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Der Wahn der Zeit – Eine politisch-philosophische Wochenschau

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Von Klaus Barnstedt

Satire damals und heute –Türkei-Deal – Merkels Geschwafel – SPD am Abgrund –   Türkentrank

Kritik an Jan Böhmermann, ohne Erdogan als Despoten in Schutz zu nehmen

Die Willkür und Beliebigkeit der Schmähungen gegen den türkischen Präsidenten machen die intendierte Satire von der Sache her gesehen eigentlich wirkungs- und bedeutungslos. Böhmermann selbst konnte kaum voraussehen, welche Dynamisierung die Angelegenheit entwickeln würde. Grundsätzlich handelt es sich so gut wie ausschließlich um isolierte Anwürfe, die auf substanzlose Kränkung abzielen. Wer möchte schon mit schlimmsten Sexualstraftätern in einem Atemzug genannt werden? (Ggf. die in dem „Gedicht“ vorkommenden Namen Fritzl und Priklopil googeln!) Was für ein pubertärer Schenkelklopfer, die fantasierten Geschlechtsorgane von Erdogan zu beschreiben!

Auch Satire darf und muss anders sein als zu Zeiten des begnadeten Dieter Hildebrandt (1927-2013) und dessen Satiresendung „Scheibenwischer“. Einfach aber nur um jeden Preis und auf Teufel komm raus schrankenlos sein zu wollen, bringt nichts und niemanden weiter.

Der Beitrag von Böhmermann an sich ist ein Zeichen von fortgeschrittener Dekadenz, weil er keinerlei Maß und Grenze kennt.

Die Behauptung, es handele sich um eine Satire auf eine Satire, es solle ja nur gezeigt werden, was nicht gehe, ist billig. Um zu zeigen, was nicht geht, muss man nicht scheinheilig derartige, abstoßende Details präsentieren. Außerdem müsste  Böhmermann begründen, wieso er sich ausgerechnet Erdogan als Demonstrationsobjekt ausgesucht hat, wenn er nur die Grenzen der Satire aufzeigen wollte.

Wann hören wir, seiner Logik folgend, demnächst Details über die Vagina und Gebärmutter von Angela Merkel, Claudia Roth und Katrin Göring-Eckardt, um endlich kulturbereichernd die „Grenzen satirischer Geschmacklosigkeit“ (M. Döpfner) wirkungsvoll auszutesten? Ich für meinen Teil kann gern darauf verzichten.

Wie läuft’s beim Türkei-Deal?

Können Sie sich noch erinnern? Gegen Ende des letzten Jahres forderte die CSU, zur besseren Kontrolle der eintreffenden Menschenmassen Transitzonen einzurichten. Man einigte sich in der Regierungskoalition auf den Kompromiss, über Deutschland verteilt drei bis fünf Registrierungszentren für die große Zahl von  Asylantragstellern zu installieren. Für dort Registrierte sollte eine strenge Residenzpflicht gelten.

Genauso wenig wie dies funktioniert hat, erweist sich der sogenannte Türkei-Deal als bloßer Aktionismus und in seiner Wirkung als Flop.

Angeblich verhindert die Türkei eine massenweise Überfahrt von Asylsuchenden nach Griechenland. Dafür organisieren Schlepper andere Fluchtwege, sodass die italienische Küstenwache in der letzten Woche Tausende Menschen auf dem Weg nach Europa aufgegriffen hat.

Weiterhin kommt es am Grenzzaun zu Mazedonien auf griechischer Seite zu gewalttätigen Aktionen. Von den dort Gestrandeten 10.000 Menschen werfen junge Männer bei gezielten „Angriffswellen“ Steine auf mazedonische Sicherheitskräfte, die wiederum mit Tränengas antworten. Aufseiten der Demonstranten ist es bereits zu schweren Verletzungen gekommen, dies auch, weil Angehörige verschiedener Ethnien in aggressiver Stimmung aufeinander losgehen.

Die Versorgungslage in dem Lager Idomeni ist katastrophal. Die Menschen sind mehr als desillusioniert und können nicht begreifen, warum die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sich nicht um ihr Schicksal kümmert und sie in Stich lässt.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/fluechtlinge-in-idomeni-gewalt-und-chaos-sind-alltaeglich-geworden-a-1087046.html

 „Geschwafel“ der Bundeskanzlerin

Selbst aus Übersee kommt heftige Kritik an Merkels Verhalten gegenüber Erdogans Reaktion in der Böhmermann-Angelegenheit. Die Washington Post schimpft über ihr „Geschwafel“ und hält ihr vor, wegen der erhofften Hilfe durch die Türkei bei der Eindämmung der Migrantenkrise vor dem wutschnaubenden Despoten eingeknickt zu sein.

