Von Klaus Lelek
Wie Interreligiöse “Dialügen” durch Begriffsmißbrauch in die Sackgasse führen
„Monotheismus“ und „Abrahamitische Religionen“. Immer wieder bekommt man diese beide Begriffe in Hinblick auf „Interreligiöse Dialügen“ um die Ohren gehauen. Beide Begriffe sind Bärenfallen, die nur deshalb so gut funktionieren, weil über diese Termini weitgehend Unklarheit herrscht oder besser noch postmoderne Legenden verbreitet werden. Streng genommen ist auch der Islam keine monotheistische Religion, sondern eine Dualistische, wie der gleichfalls im Orient beheimatete Zarathustra Glaube der Parsen. Bereits die Anwesenheit des Teufels, bei dessen Steinigung Mekkapilger regelmäßig in Rage geraten, und sich sogar gegenseitig tot trampeln, beweist wie brüchig das monotheistische Gottesbild der Muslime ist. In einem reinen Monotheismus gäbe es demnach keine dunkle Gegenmacht, keinen Widerpart. In dem Moment, wo eine dunkle Macht personalifiziert wird, die auch noch selbst ständig denkt und handelt, hat man bereits einen zweiten Gott geschaffen, in diesem Fall einen bösen. Wobei man sich im Islam ernsthaft fragen muß, welchen bösen Widerpart Allah eigentlich noch haben kann. Auf der „nach oben offenen Hinrichtungsskala“. Streng genommen ist nur der Buddhismus Monotheistisch, weil sich die meditative Hinwendung zum Sein, alles Streben neutralisiert und damit auch „Gut und Böse“ hinfällig macht.
Fazit: Wer an den Teufel glaubt, dient bereits zwei Göttern!
Monothismus im Judentum – Ein zweischneidiges Schwert mit langer Vorgeschichte
Etwas anders gestaltet sich der Monotheismus in der jüdischen Religion. Religionswissenschaftler sind sich heute weitgehend einig, daß Jawe ursprünglich der einzige Lokalgott des durch die Wüste ziehenden Volkes Israel war, der keinen bösen Widerpart hatte, sondern lediglich in Konkurrenz mit anderen Göttern trat, wie die Geschichte beim „Tanz um das goldene Kalb, dem ägyptische Apis-Stier, eindeutig belegt. Den mächtiger Widerpart, die Schlange der Schöpfungsgeschichte, lernten die Juden erst durch die Babylonische Gefangenschaft kennen, als sie in Kontakt mit Chaldäern und Persern traten und nicht nur dessen dualistisches Weltbild sondern auch die dazugehörigen Engel übernahmen.
Noch später schufen jüdische Rabbiner unter dem Einfluß der griechischen und persischen Gnosis im sogenannten Henochbuch, den Kampf Luzifers mit Gott. Diese zum Standart Repertoire unzähliger Künstler – unter anderem auch Dürer – zählende, eindrucksvolle Geschichte, sucht man im Buch Genesis vergebens. Ebenso wie die zum persischen Kulturgut zählenden Engel Hierarchien. Auch in anderer Hinsicht ist die viel beschworene These eines einzigartigen jüdischen Monotheismus mehr als zweifelhaft. Zwischen dem was im alten Testament als „Glaube“ verstanden wird und dem tatsächlich praktizierten Kult klaffen Welten. König Salomon, der über 600 Frauen besaß, darunter eine Pharaonentochter übernahm auch teilweise deren Glauben und machte aus dem jüdischen Tempel höchstwahrscheinlich einen orientalischen Pantheon. Was zahlreiche Hinweise in der Bibel belegen. Immer wieder beklagen die Propheten, daß die Juden fremden Göttern räucherten. Ein „reiner“ Monotheismus ist daher erst seit der Makkabäerzeit nachweisbar, also in einer Zeit, als im Späthellenismus auch die Griechen sich bereits monotheistisch geprägten Glaubensformen, wie etwa der Gnosis oder den Mysterienkulten hingewendet hatten.
