Von Klaus Barnstedt
Die Bücherverbrennung und Existenzvernichtung findet im Jahre 2015 nicht so krawallmäßig wie 1933 unter den Nationalsozialisten statt.
Der Zeit entsprechend sind die Methoden subtiler geworden. Gleichwohl fallen sie auf andere Weise brutal und kaum weniger verheerend aus.
Der Spiegel-Kommentator Jan Fleischhauer beklagt in seinem letzten Beitrag auf Spiegel-online das Verhalten des deutschen Buchhandels. Dieser beteiligt sich mithilfe seiner Infrastruktur an einer Hexenjagd auf den deutsch-türkischen Autor Akif Pirinçci.
Mit letztlich totalitärstaatlichen Mitteln wird an der Existenzvernichtung einer politisch in Ungnade gefallenen Person gearbeitet. Pirinçci wurde in nahezu allen Medien zu einem Aussätzigen erklärt und gilt seitdem als vogelfrei und zum Abschuss freigegeben.
Unter der Überschrift „Der Buchhändler als politischer Richter“ zielt Fleischhauer in seinem Kommentar gleichzeitig auf das Schweigen unserer hoch angesehenen Feuilletonisten zu dem heillos aufgebauschten Skandal um Akif Pirinçci.
Der Untertitel seiner Kolumne vom 10.11.15 lautet:
Wo ist das Feuilleton, wenn man es mal braucht? Der Buchhandel hat alle Bücher des Skandalautors Akif Pirinçci aus dem Verkehr gezogen. Niemand scheint es zu stören, wenn Vertriebsleute plötzlich Politurteile sprechen.
Den staatstragenden Oberbildungsbürgern in den hochfeinen Redaktionsstuben des deutschen Feuilletons sei ein nochmaliger Blick in Heinrich Manns Roman „Der Untertan“ empfohlen.
Sie mögen vor sich selbst eingestehen, ob sie sich von dem obrigkeitshörigen Protagonisten Diederich Heßling unterscheiden, der sich als Mitläufer und Konformist vermeintlich höheren politischen Zielen und Gewalten unterordnet.
