von Wolfgang Luley
Lieber Gerwald Claus-Brunner (Piratenpartei),
Ihr Spitzname bei den Piraten lautete: “Faxe“. Ihr Äußeres mag dieser Ansicht entsprochen haben. Sie trugen Latzhose und dazu ein Palästinensertuch um den Kopf und huldigten lockeren Sprüchen: „Tittenbonus“ etwa. Ihr Tod lässt jedoch Abgründe erahnen. Laut dem Berliner Landeskriminalamt begingen Sie Selbstmord, was schlimm genug ist. Die Polizei fand in Ihrer Berliner Wohnung aber die Leiche eines weiteren Mannes. Ihre Berliner Wohnung gleicht keiner Faxen-Buden, sondern einem Schreckenskabinett.
Es gibt Stalking-Vorwürfe, die der andere Tote gegen Sie erhoben hatte. Sie beide kannten sich und der andere Tote war länger tot als Sie. Die Polizei vermutet, Sie hätten den Anderen missbraucht und dann Selbstmord begangen.
Ich weiß nicht, wie es war und Vermutungen bringen wenig. Sie waren laut und schrill und passten in keine Schublade. Als die damalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, Ihnen vorwarf, Sie stünden auf der Seite der Antisemiten, weil Sie ein Palästinensertuch trugen, haben Sie gekontert, indem Sie sich einen Davidstern anhefteten. Das war im November 2011. Im Nachhinein kann man sagen, das war Ihre schrillste und grellste Zeit.
Ein Jahr später veröffentlichten Sie Ihren berüchtigten Kommentar auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Hintergrund war die Frage, ob die Piratenpartei eine Frauenquote einführen soll. Was Ihre Meinung dazu war, las man auf Twitter nach: „„Die Pro Quote Frauen zeigen ihr wahres Gesicht und wollen lediglich auch nur Posten mit Tittenbonus“. Ob das frauenverachtend – oder eher feixend – zu verstehen sein soll, ist mir ein Rätsel. Frauenquote und Tittenbonus klingen zusammengenommen aber schon abgründig.
Wie man Sie als Mensch zu bewerten hat, überlasse ich jedem selbst. Ich stimme aber nicht mit dem Pressesprecher der Berliner Piraten, Bruno Kramm, überein, der von einer „menschlichen Tragödie“ sprach, die angeblich „nichts mit Politik zu tun habe.“ Tut mir leid Freunde, gerade Ihr Linken brüllt doch ständig, dass alles politisch sei, auch – und gerade – das Privatleben. Trifft es dann aber einen Eurer Leute, haben Politik und Privatleben plötzlich nichts mehr gemeinsam. Das ist plump.
Einem rechten Politiker wird immer Gier und Machtwillen unterstellt, während Linke immer edel sind und aus reinen Motiven handeln. Das ist Phrasendrescherei. Was erkennt man, sieht man sich genau an, wie Gerwald Claus-Brunner politisch gehandelt hat?
Er trat 2009 der Berliner Piratenpartei bei, kandidierte 2011 als Parteisekretär und als Direktkandidat für die Abgeordnetenhauswahl. 2012 warf er Mitgliedern seiner Partei den „Tittenbonus“ vor, die in der Frauenquote einen Fortschritt erkannt haben. 2016 wäre er beinahe aus der Fraktion der Berliner Piraten geflogen, weil er Mitglieder und Angestellte angepöbelt hatte. Und selbstverständlich hatte er auch wieder für das Abgeordnetenhaus kandidiert. Für mich war Herr Brunner ein Karrierist. Damit steht er in einer Reihe mit vielen, vielen anderen Politikern, die Politik nur als Sprungbrett nach oben betrachten. Ein Paradebeispiel ist der ehemalige Außenminister der Grünen, Joschka Fischer, der es vom Steine werfenden Demonstranten, bis zum Vizekanzler und Außenminister geschafft hatte. Wer schrill ist, neigt wohl zu Gewalt? Pardon, „Gewalt“ verüben Rechte, Linke handeln in „Notwehr“.
Wie immer die Ermittlungen ausgehen werden, Gerwald Claus-Brunner war kein Politiker, der auf das Wohl Deutschlands Rücksicht genommen hat. Ihm lag sein eigenes Wohl näher und dafür ging er in den Tod. Schade nur um den anderen Mann, der in seiner Wohnung tot aufgefunden wurde.
Ich wünsche mir für Deutschland ernsthafte Politiker. Wer Faxen treiben will, soll ab in den Zirkus.
Mit unfreundlichen Grüßen
Wolfgang Luley
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerwald_Claus-Brunner
https://de.wikipedia.org/wiki/Joschka_Fischer
