Erdingers Weissheiten – Das Schlimmste von gestern
Von Max Erdinger
Der FOCUS schreibt – Zitat: >Der politisch höchst umstrittene Burkini ist aus Sicht von Ärzten eine wirksame Methode zur Vorbeugung von Hautkrebs. Da die Wirkung von Sonnenschutzmitteln einer Studie zufolge begrenzt sei, wäre entsprechende Kleidung der beste Schutz, sagte der Präsident der Europäischen Vereinigung der Dermato-Onkologen, Claus Garbe, am Mittwoch in Wien.<
Seit der Deutsche nicht mehr so oft in die Kirche geht, weiß er auch nicht mehr so recht, was er glauben soll. Der drohenden Einfältigkeit konnte aber weitgehend abgeholfen werden, indem eine zivilreligiöse Variante der Dreifaltigkeit installiert worden ist. Statt an Vater, Sohn und Heiligen Geist glaubt der Deutsche jetzt an Experten, Studien und Umfragen. Die neue Dreifaltigkeit nimmt dem Mysteriösen viel von seiner Unerklärlichkeit. Nicht wenige Deutsche behaupten zum Beispiel seither, sie wüßten, wie Angela Merkel Bundeskanzlerin werden konnte. Experten hätten ihnen schließlich das Wort aus Studien & Umfragen verkündet. Die Neugläubigen versammeln sich übrigens unter dem Zeichen des Fahrradhelmchens, von dem sie glauben, daß es Dachschäden verhindert. Der einzige Nachteil der neuen Dreifaltigkeit ist, daß die Auferstehung nach dem Tode samt dem ewigen Leben ein bißchen aus dem Blickwinkel rückt, was wiederum wesentlich dafür ist, daß sich der neue Glaube sehr mit dem Irdischen beschäftigt und mit allem, was dem zeitlich begrenzten Erdendasein abträglich ist. Mit anderen Worten: Wer an Hautkrebs verstirbt, verläßt die Gemeinschaft der Zivilgläubigen ohne jede Perspektive.
Nun wäre der Experte kein guter Experte, wenn er gegen das Übel der hautkrebsverursachten Perspektivlosigkeit keine Studie vorzuweisen hätte, die Abhilfe verspricht. Umfragen haben ergeben, daß der Deutsche gerne von Studien liest, die ihm die Perspektivlosigkeit vom Hals und anderen Stellen seiner schieren Körperlichkeit fernhalten. Nicht wenige Experten behaupten sogar, der Deutsche lese von Studien inzwischen so gerne, wie er früher in die Kirche gegangen sei. Der FOCUS wartet also durchaus mit einer Frohbotschaft auf, wenn er schreibt, der Burkini schütze gegen den vermaledeiten Hautkrebs und garantiere so ein langes Leben im Glauben an die neue Dreifaltigkeit. Nur eingefleischte Atheisten oder altmodische Christenmenschen fangen da zu lästern an.
Eine Privatumfrage des Autors dieser Zeilen hat ergeben, daß nicht wenige Ungläubige im Namen ihrer glaubenslosen Meinungsfreiheit der Ansicht sind, eine ausschweifende Orgie mit Wein, Weib und Gesang im Schatten der Pinien am sonnigen Strande schütze gegen den Hautkrebs so zuverlässig wie der Burkini. Leider vernachlässigen diese unvernünftigen Zeitgenossen dabei einen wesentlichen Aspekt. Der politisch korrekte Schutz gegen den Hautkrebs kann zweckmäßigerweise nur islamischen Ursprungs sein. Der Schatten ist aber kein Moslem, das Morgenland keine Vinothek und die Pinie kein Minarett. Schließlich soll nicht der hemmungslose Urlaub in die Gesellschaft der Krebsgläubigen integriert werden, sondern der Moslem. Es ist immer sinnvoll, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Deshalb: Mit dem Burkini gegen Islamophobie und Hautkrebs zugleich!
Denjenigen Naiven aber, die dem Irrglauben anhängen, Kopfschmerzen seien schlimmer als Hautkrebs und daß Aspirin dagegen hülfe, sei hier gesagt, daß ein abgeschnittener Kopf langfristig selbst dann besser als Aspirin gegen den Schmerz hilft, wenn er zum Ausweis seiner Schlauheit von einem Fahrradhelmchen gekrönt gewesen ist. Sämtliche Experten, Studien und Umfragen bestätigen das.
Zuletzt möchte ich auch die Ewiggestrigen noch dazu anregen, sich zu überlegen, ob der Zweite Weltkrieg nicht deswegen verloren worden sein könnte, weil allzu viele Soldaten in den heißen Kriegssommern an Hautkrebs verstorben sind – und ob nicht die Geschichte eine ganz andere geworden wäre, hätte Rommels Afrikakorps im Burkini gesiegt, anstatt wegen hochgekrempelter Uniformärmel sang- und klanglos zu verlieren.