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EIN GANZ HEISSES EISEN

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Erdingers Weisheiten – Das Schlimmste von gestern 
Im Feuilleton von plus.faz schrieb Claude Lanzmann gestern unter dem Titel „Die Liste“ von einer üblen Erfahrung, die er in einem vornehmen Hotel in Berlin machen mußte. Lanzmann, der im November 91 Jahre alt wird, ist Herausgeber von „Les Temps Modernes“, einem altehrwürdigen Magazin, das von Jean Paul Sartre, dem Existenzialisten, und der Feministin Simone de Beauvoire gegründet worden ist. Außerdem ist er Filmproduzent und wurde in Deutschland besonders durch seinen Dokumentarfilm „Shoah“ bekannt. Was für eine üble Erfahrung war es also, die Lanzmann kürzlich in einem vornehmen Hotel in Berlin machen mußte? – Er war im Kempinski abgestiegen und fand in seinem Zimmer auf der Telefonliste mit den Vorwahlnummern für andere Länder das Land Israel nicht. Daher auch der Titel seiner Klageschrift in der faz: Die Liste. Der Titel ist listig gewählt. In Deutschland garantiert eine solche Wahl todsichere Assoziationen.  Die Telefonliste, die Deportationsliste, Schindlers Liste. Die Liste ist das, was Deutsche seit eh und je abarbeiten, wenn sie wieder einmal irgendwelche Scheußlichkeiten begehen wollen. Dabei ist es unerheblich, ob auf der Liste etwas steht, oder ob etwas auf ihr fehlt, wie in diesem Fall. Israel war auf der Liste der Vorwahlnummern jedenfalls nicht verzeichnet, was Herrn Lanzmann „tief schockierte“, wie er schrieb. Am Ende der Liste habe gestanden: „Für Länder, welche hier nicht aufgelistet sind, erfragen Sie bitte die Nummer bei der Telefonzentrale unter der Durchwahl 9.“ Es scheint also außer Israel noch andere Länder gegeben zu haben, die auf der Liste nicht gelistet waren. Liste-liste-liste …
„Wie ist es möglich, im Jahre 2016 in Berlin, der Hauptstadt des neuen Deutschlands, dass Israel eliminiert, getilgt, ausgemerzt wird?“, fragt sich Lanzmann also. Man ist geneigt, ihn zu beruhigen. Israel ist in Berlin nicht „eliminiert, getilgt, ausgemerzt“ worden. Es gibt gerade in Berlin Vieles, das an Israel gemahnt. Das Land erschien lediglich auf der Liste der Direktwahlnummern eines vornehmen Hotels nicht. Und das ist dann doch etwas anderes, als die physische Eliminierung, Tilgung oder Ausmerzung Israels. Panik setzte bei Lanzmann dennoch ein und er verließ sein Zimmer.
Er schreibt: „Voller Angst und Empörung begab ich mich zur Rezeption und fragte nach einem Verantwortlichen des Hotels. Ein durchaus freundlicher Mann kam und sagte mir: „Monsieur, es macht mich glücklich, dass Sie diese Frage aufwerfen. Ich bin selbst Jude, es handelt sich bei der Maßnahme um eine bewusste Entscheidung der Direktion des Kempinski-Hotels, gegen die wir leider machtlos sind.“ Aber warum? Ich war völlig niedergeschlagen: Gibt es dafür eine Erklärung? Seine Antwort: „Die Mehrheit unserer Kundschaft sind Araber, und sie haben verlangt, dass Israel gestrichen werde.“
