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Fremdenfreunde als Totalversager

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Von Klaus Barnstedt

Ich bin traurig. Mutti mag mich nicht mehr und schimpft. Opa Gauck guckt auch ganz böse und mahnt mich zur Versöhnlichkeit.

 Ich bin lieb und schäme mich. Ich wünsche mir noch fester als sonst, es gäbe keine Anschläge auf Asylantenheime, keinerlei Demonstrationen und Missfallensbekundungen vor Unterkünften von Flüchtlingen. Ich drücke ganz fest die Daumen, dass trotz steigender Flüchtlingszahlen die Kritik an der Asylpolitik, die tief in der Mitte der Gesellschaft angesiedelt ist, ab sofort verstummt.

I have a dream

 Ich stelle mir folgende traumhafte Bedingungen vor: Bis Ende des Jahres kommen aus Afrika, dem Nahen Osten und vom Balkan fast eine Million Menschen ins Land und alle, wirklich alle hier Lebenden nehmen das mit größtem Wohlwollen auf!

Im nächsten, übernächsten und sämtlichen darauf folgenden Jahren würde jeweils eine weitere Million Menschen hinzukommen.

Vielleicht sind es in einem der nächsten Jahre auch einmal zwei bis drei Millionen, die hier eintreffen. Macht nichts! Alle heißen die Ankommenden herzlich willkommen. Bei sämtlichen Fragen des täglichen Lebens stehen die Einheimischen ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Sie bemühen sich, die Neuankömmlinge angemessen unterzubringen, zu versorgen, sie zu unterhalten, sinnvoll zu beschäftigen, ihnen die Landessprache beizubringen, ihnen alles an die Hand zu geben, damit sie nach einer gewissen Zeit der Umstellung und Eingewöhnung allein zurechtkommen und sich nahtlos integrieren können.

All das unterstützt der Staat mit einem riesigen Hilfs- und Beschäftigungsprogramm. Pensionierten Beamten wird eine zusätzliche Einnahmequelle geboten, Ehrenamtliche können ihre Auslagen von der Steuer absetzen.

Ich stelle mir vor, wie schön es doch in Deutschland sein könnte! All die vielen, neuen Gesichter, friedliche Menschen aus allen Teilen der Welt, diese Vielfalt, diese Buntheit! Wohin man schaut, Offenheit, Herzlichkeit und praktizierte Nächstenliebe.

Das wünschen sich Mutti und Opa

 Kurz gesagt, die offenherzigen und tatkräftigen Einheimischen sind für die Neubürger zu sämtlichen größten Opfern bereit. Sie bieten nach Möglichkeit privaten Wohnraum an, damit kein Zugereister im Zelt oder in einer Turnhalle schlafen muss. Sie verzichten auf Lohnsteigerungen, denn der Unterhalt der Neuankömmlinge kostet schließlich Geld. Die Alteingesessenen sind sogar mit baldigen, drastischen Steuererhöhungen einverstanden. Sie akzeptieren es selbstverständlich, wenn nach zehn Jahren 55 Millionen Menschen vorwiegend aus Afrika eingewandert sind und die Bevölkerung Deutschlands auf 135 Millionen angewachsen ist. Niemand hat mehr etwas dagegen, dass der Islam dann zur Staatsreligion ausgerufen wird.

 Realität sieht anders aus

Warum nur sind solche Traumvorstellungen leider, leider unrealistisch? Warum muss es ein böses Erwachen geben, wenn man solchen absurden Illusionen und Zumutungen – und sei es nur für eine kurze Zeit – derart kindlich-naiv anhängt?

Auch wenn es auf den ersten Blick fast so scheint, die aktuelle Flüchtlingskrise stellt keine absolute Zäsur in der Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland dar. Sie fällt in eine Zeit, in der es bereits innenpolitisch erhebliche Spannungen gibt, die in der gegenwärtig aufgeheizten Asylsituation nur scheinbar in den Hintergrund getreten sind.

Sämtliche vorhandenen Probleme und Unzulänglichkeiten werden durch die neu Hinzukommenden in keiner Weise abgeschwächt oder gar gelöst, sondern ausschließlich verschärft: die tatsächliche Arbeitslosigkeit, der Anstieg der Sozialleistungen, der Zuwachs an Kriminalität, der Rückgang des Bildungsniveaus, selbst die steigende Altersarmut, da ja das Geld an anderen Stellen gebraucht wird.

Habe ich noch etwas vergessen? Ach ja: die Einschränkung der Freiheit und die drohende Beschneidung der Rechtsstaatlichkeit.

Natürlich gibt es einige, die bestens an der jetzigen Situation verdienen. Leider geschieht dies aber auf Kosten der Allgemeinheit. Die Schere von Arm und Reich dürfte dabei auch weiter auseinander gehen.

Mutti und Opa wissen das ganz genau, wollen es sich aber nicht anmerken lassen.

So lange, bis uns der Laden um die Ohren fliegt. Die Schuld haben dann aber nur die „Fremdenfeinde“, nicht die, die immer die wohlmeinenden Fremdenfreunde waren. Wenn alles zu Bruch geht, waren die Übeltäter die „Hetzer“, nicht die, die immer als die vorbildlichen Versöhner aufgetreten sind. So einfach ist das!

Wie heißt es bei Kurt Tucholsky (1890-1935): „ In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als derjenige, der den Schmutz macht.“

 

 

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