Quantcast
Channel: Jouwatch
Viewing all articles
Browse latest Browse all 5603

JESUS TRUG EIN FAHRRADHELMCHEN

$
0
0

Erdingers Weissheiten – Das Schlimmste von gestern 

Von Max Erdinger

Seit die Deutschen dank Aufklärung und marxistisch-atheistischer Schlaumeierei klüger geworden sind als alle anderen Menschen auf der Welt vorher und heute, wissen sie, daß es kein ewiges Leben im Himmel gibt. Die besonders Aufgeklärten bezeichnen den vormaligen Volksglauben sogar als Aberglauben, so schlau sind sie. Das hat einerseits eine Wirkung, die als befreiend empfunden wird, weil auch das Jüngste Gericht wegfällt und es sich deswegen  – im Rahmen des gesetzlich Zulässigen, selbstredend -, besonders ungeniert lebt. Andererseits aber wird der Tod bei all´ seiner Unausweichlichkeit zu einem echten Problem. Wolfgang Buck drückte das auf fränkisch so aus: „A jeder will erm, obber kanner will sterm.“ Ein anderer Franke soll lakonisch erwidert haben: „Do scheißt eich der Hund wos.“

Jedenfalls hat die Sicherheit einen enormen Stellenwert bekommen. Die schiere Lebensquantität in Jahren ist der Gradmesser für Lebensqualität geworden. Aus heutiger Sicht hat Mozart gar nicht richtig gelebt. Er starb mit 35 Jahren. Mozart hatte kein Leben. Meinereiner hat in der letzten Zeit sogar alte Männer gesehen, die zum Kriegsende hin zu Fuß von Rußland bis in ihre Heimat zurückgelaufen sind, und zwar ohne Krankenkassenkärtchen. Mysteriöserweise haben sie das überlebt. Noch mysteriöser allerdings ist, daß dieselben alten Männer heute keine 500 Meter mehr mit ihrem Fahrrad bis zum Supermarkt fahren zu können glauben, ohne ein quietschbuntes Fahrradhelmchen aufzusetzen. Wegen der Sicherheit! Je größer die Angst des Aufgeklärten vor dem Tod, desto wichtiger die Sicherheit. Gottes Wort wird heute vom Sicherheitsbeauftragten verkündet. So auch in Wolfratshausen. Dort wird es heuer zum ersten Mal keinen Christbaum auf dem Weihnachtsmarkt geben. Begründung: Zu unsicher und deshalb zu gefährlich.

http://www.merkur.de/lokales/wolfratshausen/wolfratshausen-ort29708/christbaum-auf-weihnachtsmarkt-in-wolfratshausen-ist-zu-gefaehrlich-6911373.html

Die Sicherheit hilft gegen die Angst. Und Angst haben die Deutschen heute vor allem möglichen. Neuerdings haben sie sogar Angst davor, etwas Falsches zu sagen, weil sie das den Arbeitsplatz kosten könnte – und dadurch die Abzahlung ihres Häuschens gefährdet wäre. Das Häuschen wiederum haben sie nicht deswegen mit Rauchmeldern ausgestattet, um es sich von der Bank wieder wegnehmen zu lassen. Deswegen lieben sie jeden, der das Wort „Sicherheit“ fehlerfrei aussprechen kann. Die ganz besonders Schlauen haben „Sicherheit“ schon als Herrschaftsinstrument entdeckt. Das funktioniert so, wie früher die Maulschelle des Vaters: Die Sicherheit ist zu deinem eigenen Besten. Selbst in arabischen Ländern ist der Sicherheitsglauben angekommen. Er scheint dabei zu sein, eine multikulturelle Internationalreligion zu werden. Letzthin tauchte ein Video aus Katar auf, in dem zu sehen war, wie sich ein Sicherheitsgläubiger vom Dach eines Hochhauses per Katapult in das riesige Fangnetz auf dem Dach eines anderen Hochhauses in etwa 300 Metern Entfernung schleudern ließ. Daß er das Fangnetz um mehrere dutzend Meter verfehlte und irgendwo in den Häuserschluchten der Stadt einem unbehelmten Ahnungslosen auf den Kopf gefallen sein muß, sei hier nur am Rande erwähnt. Er selbst hatte beim Abschuß ein Helmchen auf. Wegen der Sicherheit! Wir lernen: Unbehelmte Ahnungslose, die arglos in Häuserschluchten wandeln, können von behelmten Sicherheitsbewußten erschlagen werden. Und sie kommen ums Verrecken nicht in den Himmel. Kein Trost mehr auf dieser Welt. Nirgends. Wenigstens gibt es die Sicherheit.

