Von Ulrich Abramowski
Wer kennt das nicht? Da hat man etwas gekauft, was auf dem Etikett viel versprechend aussah, doch der Inhalt ließ dann zu wünschen übrig. Oder es war sogar etwas völlig anderes drin!
Unter Kaufleuten nennt man das Etikettenschwindel und bezeichnet damit das Vortäuschen eines spezifischen Inhaltes mit Hilfe einer falschen oder irreführenden Inhaltsangabe auf dem Etikett.
Wichtigstes Merkmal für den Etikettenschwindel ist das Vorhandensein eines Etikettes, auf dem Angaben zum Inhalt, der Beschaffenheit und den Eigenschaften vermerkt sind. Ohne Etikett geht es also nicht, und zwar nicht nur beim Etikettenschwindel.
Den Vorgang des Anbringens eines Etikettes nennt man Etikettierung. Dazu gehört aber nicht nur das physische Anbringen des Etikettes, sondern vorweg müssen die auf das Etikett gehörenden Merkmale, Bezeichnungen, Eigenschaften, Inhaltsstoffe und Fähigkeiten ermittelt werden – die eigentliche Aufgabe des Etikettierungsprozesses.
Solange es Etiketten gibt, gibt es auch den Etikettenschwindel. Schon immer haben ehrbare und nicht so ehrbare Hersteller und Händler Etiketten verwendet, die mit der Wahrheit ein wenig gedehnt umgegangen sind. Vorwiegend betraf und betrifft das Mengenangaben, aber auch Inhaltsstoffe oder Eigenschaften. Verbraucherschützer achten zwar mit Argusaugen darauf, dass wir Verbraucher nicht allzu sehr über den Tisch gezogen werden, aber auch denen rutscht immer mal etwas durchs Raster und führt bei Entdeckung zur groß angelegten medialen Entrüstung. Wer erinnert sich nicht an die Gammelfleisch-, Frischei- , Analogkäse- und Milchpulverskandale aus jüngeren Jahren!
In unserer Zeit des gesellschaftlichen Moralverfalls sind wir Menschen immer mehr zu einer „Ware“ degradiert worden, der man den Respekt und den im Grundgesetz verankerten Anspruch auf Würde zunehmend verweigert. Es ist daher nicht verwunderlich, dass der Prozess des Etikettierens den Menschen mit einschließt. Nichts Neues, möge der Leser jetzt sagen, schon immer sind Menschen etikettiert worden. Die Merkmale waren Alter, Geschlecht, Beruf, Ausbildung, Herkunft, Religion – alles nachvollziehbare, aber vor allem belegbare „unschuldige“ Fakten, die aber dennoch zur missbräuchlichen Kategorisierung und damit Diskriminierung geführt haben und es immer noch tun.
In der Zwischenzeit haben wir aber die Liste der Merkmale erheblich erweitert. Zwei der kritischsten Merkmale sind dabei Meinung und Verhalten, weil sie am meisten zu Missbrauch führen.
Schon vom Kindergartenalter an wird ein Mensch nach seinem Verhalten etikettiert. Sozial konformes Verhalten gilt als „normal“, jede Abweichung davon als „gestört“. Einem Kind, das in jungen Jahren ein wenig zurückgezogen oder schüchtern ist, hat man früher das Etikett „Spätentwickler“ verpasst, heute aber wird es als „autistisch“ gebrandmarkt und therapiert, sprich aussortiert, um auf konformes, also gleichgeschaltetes Verhalten getrimmt zu werden. Was für eine Verschwendung der menschlichen Vielfalt mit ihren vielfältigen Talenten! Aber auch was für ein Verbrechen an künftigen Generationen – begangen durch diejenigen, die 1968 mit Steinen auf Polizisten geworfen haben!
Seit ein paar Jahren ist das Merkmal „Meinung“ in den Vordergrund der Etikettierung gerückt. Eine Meinung zu haben, wird jedem zugestanden und die Äußerung derselben per Grundgesetz zugestanden, so lange sie nicht gegen das verstößt, was gegenwärtig als Volksverhetzung verstanden wird und somit den Bestimmungen des § 130 StGB unterliegt. Was Volksverhetzung ist, bestimmt die sog. „öffentliche Meinung“ geprägt durch Regierungspositionen, die einem Echo ähnlich durch die Systemmedien wiedergegeben werden.
Wer sich aber heutzutage noch traut, seine Meinung tatsächlich öffentlich zu äußern, wird auf jeden Fall etikettiert. Diejenigen, die eine andere Sicht auf die gegenwärtigen gesellschaftlichen Entwicklungen haben, bekommen das Etikett „Rechts“ verliehen und werden somit in die Kategorien rückschrittlich, fremdenfeindlich, rassistisch, frauenfeindlich und undemokratisch einsortiert. Regierung und Opposition befinden sich bezüglich der Verleihung dieses Etikettes an die zunehmende Anzahl von Menschen in diesem Land, die ihre Sorgen und Ängste äußern, in trauter Einigkeit, wächst hier doch eine reale Bedrohung, nein, nicht für den Rechtsstaat, sondern für den Platz am Futtertrog heran. Dass diejenigen, die so großzügig mit dem Etikett „Rechts“ um sich schmeißen, zwischenzeitlich jedwede Etikette außer Acht lassen und in zunehmend unflätiger Weise sich öffentlich über diese Menschen äußern, ist leider mehr als nur eine semantische Spielerei, sondern ein deutliches Zeichen, wie verroht und verkommen die politische Kultur in diesem Land mittlerweile ist.
Menschen zu etikettieren und sie damit der Diskriminierung preiszugeben, ist ja auch viel einfacher, als sich anderen Meinungen stellen zu müssen und sachlich zu argumentieren!
Alles nur Etikettenschwindel, denn wo „Rechts“ oder sogar „Nazi“ drauf steht, ist „nur“ verantwortungsvoller, seine demokratischen Rechte wahrnehmender Bürger drin!
Fehlt nur noch, dass das Etikett „Rechts“ künftig zur besseren Unterscheidung von den „guten“, konformen sozialistischen Einheitsmenschen dann öffentlich zu tragen ist.
Willkommen im 4. Reich!
Übrigens, das Etikett „Flüchtling“ begründet so etwas wie einen bevorzugten Status in unserer Gesellschaft. Ein „Flüchtling hat unser Mitleid, ob verdient oder unverdient, spielt dabei keine Rolle. Auch ist er weitgehend vor Verfolgung seiner eventuell begangenen Missetaten geschützt, da mit einer Strafverfolgung das Etikett „Rechts“ für die zuständigen Behörden und Personen schon nahezu garantiert ist! Und wer will schon ein falsches Etikett tragen müssen?