Erdingers Weissheiten – Das Schlimmste von gestern
Von Max Erdinger
Jahrzehntelang wurde deutschen Männern eingebläut, was alles sexistisch oder eine sexuelle Belästigung ist, was Frauen wollen und was nicht – und daß sie sich gefälligst danach zu richten hätten. Nun listet die Junge Freiheit eine ganze Reihe sexueller Übergriffe allein vom letzten Wochenende, allesamt von Ausländern begangen – und man fragt sich, wo der Aufschrei einer Laura Himmelreich bleibt.
Erinnern wir uns: Laura Himmelreich hieß die Dame, die vor über drei Jahren wegen eines Kompliments, das sie abends an der Hotelbar von dem FDP-Politiker Rainer Brüderle erhalten hatte (“Mit Ihrer Oberweite könnten Sie aber auch ein Dirndl gut ausfüllen!”), einen riesigen Medienhype startete. Erst schrieb sie einen Artikel im Stern über Brüderle und flankierte den als nächstes mit der Kampagne #Aufschrei. Tenor: Männer wie Brüderle sind sexistische Schweine. Wochenlang ging es um nichts anderes.
Mir ist damals schon klar gewesen, daß die ganze Angelegenheit verlogen gewesen war. Es ging nicht darum, was Rainer Brüderle im leicht alkoholisierten Zustand in seiner Freizeit an einer Hotelbar gesagt hatte, sondern darum, daß es Brüderle gewesen ist, der es gesagt hat. Wäre es George Clooney gewesen, – die junge Himmelreich wäre vemutlich sofort losgerannt, um sich ein Dirndl zu besorgen. Egal, ob es um einen zu langen, männlichen Blick auf ein Dekolletè in der U-Bahn -, einen anerkennenden Pfiff in der Fußgängerzone oder ein unerwünschtes Kompliment ging, – deutsche Männer hatten zu akzeptieren, daß es im Geschlechterverhältnis immer nur die Frau ist, die zu bestimmen hat, was geht und was nicht.
Auch die Gewaltdefinition hat man gerne den sogenannten Berufsfrauen (Feministinnen) überlassen. Vor einigen Jahren brachte beispielsweise das Frauenhaus Schwalm/Eder eine Broschüre heraus, in der gepeinigten Frauen erklärt wurde, was sie alles als männliche Gewalt zu verstehen hätten, die sie zum Umzug ins Frauenhaus berechtige. Hier wäre zum Beispiel bereits – man lese und staune – ein verweigertes Kompliment als Gewalt zu interpretieren gewesen. Als Mann schneller zu fahren, als es der Beifahrerin lieb ist, lief in dieser Broschüre ebenfalls unter “Gewalt gegen Frauen”.
Abgesehen davon, daß mir von jeher schleierhaft gewesen ist, weshalb es zu den Menschenrechten, quasi als die Krönung derselben, noch Frauenrechte obendrauf gibt, hege ich schon seit mindestens fünfzehn Jahren den Verdacht, daß es bei dem ganzen Frauengedöns gar nicht um “die Frauen” geht, sondern darum, einen Keil zwischen die Geschlechter zu treiben und daß dieses Keiletreiben wiederum der Maxime “Divide et impera” folgt. Eine Gesellschaft von Vereinzelten, die sich mißtrauisch gegenüberstehen wie Raucher und Nichtraucher, läßt sich leichter unter die Fittiche von Vater Staat zwingen. Für dieses hehre Ziel kann man das Grundvertrauen zwischen den Geschlechtern schon einmal zerstören. Von wegen Gleichberechtigung! Noch heute gilt bei einem Unglück die Sprachregelung, daß es Tote gegeben habe (schlimm!), “darunter auch Frauen und Kinder” (ganz besonders schlimm!). Gefallene sind immer Männer und als Tote sind sie Verluste. Im Krieg getötete Frauen hingegen sind immer Opfer. Legendär ist ein Zitat Hillary Clintons aus dem Jahr 1998 geworden: “Frauen und Kinder sind die Hauptopfer von Krieg und Vertreibung”, sagte sie damals. “Sie verlieren ihre Männer, Väter und Brüder.” Weibliche Empathie at it´s best. Jedenfalls war mir schon lange klar, daß die Frauen dann, wenn die Trennung vom Mann erfolgreich über die Bühne gegangen ist, die nächsten sein würden, die über die Klinge springen. Die alleinerziehende Mutter, die sich “glücklich an der Kasse bei ALDI selbst verwirklicht”, begriff ich durchaus als eine Vorbotin des neuen Frauenglücks.
Nun gibt es also, seit die sogenannte Flüchtlingskrise die Schlagzeilen beherrscht, diese ständigen sexuellen Übergriffe von Migranten gegen deutsche Frauen, die einen Rainer Brüderle wie einen Waisenknaben dastehen lassen – und es gibt keinen Aufschrei der östrogenhaltigen Dauerempörten von früher, wenn man von Alice Schwarzer einmal absieht. Die wiederum bestätigt lediglich die alte Volksweisheit, daß ein blindes Huhn auch mal ein Korn findet. Blinde Hühner überlegen sich aber nicht, wie die Körner jeweils an den Platz kommen, an dem sie dann gefunden werden. Für Alice Schwarzer ist das auch besser so. Sie wäre sonst nämlich ein sehr einsames Huhn.
Daß deutsche Frauen den Übergriffen viriler Testosteronbolzen aus fernen Ländern schutzlos ausgeliefert sind, hängt ja zu einem guten Teil mit dem durchschlagenden Erfolg der Feministinnen zusammen. Nachdem deutsche Männer gelernt hatten, ihre weibliche Seite – die “bessere Seite” also – zu entwickeln, Konflikte einfühlsam, sanft, verständnisvoll und auf jeden Fall verbalkommunikativ zu lösen, anstatt physische Gewalt anzuwenden, stehen sie nun da und wundern sich, daß es keine Ritter mehr zu ihrer Verteidigung gibt. Wie klang doch die feministische Popsängerin Ina Deter anfangs der Achtziger Jahre noch? – “Ich schreib´s an jede Wand! Neue Männer braucht das Land!”
Nun haben die deutschen Frauen ihre neuen Männer. Und es paßt wieder nicht. Der Feminismus in seiner deutschen Ausprägung, der sich je nachdem, wie es zur Rosinenpickerei gerade paßt, entweder als Gleichheitsfeminismus oder als Differenzfeminismus geriert, ist ein marxistisches Derivat. So bedauerlich die Zustände sind, so sehr berechtigen sie wegen der ausbleibenden Reaktion der vormaligen Kampfemanzen zu der Hoffnung, daß dem deutschen Michel vielleicht doch noch ein Licht aufgehen könnte: Nämlich, daß er von den linken Salonbolschewisten der westlichen Welt seit Jahrzehnten nach Strich und Faden verarscht worden ist – und zwar in jeder Hinsicht.