Wie bitte? Ja, da hinten, Sie mit der grünblauen Jacke: Was wollten Sie sagen? – Daß der Christbaum auf dem Wolfratshausener Weihnachtsmarkt gar nicht wegen Sicherheitsbedenken abgeschafft worden sein könnte? Und daß das Sicherheitsargument ein Universalargument gegen alles ist, so ähnlich wie der „Umweltschutz“? Da könnten Sie recht haben. Aber warum soll es denn dieses Jahr keinen Christbaum geben auf dem Weihnachtsmarkt zu Wolfratshausen? Damit die religiösen Gefühle der muslimischen Wolfratshausener nicht verletzt werden? – Daß Sie sich das überhaupt zu denken trauen! Haben Sie keine Angst, Ihren Arbeitsplatz zu verlieren? Immerhin implizieren Sie doch, daß der Wolfratshausener Christbaumsicherheitsbeauftragte ein windiger Lügenbeutel sei! Ach so, Sie sind selbständig im Export von Heiligenfiguren nach Lateinamerika. Ja, dann können Sie sich einen solchen Gedanken natürlich leisten. Er hat ja durchaus etwas für sich.

Neulich waren der EKD-Vorsitzende Bedform-Strohm und der katholische Kardinal Marx zusammen auf dem Tempelberg in Jerusalem. Haben Sie das mitbekommen? Islamische Kleriker waren auch dort. Das muß eine recht harmonische Veranstaltung gewesen sein. Alle grinsen freundlich auf den Fotos. Der Bedford-Strohm und der Marx hatten aber listig die Kreuze an ihren Halsketten verschwinden lassen zum Zeichen ihrer christlichen Toleranz gegenüber der islamischen Intoleranz. Wir können von Glück reden, daß sie sich an diesem Tag nicht auch noch ihr Geschlecht selber ausgesucht hatten. Sonst hätten sie die Kreuze womöglich unter ihren Kopftüchern versteckt. Dazu dann noch dieses infantile  Gegrinse – und die Moslems hätten sie nicht mehr ernst genommen.

Eltern eines Schulkindes, die ihren Sproß nicht an einer schulischen Pflichtveranstaltung teilehmen ließen, welche im Besuch einer Moschee bestanden hätte, sollen nun 300 Euro Bußgeld zahlen. Haben Sie das gelesen? Kruzifixe in Klassenzimmern müssen aber kostenlos abgehängt werden, wenn es ein atheistischer Helmchenträger im Name der Sicherheit für seinen Seelenfrieden auf Erden einfordert. Sie meinen, das passe doch alles bestens zusammen, der fehlende Christbaum in Wolfratshausen, die deutschen Klerikalkomiker in Jerusalem und der Bußgeldbescheid? Da wird Ihnen jeder Sicherheitsbeauftragte aber etwas anderes erzählen! Und Sicherheitsbeauftragte sind heute fast alle. Die werden Ihnen sagen, daß Sie keine Kausalitäten erkennen sollen, wo es sich nur um Korrelationen handelt. Sie glauben nicht, daß es sich um Korrelationen handelt? Doch, doch, glauben Sie mir: Das eine hat dem anderen nichts zu tun. Es gibt keine Islamisierung. Das sieht nur so aus. Tatsächlich geht es immer nur um die Sicherheit.

 

Flattr this!


Viewing all articles
Browse latest Browse all 5603