Erdingers Weissheiten – Das Schlimmste von gestern
Von Max Erdinger
Asylunterkünfte werden gerne einmal von Asylbewerbern angezündet. Einige Fälle sind bekannt geworden. Neben dem Bild eines brennenden Flüchtlingsheimes in Bautzen titelt t-online – Zitat: >Neuer Negativrekord: Fälle von Hasskriminalität steigen drastisch.<-Zitatende.
Da schlage ich doch gleich mal im Duden nach. Hasenfuß, Haßfurt, Haßkriminalität. Da haben wir´s: Haßkriminalität. Das Gegenteil der Sympathiekriminalität. Also gut, weiter: Symbol, Symptom, Sympathiekriminalität. Es gibt keine Sympathiekriminalität. Aha, das dachte ich mir: Haßkriminalität ist wieder einer dieser Begriffe, die frei erfunden worden sind. Ein Haus anzuzünden war früher einfach kriminell. Heute ist es haßkriminell. Wer haßkriminelle Brandstiftungen aufzuklären versucht, ist wahrscheinlich ein Haßkriminalitätshauptkommissar. Wenn jetzt eine Verblödende oder ein Verblödender das Irrenhaus anzündet, wäre das dann Demenzkriminalität? Oder Brandstiftung? Wahrscheinlich ist es so, daß es sich bei der Haßkriminalität um eine besonders schändliche Form der allgemeineren Brandstiftungskriminalität handelt. Da muß die Haßfeuerwehr ausrücken. Die Haßfeuerwehr wiederum wohnt bei t-online und wird von der Regierung alarmiert, wenn´s brennt. Irgendwie so muß es wohl sein.
Zitat: >Die Bundesregierung hat sich besorgt über die drastische Zunahme von Hasskriminalität und strafbaren „Hasspostings“ im Internet geäußert. So sei die Zahl der Fälle von Hasskriminalität – Straftaten, die sich etwa gegen politische Einstellungen, Nationalitäten, Hautfarben oder Religionen richten – 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 77 Prozent auf 10.373 Fälle gestiegen. <- Zitatende.
Grundgütiger! Was für ein Glück, daß wenigstens klar ist, was genau Haßkriminalität ist. Da kann man das Volk bis zum letzten Einzelfall über die Besorgnis der Regierung aufklären. Das ist beruhigend für das Volk, weil es sich umsorgt fühlt, wenn es sieht, wie sich die Regierung Sorgen macht. Aber die Regierung muß, außer sich zu sorgen, natürlich etwas tun zur Beruhigung der besorgten Bürger. Ein guter Anfang könnte es eventuell sein, Straftaten gegen die politische Einstellung lückenlos aufzuklären. Das würde die furchtbare Haßkriminalität mindestens halbieren und die AfD müsste nicht so viel Angst vor der haßkriminellen Inbrandsetzung von Fahrzeugen ihrer Haßparteifunktionäre haben. Dann der Kampf gegen die Nationalitäten- & Hautfarben-Haßkriminalität: Iren, Isländer, Norweger und Österreicher müssten sich in Deutschland nicht mehr so fürchterlich fürchten. Vor Messerangriffen von Leuten aus Nationen zum Beispiel, wo die Pflege der Haßkriminalität gegen Nationen, Hautfarben und andere Religionen als der eigenen – völlig anders als hierzulande übrigens – als Zivilcourage gewertet wird. Wenn der hassende Messer-Dschihadist keine 16-jährigen deutschen Buben mehr ersticht, weil er begriffen hat, daß hierzulande Haßkriminalität etwas anderes als Zivilcourage ist, kann die Integration gelingen. Aber wir müssen natürlich froh sein, daß die Regierung den Anstieg der Haßkriminalität von 2015 auf 2016 noch nicht kennt, weil wir, anstatt uns vor dem Anstieg der Haßkriminalität zu fürchten, Angst haben müssten, daß die Regierung sich zu Tode grämt. Und das wäre nun wirklich der Negativgipfel aller Haßkriminalitätskonsequenzen.
Zitat: >So steht es im Abschlussbericht zum Bürgerdialog „Gutes Leben in Deutschland“. < – Zitatende.
So viel steht jedenfalls fest: An diesem Bürgerdialog haben flaschensammelnde Rentner, einheimische Obdachlose und entrechtete Scheidungsväter mangels Gutlebenqualifikation nicht teilgenommen. Wahrscheinlich ist es auch gar kein Bürgerdialog gewesen, sondern einer zwischen Parteifunktionären, der nur deswegen Bürgerdialog heißt, damit nicht herauskommt, wer in Deutschland am besten lebt. Wer sonst würde sich noch mit Begeisterung über „Gutes Leben in Deutschland“ unterhalten? Der Steuerzahler scheidet ja als möglicher Dialogpartner ebenfalls aus. Von denen, die das gute Leben in Deutschland finanzieren, hat jedenfalls keiner mitdialogisiert beim „Bürgerdialog zum guten Leben ohne die Haßkriminalität der Messerstecher und Sprengstoffsammler in Deutschland“. Der Abschlußbericht besteht also aus nichts als der reinen Abschlußberichtskriminalität, einer kriminellen Unterabteilung der allgemeineren Lügenkriminalität, die mit der Haßkriminalität wiederum nicht das geringste zu tun hat. Vor allem nicht mit der Haßgegendeutschekriminalität, die außerdem gar keine richtige Kriminalität ist.
Zitat: >Die Bürger hätten in der Umfrage – zu deren Zeitpunkt die Flüchtlingsdebatte im vergangenen Jahr schon weitgehend im Gange war – auch „ihre Sorge bezüglich der Zunahme rechtsextremistischer Gewalt und rechtsradikalen Terrors“ betont. „In dieser Entwicklung sahen sie eine große Gefahr für den Rechtsstaat, die es dringend abzuwehren gilt“, heißt es in dem Papier. (…) Als Reaktion auf die Sorgen der Bürger versichert die Regierung in dem Papier, man gehe „gegen diese besorgniserregenden Entwicklungen mit aller Entschlossenheit vor“.< – Zitatende.
Das ist sehr beruhigend. Wenigstens geht die fähigste Regierung, welche die Welt seit Idi Amin gesehen hat, gegen brennende Haßpostings und schreibende Flüchtlingsheime vor. Die sind wirklich das, was dem Bürger die allergrößten Sorgen macht. Da ist es gut zu wissen, daß die Haßkriminalitätsfeuerwehr bei t-online allezeit in höchster Alarmierungsbereitschaft ist. Wir würden sonst glatt die neuesten Entwicklungen bei der Haßkriminalität verschlafen.
Irgend etwas dagegen zu unternehmen, daß immer mehr Deutsche Haß empfinden und sich unwohl dabei fühlen, kommt natürlich nicht in die Tüte. Der Haß fällt vom Himmel und nur ganz bösen Menschen direkt in den Kopf hinein. Wer haßt, ist böse und war schon vorher böse. So einfach ist die Welt.