Da haben wir den Salat. Deutsche machen also in Lanzmanns Wahrnehmung wieder gemeinsame Sache mit den Arabern gegen die Juden. Ganz wie damals. Aber ist das wirklich so? Begeben wir uns gedanklich auf eine Reise von Berlin in die bayerischen Alpen und parken unseren Kopf in Garmisch-Partenkirchen. Der dortige Tourismusverband hatte bereits vor einigen Jahren die Gipfelkreuze auf den Bildern seiner Werbeprospekte wegretuschieren lassen, oder, wie Lanzmann vermutlich sagen würde: Er hat sie „getilgt, eliminiert und ausgemerzt“. „Aber warum?“ – ganz einfache Antwort: Aus demselben Grund, aus dem im Kempinski zu Berlin das Land Israel auf der Liste fehlt. Man kriecht in Deutschland, so, wie übrigens in anderen westeuropäischen Ländern auch, den stinkreichen und impertinenten Touristen aus Arabien in den Allerwertesten! Man will sie nicht vergrätzen, sondern man will ihr Geld! Deswegen! Mit Deutschland und den Juden hat das nicht exclusiv etwas zu tun. Vermutlich wußte Lanzmann nichts von oberbayerischen Tourismusverbänden und „eliminierten, getilgten und ausradierten“ Gipfelkreuzen. Womöglich hätte ihn das beruhigt. Auf jeden Fall hätte er sich seinen Schrieb in der faz sparen können. Liste-liste-liste …
In dieser Angelegenheiten sitzen Deutsche und Israelis im selben Boot. Arabische Immigranten haben für die „deutsche Kartoffel“ physisch,  – wie tägliche Gewalttaten gegen Deutsche beweisen -, genauso wenig übrig, wie arabische Geldsäcke in Berliner Hotels für das Wort „Israel“ schriftlich. Immerhin scheint es, will man Lanzmanns Schilderung glauben, noch jüdisches Personal in vornehmen Berliner Hotels zu geben. Sowohl Israelis als auch Deutsche werden lediglich nicht verschont von einer Gier, deren einziges Prinzip darin besteht, keine geschäftsschädigenden Prinzipien zu akzeptieren. Die Eliminierung der „jüdischen Kultur“ durch das Fehlen des Landes Israel auf der Telefonliste des Kempinski- Hotels in Berlin – so dürfte Lanzmann das wohl empfunden haben; sein Beschwerdeschreiben erschien schließlich im Feuilleton – geht einher mit der Eliminierung der christlichen Kultur. In Deutschland. Für Geld. Angesichts dessen erwartet meinereiner von einem klugen Juden Solidarität und keine reflexhafte Zeihung des Antisemitismus. Wie komme ich mir denn vor? Soll ich mir als Ertrinkender von einem Verbrennenden vorwerfen lassen, daß ich sein Feuer nicht lösche? Man beachte im Folgenden unbedingt meine Wahl des Konjunktivs: Wäre meinereiner, ein Nachkriegsgeborener, der 35 Jahre jünger ist als Lanzmann, noch in den alten Nazi-Klischees von „den Juden“ zuhause, dann würde er sich an dieser Stelle wohl einen antisemitischen Kommentar zum ausgeprägten jüdischen Erwerbssinn erlauben. Den erlaubt er sich allerdings nicht – und zwar schon deswegen nicht, weil er hier kein jüdisches Alleinstellungsmerkmal erkennen kann.
Meinereiner ärgert sich nur darüber, daß es im Jahre 2016 noch immer möglich ist, im Feuilleton der faz ein Faß aufzumachen, das gar keines ist, solange der vermeintliche Faßöffner nur ein prominenter jüdischer „Kulturmacher“ ist, wie man das seit Einführung des Frankfurter Kulturmarxismus´ in Deutschland nennt . Das nervt! Und im Falle Lanzmann nervt es ganz besonders. Über Jean Paul Sartre, Simone de Beauvoire und „Les Temps Modernes“ habe ich dabei noch gar nichts gesagt.
Ich kann nur hoffen, daß Lanzmann noch zu einem Spaziergang in Berlin aufgebrochen ist und sich wieder beruhigen konnte. Internet wird es im Kempinski trotz der Abwesenheit Israels auf einer Telefonliste wohl gegeben haben. Hätte er bei Google „Jüdische Einrichtungen in Berlin“ als Suchbegriff eingegeben, er hätte schnell gemerkt, daß man in Deutschland weit davon entfernt ist, Israel „zu eliminieren, zu tilgen und auszumerzen“. Liste-liste-liste …

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