In der Kabbala – nicht zu verwechseln mit Madonnas Promisekte – entwickelten jüdische Rabbiner unter dem Einfluß des spätantiken Neuplatonismus ein „vielgliedriges“ Gottesmodell, daß eigentlich den strengen Monotheismus aufhebt, weil es ähnlich wie die griechische Philosophie davon ausgeht, daß sich alles aus einem göttlichen Sein entwickelt hat, das sich wie ein Körper in verschiedene göttliche Eigenschaften gliedert.
Auch die Griechen waren teiweise Monotheisten
Beim Stichwort „griechische Philosophie“, die etwa zeitgleich mit den jüdischen Philosophen anzusetzen ist, erhebt sich die Frage, ob das Judentum überhaupt einen monotheistischen Alleinvertretungsanspruch erheben kann, ebenso gibt es genügend Hinweise, daß viele Griechen und Römer besonders in der Spätantike Zeus und Jupiter, als alleinigen Schöpfergott sahen, der sich lediglich in verschiedenen Göttern manifestierte. Die übrigen Götter nahmen dabei eine ähnliche Rolle ein, wie die späteren Heiligen und Apostel der christlichen Kirchen.
Sie waren lediglich Schutzgeister, zu denen der einzelne einen persönlichen Bezug entwickelte, denen der hoch über den Wolken schwebende Zeus nicht bot. Die Ähnlichkeit zwischen Zeus und Jawe waren so groß, daß der jüdische Philosoph Philon von Alexandria in ihm nur eine andere Manifestation des jüdischen Gottes sah und es als Sünde betrachtete, wenn Griechen nicht an ihn glaubten. Ein fast modernes, wenn man so will „monotheistisches“ Gottesbild, hatte auch der römische Naturforscher Plinius, der über die Edelsteine schrieb:
„In den Edelsteinen ist die Majestät der Natur auf engstem Raum zusammengedrängt und ein einzelner genügt um darin das Meisterwerk der Schöpfung zu erkennen.“
In diesem Fall ist Plinius praktizierter Pantheismus – Gott in allem – sogar ein konsequenterer Monotheismus als der Islam, weil dieser pantheistische Schöpfergott, der wie ein Fluidum überall in der Natur steckt ganz ohne Widerpart und Satan auskommt. Das Böse bleibt auf den Menschen beschränkt, der als Stoiker zu sittlichem Handeln verpflichtet ist. Ein weitaus höher stehender und reinerer Monotheismus findet sich vor allem im Buddhismus und den chinesischen Taoismus, dessen Yin und Yang keinesfalls als Gut-Böse oder gar Gott-Teufel verstanden werden darf sondern zwei sich ergänzende göttliche Prinzipien darstellen, die zwar nach außen hin dualistisch wirken, aber letztlich doch eine Einheit bilden. Es ist daher beinah erheiternd, wenn Theologen zu deren Pflichtprogramm sowohl die griechische Philosphie als auch das Studium buddhistischer und hinduistischer Schriften zählt, von den drei Monotheistischen Weltreligionen „Christentum, Judentum und Islam“ schwadronieren.
Fazit: Im Monotheismus steckt genau so viel Politheismus wie umgekehrt. Indianer glauben mit ihrem Manitu, dem großen Geist, viel eher an einen echten monotheistischen Gott als Muslime, deren Gott sich nur im Kampf gegen Andersgläubige definiert.
“Monotheismus” durch Unbildung
Um die andere Bärenfalle des Interreligiösen Dialüges zu verstehen, die „Abrahamitische Religionen“, muß man sich vor Augen führen, daß der Gründer des Islam, weder lesen noch schreiben konnte, das Judentum wahrscheinlich durch Gespräche mit jüdischen Händlern und das Christentum möglicherweise durch einen Manichäischen Wanderprediger kennengelernt hat. Mohammet hat also weder das Alte Testament gelesen und erfahren wer Abraham wirklich war, noch konnte er sich von diesem, zu einer gnostisch-christlichen Sekte zählenden Wanderprediger einen echten Eindruck vom Christentum verschaffen. Demzufolge finden sich niemals theologische Gegenargumente oder gar Zitate aus dem alten oder neuen Testament im Koran, sondern nur die stereotype in hundert Abwandlungen herunter geleierte sinngemäße Sure. „Christen und Juden sind Lügner, haben die Schrift verfälscht usw.“ Eine Schrift, die Mohammed als Analphabeth gar nicht lesen konnte und vor allem nicht lesen wollte.
