Quantcast
Channel: Jouwatch
Viewing all articles
Browse latest Browse all 5603

Über den Caesaren-Wahnsinn

$
0
0

Von Quo usque tandem

q1

“Wir müssen Klarheit schaffen, man darf diesen Typen, diesem braunen Mob, keinen Millimeter Raum geben. Für dieses Pack kann es nur eine einzige Antwort geben: Polizei, Staatsanwaltschaft und, für jeden, den wir fassen, auch Gefängnis.“

 Originalton Vize-Kanzler und Bundes-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, 24.08.2015, in Heidenau, Sachsen, anlässlich eines Besuchs nach Ausschreitungen gegen eine Unterkunft für Flüchtlinge.

Herr Gabriel! Zugegebenermaßen sind Straßen-Gewalt und Brandstiftung innerhalb einer demokratischen Gesellschaft keine akzeptablen Mittel der Meinungsäußerung. Aber: wie ist die Situation in diesem Zusammenhang, wenn sukzessive Regierungen ein, die grundlegenden Wurzeln dieser Gesellschaft, den Fortbestand seiner kulturellen Existenz bedrohendes Problem über Jahrzehnte hinweg in einer Weise ausgeblendet und vernachlässigt haben, welche nur mit dem Wort “kriminell“ charakterisiert werden kann? Was, wenn dieses Problem sich inzwischen zu einem gigantischen Monster entwickelt hat, die gegenwärtige Regierung aber, unter olympischer Missachtung eines millionen-stimmigen Chors von,Taten fordernden Stimmen auf der Straße, in sozialen Netzwerken, in den noch nicht gleichgeschalteten Print-Medien, sich weiterhin damit begnügt ausschließlich “Freude-Friede-Eierkuchen“-Parolen zu verbreiten. Was, wenn der um die Zukunft seines Landes besorgte Bürger, angesichts einer solchen glatten Betonmauer der Miss- und Nichtbeachtung endlich explodiert und das Heft des Handelns in die eigene Hand nimmt? Wer ist hier der zu Verurteilende – derjenige, der die unhaltbare Situation verursacht hat oder derjenige, der – mit vielleicht nicht demokratisch einwandfreien Mitteln – versucht, sich endlich Gehör zu verschaffen.? Greift hier nicht das dem Notwehr-Paragraphen des StGB zugrundeliegende Prinzip? ( Paragraph 32, Abs. 2: “Notwehr ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwenden.“ )

Und, Herr Gabriel! Der Ton macht bekanntlich die Musik. Geziemt Rhetorik von der oben zitierten Art einem vom Volk gewählten Diener eben diesen Volkes? Schmackt die von Ihnen in Heidenau gewählte Diktion nicht eher nach ost-elbischem Junker des 18. Jahrhunderts, der sich anschickt, seinen aufsässigen halbfreien Hintersassen mit der Knute beizubringen “wo der Hammer hängt“?

Oder vielleicht sehen Sie sich ja bereits als Halb-Gott, wie Caligula, vom dem der Ausspruch überliefert ist “oderint dum metuant“   (“Mögen sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten“).

Verstehen würde ich eine solche Auffassung durchaus: Wenn man jahrzehntelang, durch eine graue Wahlvolk-Masse, deren Integranten die Fähigkeit der kritischen Analyse sorgfältig ab-erzogen worden ist, trotz unübersehbarer eigener Mittelmäßigkeit immer wieder auf den Schild gehoben wird, muss man wohl mit der Zeit die von Ihnen in Heidenau gezeigte Arroganz, die Verachtung für die Meinungen und Gefühle des “Pöbels“ (= Andersdenkende) entwickeln.

Psychologie und Geschichts-Wissenschaft bezeichnen diese Geisteshaltung als “Caesaren-Wahnsinn“, aber, Herr Gabriel, Sie sollten sich mit dem Gedanken vertraut mache, dass Sie  kein Caesar sind! Dazu fehlt es Ihnen deutlich an Statur (ich beziehe mich herbei nicht auf  Meter und Zentimeter). Streichen wir also aus dem obigen Begriff den “Caesar“, aber auch dies ergibt noch keine wirklich zutreffende Definition, weswegen ich für die endgültige Fassung die Formulierung “aufgeblasene Arroganz, gepaart mit dem Willen, sich mit der mehrheitlichen Volks-Meinung den Hintern zu wischen“ vorschlagen möchte.

Dixi et salvavi animam meam (können Sie ja googeln).

 

Flattr this!


Viewing all articles
Browse latest Browse all 5603