Von Michael Klonovsky
Dass man für eine gute Sache durchaus ein bisschen flunkern und im Zweifelsfall auch schon mal eine veritable Lüge auftischen darf, gilt unter internationalsozialistischen Bessermenschen und linken Medienschaffenden nicht erst neuerdings als ausgemacht. Ob nun nach Sebnitz, wo eine Million Skinheads einen Ausländerjungen am Ende doch nicht ertränkt hatten, oder nach der Attacke von bis heute unentdeckten Neonazis auf den Passauer Polizeidirektor Alois Mannichl mit dessen eigenem Küchenmesser, ob nach all den autoaggressiven Hakenkreuzritzereien und am Ende doch von den Insassen oder Unbekannten verübten rechtsextremen Brandstiftungen an und in Asylheimen, stets konnte man in irgendwelchen Kommentaren, auf irgendwelchen Foren mit Verlässlichkeit lesen, dass diese Tat zwar ausnahmsweise nicht von Rechtsextremisten oder am Ende überhaupt nicht verübt worden war, es aber doch immerhin möglich gewesen sei, dass üble Gesellen vom rechten unteren Rand dergleichen täten (und auch fürderhin allzeit möglich sein werde, wehrten die linken gelegentlichen Notlügner nicht emsig den Anfängen).
In Schmölln hat sich jetzt ein somalischer Asylbewerber aus dem Fenster gestürzt, und viele Medien verbreiteten ungeprüft das faktisch haltlose, aber im Kern eine höhere Wahrheit bergende Gerücht, schaulustige Dunkeldeutsche hätten den Mohren mit „Spring doch!“-Rufen angefeuert. Zur gleichen Zeit brachte ein Landsmann des Selbsttöters in einem norddeutschen Seniorenheim eine 87jährige Frau um. Das war wiederum nur wenigen Medien eine Meldung wert, wobei die Herkunft des Täters meist kultursensibel unter den Tisch fiel. Ein Kommentator des Deutschlandfunks schrieb zu Schmölln, auch wenn es keine „Spring!“-Rufe gab, sei es immerhin schlimm genug, dass dergleichen vorstellbar sei. Was den Fall von der unvorstellbaren, total unwahrscheinlichen und deshalb besser beschwiegenen Ermordung einer Seniorin durch einen Schutzsuchenden unterscheidet.