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Geld – Wurzel allen Übels?

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Von Thomas Bovet

„Atlas Shrugged”*) ist eines der meist-verkauften Bücher aller Zeiten. Aus dem 1957er Werk der Philosophin Ayn Rand stammt der berühmte Schlüsseldialog über die Bedeutung von Geld. Darin antwortet eine der Hauptfiguren, der erfolgreiche Unternehmer Francisco d’Anconia auf eine Bemerkung, die sich auf ihn bezog: “…Geld ist die Wurzel alles Bösen – und er, d’Anconia, ist das typische Produkt des Geldes”.

Hier ist die Antwort des Magnaten:

Haben Sie sich je gefragt, was ist die Wurzel des Geldes? Geld ist ein Instrument des Tausches welches nicht existieren kann, ohne die Produktion von Gütern und den Menschen die fähig sind diese herzustellen. Geld ist die materielle Manifestation des Prinzips, dass Menschen die miteinander umgehen wollen, dies auf der Basis des Handels bewerkstelligen müssen, mit Wert und Gegenwert. Geld ist weder ein Mittel des Schnorrers der sich durch Tränen bereichert, noch des Plünderers, der Werte durch Gewalt erbeutet. Geld wird erst ermöglicht durch Menschen die produzieren.

Ist es das was Sie Übel nennen?

Wenn Sie Geld als Belohnung akzeptieren für Ihre Mühen, dann tun Sie das mit der Überzeugung, dass es für die Produkte aus den Mühen anderer getauscht werden kann. Es sind nicht die Schmarotzer oder Plünderer, die dem Geld seinen Wert geben; kein Ansatz von Tränen oder sämtliche Waffen der Welt vermag es, dieses Papier in Ihrer Brieftasche in Brot zu verwandeln, das Sie zum Leben benötigen. Diese Stücke Papier und Metall, welche eigentlich Gold sein sollten, sind ein Zeichen der Ehre – ihr Anspruch auf die Dienste derjenigen, die ebenfalls produzieren. Ihre Geldbörse repräsentiert Ihre Erwartung, dass es irgendwo um Sie herum Menschen gibt, die sich nicht dem moralischen Prinzip des Geldes entziehen.

Ist es das, was Sie als Böse bezeichnen?

Haben Sie jemals über den Ursprung der Produktion nachgedacht? Betrachten Sie einen Elektromotor und reden Sie sich ein, dass ihn ein muskulöser, gedankenloser Möbelpacker erschaffen hat; versuchen Sie einen Weizensamen wachsen zu lassen, ohne das Wissen der Ahnen, denen es zuerst gelang. Versuchen Sie sich Ihre Nahrung durch nichts als physische Bewegung zu beschaffen – und Sie verstehen sofort, dass es der menschliche Geist ist, der in den Wurzeln aller Güter steckt und in allem Reichtum der je auf der Welt existiert.

Aber Sie sagen, dass Geld durch die Starken gemacht wird, auf Kosten der Schwachen – welche Stärke meinen Sie?

Es ist nicht die Stärke von Muskeln oder Waffen. Wohlstand ist das Resultat menschlicher Fähigkeit zu denken. Entsteht Geld durch den Erfinder einer Maschine etwa auf Kosten derer die sie nicht erfunden haben? Entsteht Geld durch den Intelligenten auf Kosten des Dummkopfs? Durch den Fähigen auf Kosten des Versagers? Durch den Ehrgeizigen auf Kosten des Faulen? Geld muss verdient werden, bevor es erbettelt oder umverteilt werden kann, durch die Anstrengungen eines jeden ehrlichen Menschen bis zu den Grenzen seiner Leistung.

Der ehrliche Mensch weiß, dass er nicht mehr verbrauchen kann als er geschaffen hat.

Geld beruht auf dem Axiom, dass jedes Individuum der Eigentümer seines eigenen Geistes und seiner eigenen Produktivität ist. Geld verbietet den Einfluss jeglicher Macht auf den Wert Ihrer Dienste; außer dem der freiwilligen Entscheidung eines anderen, der willens ist seine Dienste mit Ihnen zu handeln. Geld ist die Voraussetzung dafür, dass die gegenseitige Bindung zwischen Menschen nicht der Austausch von Leid ist, sondern der Tausch von Gütern. Geld verlangt nicht den Verkauf Ihrer Schwächen an die Dummheit, sondern Ihre Talente an die Vernunft. Wenn Menschen durch den Handel leben – mit der Vernunft und nicht der Gewalt als letzter Arbiter – gewinnt das beste Produkt, die beste Leistung, die Person mit dem besten Urteil und größten Fähigkeiten. Der Grad Ihrer Produktivität ist der Grad Ihrer Belohnung. Dies ist der Kodex menschlicher Existenz und sein Werkzeug und Symbol.

Ist es das, was Sie Übel nennen?

