Wieso wir unser Vertrauen verloren haben, wie sich Banken und Politiker planvoll irren, und wie sie uns von allen Seiten einkreisen / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel
Alle beklagen den „wachsenden Vertrauensverlust“ in einst angesehene Institutionen. Und sie fragen sich, woher der bloß kommt, der Vertrauensverlust. Ja, woher nur? Vielleicht von hier: Den einst „angesehenen Institutionen“ wie Regierungen, Banken oder Expertenkreisen schenkten wir unser Vertrauen, weil wir glaubten, dass die mehr wissen als wir, weiter blicken konnten als die halbgebildete Allgemeinheit und daher im Stande und (vor allem!) auch entschlossen waren, die großen Probleme zum Nutzen der Allgemeinheit zu lösen.
Mittlerweile fragen wir uns in verstörender Häufigkeit, ob die Vertreter dieser Institutionen entweder komplett verblödet sind oder ob sie uns in einer Tour veräppeln. Mit anderen Worten: Ob sie es schlicht nicht können und wir ihre Kompetenz bei Weitem überschätzt haben. Oder ob sie einen finsteren Plan verfolgen.
Fangen wir an mit dem prominenten Beispiel der Notenbanken, einst Hort von Stabilität und Verlässlichkeit. Sie fuhrwerken in Gestalt der Europäischen Zentralbank unter Mario Draghi in unserem Geld herum, dass einem schwindelig wird.
Draghi hat die Leitzinsen unter null gedrückt – und warum? Damit wir weniger fürs Alter sparen und mehr ausgeben, behaupten die Fachleute mit Draghi vorneweg. Nun jedoch wundern sie sich, dass die Null- und Negativzinsen genau das Gegenteil hervorgerufen haben: Die Leute sparen nicht weniger, sondern mehr als früher.
Die Experten behaupten, sie seien von dieser Entwicklung „überrascht“, was uns in Erstaunen versetzt. Was hatten diese Pinsel denn erwartet? Haben die wirklich noch nie dabeigesessen, wenn ein Bankberater mit seinem Kunden über Altersvorsorge redet?
So ein Gespräch läuft von alters her immer gleich ab: Als erstes fragt der Berater seinen Kunden nach der „Zielsumme“, also danach, was er im Alter pro Monat zur Verfügung haben möchte. Dann wird gerechnet. Die „Zielsumme“ setzt sich klassischerweise aus zwei Teilen zusammen: die monatliche Sparleistung plus die prognostizierten Zinsgewinne. Je höher die Zinsgewinne ausfallen, desto weniger muss der Kunde in seine Altersvorsorge selber einzahlen. Das bedeutet, wenn die Zinsen fallen und fallen, muss die Sparleistung steigen und steigen, damit am Ende die gleiche Summe herauskommt.
Ist doch völlig logisch, oder? Ja, für Sie und mich vielleicht. Nicht jedoch für Signor Draghi und seine „Fachleute“. Die haben (angeblich) exakt das Gegenteil vorhergesehen und sind nun, wir erwähnten es, ganz aus dem Häuschen vor Verblüffung, dass eins und eins tatsächlich zwei ergeben.
Und die nächste Verblüffung steht schon an. Seit Jahren schwören uns Draghi und Co., dass ihre uferlose Gelddruckerei nie und nimmer in eine verheerende Inflation führen werde. Den Einwand, dass das, was sie da treiben, in der Geschichte schließlich immer in einem Desaster für den Geldwert und die Sparer geendet sei, wischen sie vom Tisch: Heute sei alles anders.
Plötzlich aber lesen wir in der Fachpresse, dass Volkswirte vor einem bevorstehenden Geldwertverlust warnen, der schon in diesem Jahr anfangen werde. Und zwar weshalb? Genau: Wegen der monströsen Gelddruckerei der Notenbanken.
Wieder fragt man sich: Dummheit oder fieser Plan? Betrachten wir erst mal den zu erwartenden Schaden. Im kommenden Jahr sei mit einer Teuerung von zwei Prozent zu rechnen, heißt es. Wenn es keine Zinsen mehr gibt, gehen uns also pro Jahr zwei Prozent komplett verloren.
Zwei Prozent? Aber das ist doch nichts, macht bei 100 Euro einen Wertverlust von zwei Euro – beim nächsten Ausflug Butterbrot einpacken statt Würstchen am Stand kaufen, und schon ist alles wieder glatt.
