Von Vera Lengsfeld
Helldeutschland scheint sich seiner Sache alles andere als sicher zu sein. Warum sonst ist es auf Täuschung, Lug, Trug und Denunziation angewiesen? Seit die Staatskrise, eingeleitet von der Einladung der Kanzlerin an alle, die sich verfolgt fühlen, nach Deutschland zu kommen, täglich schärfere Formen annimmt, wird die Bevölkerung mit einem Tsunami an Falschmeldungen, Verdrehungen, Zeitungsenten und Einschüchterungsversuchen überschwemmt. Dabei spielt der Tagesspiegel in vorderster Liga mit. Jüngst hat das Blatt dem kleinen Pegida- Galgen mehrere Artikel gewidmet, um den helldeutschen Abscheu vor solchen Symbolen zu verkünden. Brav. Über die riesige Guillotine mit blutbeschmiertem Fallbeil für Siegmar Gabriel auf der Ttip- Demonstration in Berlin, die auf Rädern transportiert werden musste, waren ähnliche Bekundungen nicht zu lesen. Politisch korrekt darf offensichtlich nach Herzenslust guillotiniert werden. Das ist nur ein Beispiel für die helldeutsche Doppelmoral, mit der wir es täglich zu tun haben.
Nun hat der Tagesspiegel wieder zugeschlagen. Diesmal nicht gegen einen unbekannten Pegida- Provokateur, sondern gegen einen renommiertesten der Wissenschaftler Berlins, der dem Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt- Universität zu internationaler Geltung verholfen hat: Jörg Barberowski.
http://m.tagesspiegel.de/kultur/gewaltforscher-joerg-baberowski-der-stalin-experte-als-politikberater/12455454.html?utm_referrer=“>Als Scharfrichter geriert sich ein ehemaliger Student Barberowskis, der offensichtlich heute noch darunter leidet, nicht zur Entourage des Professors gehört zu haben, obwohl er ihn verehrt haben will. Verehrt vielleicht, aber verstanden kaum. Jedenfalls legt das Niveau seines Artikels dies nahe.
Tobias Bütow, so heißt der Tagespiegel- Experte, fährt die ganz großen Totschlagargumente auf und zwar auf eine Weise, die jede Regel guten Journalismus bricht: „Vorwürfe, dass er der extremen Rechten angehöre, mehren sich. Auch in französischen Medien ist davon die Rede.“ Bütow führt keinerlei Beleg an, wer diese ungeheuerlichen Anschuldigungen wo erhoben hat, hält es natürlich auch nicht für nötig, zu überprüfen, ob diese Vorwürfe irgendeine Substanz haben. Weder in den Schriften, noch in den mündlichen Äußerungen Barberowskis ist irgendein Hinweis zu finden, der diese ehrverletzende Behauptung rechtfertigen könnte.
Wenn Bütow bei Barberowskis Vorlesungen besser aufgepasst hätte, wüsste er, dass er sich stalinistischer Methoden bedient und seine Vorgesetzten, die sein Vorgehen offenbar billigen, mit ihm. Es geht hier aber nicht nur um einen Artikel. Offenbar handelt es sich um eine konzertierte Aktion, denn zeitgleich werden Flugblätter und Briefe mit Texten, die Barberowski nicht geschrieben hat, aber mit seinem Namen unterschrieben worden sind, in der HU ausgehängt und an Kollegen verschickt.
Es geht dabei nicht nur um Barberowski. Helldeutschland hat eine solche panische Angst vor Argumenten, dass allen ein Maulkorb verpasst werden soll, die es noch wagen, sich zu Gegenwartsproblemen zu äußern.
Bütow schreibt tatsächlich: „Nicht nur Baberowskis Interventionen, auch die medienstarke Präsenz des Staatshistorikers Heinrich-August Winkler wirft eine grundsätzliche Frage unserer Debattenkultur auf: Sind Nationalhistoriker eigentlich ausgebildet, die komplexen Themen des 21. Jahrhunderts zu verstehen, zu analysieren und zu vermitteln? Kann jemand, der Deutschland oder Russland im 20. Jahrhundert überzeugend erklärt, im Handumdrehen die europäischen Komplexitäten im Globalisierungs-Zeitalter erfassen? Natürlich nicht.“ Ach , ja? Was befähigt denn Politiker ohne einen akademischen Abschluss, wie sie zuhauf im Bundestag und in den Talkshows rumsitzen?
Und was befähigt einen Tagesspiegel- Schreiberling zu solchen Aussagen? Möchte er sich um den noch vakanten Posten eines helldeutschen Generalzensors bewerben? Wenn selbst gestandene Wissenschaftler , die in der Kuppe ihres kleinen Fingers mehr Wissen, Verstand und Analysefähigkeit haben als Bütow in seinem ganzen Leben zu erwerben fähig ist, nicht über die Gegenwart urteilen dürfen, dann , folgt man dieser Logik, darf es niemand. Man möchte sich die Augen reiben, was im 26. Jahr nach dem Mauerfall, wo zumindest die DDR- Menschen gelernt haben, sich in ihre eigenen Angelegenheiten einzumischen, los ist. Nach den helldeutschen Bütows sollen wir zurückgestopft werden in den Obrigkeitsstaat. Die deutsche Intelligenzia á la Bütow ist trotz 65 Jahren geschenkter Demokratie und nach einer Friedlichen Revolution immer noch im Untertanendenken befangen. Bütow sollte sich in Heinrich Manns Roman vertiefen und sich als der Hessling erkennen ,der er ist.
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/der_barbarowski_schueler_als_denunziant