Von Thomas Böhm
Es gibt ja immer noch Leute, die glauben, Umfragen wären dazu da, das aktuelle Stimmungsbild in der Bevölkerung wiederzuspiegeln. Das ist natürlich falsch. In diesen Zeiten haben die Umfragen-Institute ihre politische Neutralität in der Parteiengarderobe abgegeben. Ihre Mitarbeiter fragen nur noch bei den Bürgern ab, deren Meinungen sie schon längst kennen, oder sie stellen die Fragen so, dass die Antworten zu den vorgefertigten Ergebnissen passen – wenn überhaupt.
Hier mal zwei Beispiele:
In der WAZ vom 6. Oktober, also vor vier Tagen, konnten die Merkel-Fans noch richtig jubeln. Die dpa vermeldete:
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gewinnt einer neuen Umfrage zufolge wieder deutlich an Zustimmung. Im jüngsten ARD-Deutschlandtrend im Auftrag der ARD-„Tagesthemen“ zeigten sich 54 Prozent der Befragten mit Merkels Arbeit zufrieden. Vor einem Monat hatte sie in der Umfrage mit nur 45 Prozent den schlechtesten Wert seit fünf Jahren erreicht. Vor allem ihre umstrittene Flüchtlingspolitik hat Merkel Sympathien gekostet.
Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, der beharrlich eine restriktivere Flüchtlingspolitik fordert, sackte in der Beliebtheitsskala deutlich ab. Er kommt im Deutschlandtrend derzeit nur noch auf 37 Prozent Zustimmung, das ist ein Minus von sieben Punkten im Vergleich zum September. Damals lag er nur einen Punkt hinter Merkel.
Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, bliebe die Union stabil bei 33 Prozent. Die SPD verliert einen Punkt auf 22 Prozent. Linkspartei und Grüne liegen unverändert bei neun und elf Prozent. Die FDP verbessert sich um einen Punkt auf sechs Prozent. Die AfD verharrt bei 14 Prozent.
Gestern, also nur drei Tage später zeigte sich ein ganz anderes Bild. „N24“ trauerte gemeinsam mit der „Bild“:
Die Union sackt in einer neuen Umfrage auf ihr Rekordtief ab. Wäre am Sonntag Bundestagswahl, dann würden dem Insa-Meiungstrend zufolge nur noch 29,5 Prozent CDU/CSU wählen, berichtet die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf die Erhebung.
An Beliebtheit zulegen können in dieser Woche nur die Sozialdemokraten und die Linke: Die SPD gewinnt einen Prozentpunkt hinzu und liegt bei 22 Prozent. Die Linke erreicht mit zwölf Prozent einen halben Punkt mehr als in der Vorwoche. Die AfD verharrt bei 15 Prozent. Die Grünen und die FDP fallen je einen halben Punkt auf elf Prozent und 6,5 Prozent…
Ein Absturz der CDU von 3,5 Punkten innerhalb drei Tagen? Selten so gelacht. Die Umfrage-Institute sollten dicht machen, so einen Schmarren braucht kein Mensch. Und die Medien, die diese stumpfsinnigen Umfragen veröffentlichen sowieso nicht. Oder sind die Werte wegen Chemnitz dermaßen in den Keller gegangen?
Dann sollten sie heute wiederholt werden, schließlich hat ein Syrer die Kanzlerin vorübergehend gerettet.