Stimmt schon, nur geht’s beim Vorsorgesparen um mehr als 100 Euro, und es geht um viele Jahre. Rechnen wir mal nach: Wer 10000 Euro über 20 Jahre anlegt und jedes Jahr zwei Prozent verliert, hat am Ende noch den Gegenwert von knapp 6700 Euro, ein ganzes Drittel ist futsch. Schlimmer noch: Wenn so eine Inflation erst Fahrt aufgenommen hat, ist sie nur schwer zu stoppen. Bei fünf Prozent Geldentwertung schrumpfen die 10000 in 20 Jahren auf karge 5600, bei zehn Prozent Inflation ist ihr Wert am Ende auf 1200 eingedampft – das Geld ist praktisch weg.
Wieso weg? Es heißt doch, Geld ist nie weg. Wenn Sie es nicht mehr haben, hat es nur ein anderer. Richtig! Und wer ist das?
Aufgepasst, jetzt wird es dreckig. Sie kennen den Spruch: Eine Bank, das ist jemand, der bei Sonnenschein Regenschirme verteilt, um sie bei den ersten grauen Wolken hastig wieder einzusammeln. Bedeutet: Geld wird am meisten denen geliehen, die es am wenigsten benötigen, die also am reichsten sind.
Am „reichsten“ von allen sind die Staaten und die Großbanken. Halt, Sie haben ja recht: Die Staaten haben keinen Pfifferling, sondern holen sich jeden Cent bei den Steuerbürgern. Stimmt, aber die Politiker können ja per Gesetz selber bestimmen, wie viel sie sich von uns holen.
Die Banken wiederum, das haben wir 2008 gelernt, sind „systemisch wichtig“. Das heißt: Wenn die in ihr selbst gegrabenes Loch plumpsen und pleite gehen, platzt der Mond und erlischt die Sonne und alle müssen sterben. Deshalb holen sich die Politiker bei uns Bürgern jede Summe ab, die die Großbanken benötigen.
Wenn es keine Zinsen gibt, können die sich das Geld sogar für lau holen, als Kredit, der über die Jahre hinweg in der Inflation verdunstet, völlig ohne schmerzhafte Rückzahlung. So wird Ihr Geld ganz sanft und leise umverteilt an Regierungen und Großbanken.
Damit ist die Eingangsfrage wohl beantwortet: Sie sind nicht verblödet, die „einst angesehenen Institutionen“, sie können „es“ sehr wohl. Sie folgen nur einem Plan, der so übel gestrickt ist, dass man ihn uns besser nicht erzählt.
Daher müssen uns Draghi und seine Komplizen diesen Quatsch vorbeten, dass sie hofften, mit Null- und Negativzinsen die Leute zum Geldausgeben zu bewegen, damit der Konsum die Wirtschaft in Schwung bringe.
Im Gegenteil: Sie wissen sehr gut, dass wir ihretwegen sogar mehr sparen, um den Zins- und Inflationsverlust auszugleichen. Sie freuen sich darauf, uns die Ersparnisse abzuknöpfen.
Doch was machen sie, wenn sie unser Geld verpulvert haben? Wenn keines mehr zu holen ist?
Dann müssen sie an unsere Sachwerte ran. Aus Griechenland kommt gerade die Meldung, dass die Regierung den Plan verfolge, die Bürger zur Anmeldung aller ihrer Besitztümer zu zwingen. Nicht nur Häuser, Bargeld und so, auch Gold, Schmuck, Gemälde, Antiquitäten – alles, was sich zu Geld machen ließe.
Wir wollen hoffen, dass das eine Ente ist. Aber heutzutage … Wie dem auch sei: Aufgrund von so einem Meldezwang kann die Regierung den Leuten bei Bedarf auch die Sachwerte abziehen, natürlich nur zum Wohle der sozialen Gerechtigkeit. Oder zur Rettung „systemisch wichtiger“ Großbanken, weil sonst der Mond … Sie erinnern sich.
Die Griechen haben das Glück, dass ihre Bürokratie gern Löcher lässt. Unsere Bürokraten sind da aus ganz anderem Holz. Die ziehen jeden Wahnsinn bis zum bitteren Ende durch…