Geld ist die Geißel der Männer die versuchen, das Gesetz der Kausalität umzukehren; der Männer, die den Geist ersetzen wollen, durch Beschlagnahmung der Produkte geistigen Schaffens. Derjenige, der versucht seinen überlegenen Mitstreiter zu kaufen damit der ihm dient, ersetzt sein Urteil mit Geld und wird am Ende das Opfer seines Untergebenen. Intelligente werden ihn meiden, aber die Betrüger und Blender werden sich um ihn schaaren, angezogen durch ein Gesetz welches er erst noch erkennen muss: “Kein Mensch vermag geringer zu sein als sein Vermögen”.

Ist es das, was Sie Übel nennen?

Beneiden Sie keinen unwürdigen Erben. Nur derjenige der den Reichtum nicht braucht, ist fähig damit umzugehen. Denken Sie nicht, dass der Besitz unter Ihnen verteilt werden sollte; die Welt mit mehreren Parasiten zu belasten anstatt nur einem, bringt nicht die vergangene Tugend zurück aus welcher dieses Vermögen einst entstand. Geld ist eine lebendige Kraft, die ohne ihre Wurzeln stirbt. Es kann nicht dem Geiste dienen, der ihm nicht ebenbürtig ist.
Ist es das, was Sie Übel nennen?

Geld ist immer nur Effekt und verweigert sich, den Mensch als Ursache zu ersetzen. Es ist das Produkt von Tugend, nicht die Quelle und kann Ihre Laster nicht einlösen. Geld gibt Ihnen nicht das Unverdiente, weder in Güter noch im Geiste.

Ist es das, was Sie Übel nennen?

Oder sagten Sie, es ist die Liebe zum Geld, das die Wurzel des Bösen ist? Es sind die Menschen, die ihre Seele für einen Cent verkaufen würden, die am lautesten ihren Hass auf das Geld bezeugen – und mit gutem Grund. Diejenigen die Geld lieben, sind willens dafür zu arbeiten, sie vertrauen ihrer Fähigkeit es zu verdienen. Rennen Sie um Ihr Leben vor jedem der sagt, dass Geld böse ist. Dieser Spruch ist die Pest-Glocke der Plünderer.

Der einzige Ersatz für Geld im Handel ist die Mündung einer Waffe. Geld ist ein Barometer für die Tugend einer Gesellschaft: Wenn Geschäfte nicht durch Einvernehmen getätigt werden, sondern durch Zwang; wenn für die Produktion eine Genehmigung erforderlich ist, von Personen die selbst nichts produzieren; wenn Geld fließt zu Personen die nicht in Güter handeln, sondern in Gefälligkeiten; wenn Leute reich werden durch Abstimmungen, Korruption und Reden, dann ist die Gesellschaft am untergehen.

Wann immer Vernichter einer Gemeinschaft erscheinen, beginnen diese mit der Vernichtung des Geldes, weil Geld als Schutz der Bürger dient und als Basis ihrer moralischen Existenz. Die Zerstörung des Geldes liefert die Menschen aus an die willkürliche Macht der Herrn willkürlicher Werte.

Wenn Sie das Böse als das Mittel des Überlebens akzeptiert haben, erwarten Sie nicht, dass der Mensch gut bleibt. Erwarten Sie nicht, dass Menschen produzieren, wenn Produktivität bestraft wird und die Plünderei belohnt. Also fragen Sie nicht, wer die Welt zerstört! Sie stehen in der Mitte der größten Errungenschaften der größten industrialisierten Zivilisation und wundern sich, warum es um Sie herum zerfällt. Weil Sie ihr Lebensblut verdammen: Das Geld.

Im Verlauf der Geschichte wurde Geld stets beschlagnahmt durch Plünderer der einen oder anderen Art, deren Bezeichnung wechselt, aber deren Methoden die gleichen sind: Vermögen durch Gewalt zu erobern und die Produzenten zu fesseln, verleumden, verunglimpfen und ihrer Ehre zu entledigen.

Menschen dachten schon seit immer über Geld als einen statischen Reichtum, welchen es galt zu rauben, erbetteln, ererben, verteilen oder durch Gunst zu erwerben. Amerikaner verstanden es als Erste, dass Vermögen erst erschaffen werden muss. Heute, wurde das Credo der Enteigner zu einem Zeichen von Scham, Wohlstand zur Schuld, die größten Unternehmer und Erfinder zu Schurken und die prächtigen Manufakturen zu Tempeln sozialer Politik. Die Lumpen mit albernem Grinsen, die keinen Unterschied zwischen der Macht des Geldes und der Macht der Peitsche erkennen, sollten sie bald auf ihrer eigenen Haut spüren – bald.
Bis Sie Geld als Wurzel des Guten verstehen verlangen Sie nach Ihrer Vernichtung. Wenn Geld aufhört als Instrument zu dienen, durch das die Menschen miteinander handeln, dann wird der Mensch zum Instrument des Menschen. Blut, Peitsche, Waffen oder Dollars, es ist Ihre Wahl – eine andere gibt es nicht.

*) Die deutschen Titel sind “Atlas wirft die Welt ab”  und “Der Streik”. Das Werk wurde in einer Trilogie in den USA verfilmed (2011, 2012 und 2014). Rands Titel wurden 25 Millionen mal verkauft.

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