Die Worte „Abraham“ „Mose“ und „Noah“, tauchen daher im Koran wie winzige Partikel in einem Meer von haßerfüllten Beschimpfungen und Bevormundungen auf. Daraus einen gemeinsamen Ursprung aus der jüdischen Abrahamitischen Religion abzuleiten, ist vornehm ausgedrückt absoluter Nonsens. Das einzige was Juden und Muslime verbindet sind Beschneidung und koschere Küche.
Vom Judentum zum Christentum dagegen führen zwei lückenlos nachgewiesene Wege: Die spätjüdische „Henochgemeinde“ in Galiläa, zu der vermutlich auch Jesus gehörte – er wird in neuen Testament oft als „Rabbi“ angesprochen – und den am Toten Meer wirkenden Essener, die hundert Prozent mit den „Täufern“ identisch sind. Aus diesen beiden Quellen speist sich das Christentum. Deren Urmitglieder haben sich zunächst als Jüdische Glaubensgemeinschaft verstanden, was allein schon die unglaublich hohe Zahl alttestamentarischer Zitate, vor allem von Jesaja beweist. Ein ebenso wichtiges Indiz, für ihre Zugehörigkeit zum Jüdischen Volk, ist die Beschneidung, die erst durch Paulus in Frage gestellt und debattiert wurde. Der richtige Begriff für die urchristliche Gemeinde lautet daher nicht umsonst „Judenchristen“.
Fließender Übergang Judentum/Christentum
Im bereits erwähnten Henochbuch, das in der Bibliothek von St. Georgen (Frankfurt) oft „vergriffen“ ist, kann man sehr gut nachlesen, wie „christlich eingefärbt“ diese spätjüdische Gruppe bereits war. Sie glaubte an eine personifizierte „zeusähnliche“ Gottheit mit weißem langem Bart. Was diese Gruppe weiterhin auszeichnet sind: Nächstenliebe, Tierliebe, Achtung vor der Natur und vor allem Toleranz gegenüber anderen Religionen.
Abraham wiederum ist eine von mehreren weitgehend mythischen Gestalten innerhalb des Judentums, die vor allem dazu dienten, verstreute Stämme innerhalb des Judentums, möglicherweise sogar mit unterschiedlichem Ursprung „narrativ“ zu vereinen. Diese Erzähltradition gibt es auch heute noch in Afrika, wenn etwa unterschiedliche Familien ihre Kinder verheiraten. Dann wird meist eine Geschichte erzählt, die beweisen soll, daß die Familien schon früher mal ineinander geheiratet hätten. „Lagerfeuerverbrüderung“ könnte man auch dazu sagen. Tatsächlich hat laut Genesis Abraham eine Sklavin Namens Hara geschwängert. Dessen Sohn Ismael beanspruchen die islamischen Araber als ihren Stammvater. Die Geschichte hat zwei Haken. Über Haras Herkunft ist nichts weiter bekannt. Sie wurde von Abraham verstoßen. Daraus einen arabischen Stammbaum abzuleiten ist allein schon gewagt, noch gewagter, die mehr als 2500 Jahre nach diesem Ereignis stattfindende Gründung einer Phantasiereligion damit in Verbindung zu bringen.
Noch weiter als das Spätjudentum ist das spätere Christentum von Abraham entfernt. Allein die vielen vorchristlichen Einflüsse, die der Katholizismus in Frankreich und Deutschland aufgesogen hat, darunter viele Keltische – Stichwort „Gralsmythos“ – und Spätrömische Elemente, wie etwa die Mysterienbünde, lassen den Begriff „Abrahamitische Religion“ als Absurdum erscheinen.
Es wäre das gleiche, als würde man eine Eidechse, einen Frosch und eine Spitzmaus zur gleichen Tiergattung zählen, nur weil alle drei vier Beine haben und sich von Insekten ernähren.