Dies könne auch andere Regime ermutigen, ausländische Kritiker mundtot zu machen.

http://www.welt.de/politik/ausland/article154361811/Washington-Post-schimpft-ueber-Merkels-Geschwafel.html

Stegner springt im Dreieck

 Die Umfragewerte der SPD befinden sich im Sinkflug. Nach einer bundesweiten jüngsten Umfrage würden die Sozialdemokraten nur noch 19,5 Prozent der Wählerstimmen erhalten.

Wenn die SPD damit immer noch eine Volkspartei sein soll, dann ist dies die AfD mit einem Stimmenanteil von 24,3 Prozent erst recht, zumindest schon in Sachsen-Anhalt.

Das HB-Männchen der SPD, Vizevorsitzender Ralf Stegner, macht für die miserablen Umfragewerte zu seiner Partei Horst Seehofer und Angela Merkel verantwortlich.

Selbst nicht gerade die Gelassenheit in Person, bezeichnet Stegner Horst Seehofer als einen „pubertierenden Halbstarken“, weil er ständig auf die Bremse trete.

Wieso Merkel durch ihr Verhalten in der Böhmermann-Staatsaffäre für den seit Monaten zu beobachtenden Niedergang der SPD verantwortlich sein soll, erscheint auch nicht gerade logisch.

Wie wäre es, bei allen anstehenden Sachfragen ein eigenes überzeugendes Profil zu entwickeln, als ausschließlich mittels unsachlicher Kritik gegenüber den anderen Parteien politisch überleben zu wollen?

http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2016-04/37059768-stegner-macht-merkel-und-seehofer-mitverantwortlich-fuer-umfragetief-003.htm

Dringende Warnung an alle Konzertleiter_innen und Musiklehrer_innen (Achtung: Satire!)

 In der islam- und zuwanderungsbegeisterten Presse wurde am letzten Mittwoch völlig überraschend vor unkalkulierbaren Angriffen Erdogans auf deutsches Kultur- und Bildungsgut gewarnt.

Dreht der türkische Präsident voll auf oder schon durch?

Wie aus bestens informierten Kreisen zu erfahren war, strebt Erdogan ein gemeinsames Vorgehen der Türkei mit der deutschen „Kontrollinstanz für gendergerechte und antirassistische Sprache“ (kifgars) an. Die letztgenannte Einrichtung wird übrigens vom Familienministerium bezuschusst.

 Es ist deshalb dringend davon abzuraten, das Lied „C-a-f-f-e-e-, trink nicht so viel Kaffee“ in Chören oder im Musikunterricht einzuüben, auch wenn dabei auf einen großartigen musikpädagogischen Ansatz verzichtet werden muss. Die Buchstabenfolge c-a-f-f-e-e steht für die ersten sechs Töne des bei Lehrkräften beliebten Liedes.

Hier ein entsprechender Hinweis einer norddeutschen Zeitung aus Bremen, des „Weser-Kurier“:

Türkentrank (von Hendrik Werner)

Der türkische Staatspräsident Erdogan hat am Dientag erneut juristische Konsequenzen aus einer vermeintlichen Verleumdung gezogen. Diesmal richtet sich sein Zorn gegen ein deutsches Volkslied, das freilich weniger infantil ist als zuletzt die schmählichen Einlassungen von Jan Böhmermann und Dieter Hallervorden.

Bei dem mit einer Unterlassungsklage belegten Werk handelt es sich um eine Komposition des sächsischen Lehrers Carl Gottlieb Hering (1766 bis1853), die hierzulande als Kaffee-Kanon bekannt ist: „C-a-f-f-e-e, / Trink nicht so viel Caffee! / Nicht für Kinder ist der Türkentrank, / Schwächt die Nerven, / Macht dich blass und krank. / Sei doch kein Muselmann, / Der ihn nicht lassen kann!“

Erdogans Anwälte weisen darauf hin, das Lied beleidige 78 Millionen Türken, weil sie darin pauschal als hypernervöse Koffein-Junkies mit fahlem Teint verunglimpft würden. Zudem verschweige der Song, dass Kaffee ursprünglich aus dem äthiopischen Hochland stamme, nicht aus der Türkei. Mithin sei der Text ein „schamloses Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ …

 

 

 

 

 

 

 

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